Armin Rohde und Ludger Pistor suchen als Dortmunder Langzeitarbeitslose den Sinn im Leben: Das ist humorig, sozialkritisch – und gut erzählt.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Armin Rohde als Günther Kuballa
Ludger Pistor als Wolfgang Krettek
Therese Hämer als Karin Krettek
Cristina do Rego als Jessi Krettek
Ramona Kunze-Libnow als Frau Gottschalk
Tilo Prückner als Theo
Albrecht Ganskopf als Rolf Sonne
Hinter der Kamera:
Produktion: Bavaria Fiction GmbH
Drehbuch: Ingo Haeb
Regie: Micha Lewinsky
Kamera: Peter von Haller und Daniel EberhardDen Langzeitarbeitslosen Günther Kuballa (Armin Rohde) und Wolfgang Krettek (Ludger Pistor) droht in ihrem beruflich trostlosen Alltag die nächste Hiobsbotschaft. Schnitzelbudenbesitzer Theo (Tilo Prückner) will die Stammkneipe der Beiden bald schließen, und seine Tochter, die das Objekt einmal erben soll, hält nichts davon, dem enthusiastischen Günther Gelegenheit zu bieten, sich als Wirt auszuprobieren, um den preiswerten Bezugsort im Viertel erhalten zu können – es sei denn, ihm gelänge es, in wenigen Tagen zehntausend Euro als Anzahlung aufzubringen.
Da kommt es ihm gerade recht, dass die Frau seines besten Freundes Wolfgang wieder mit einem alten Verehrer in Kontakt getreten ist, der sich als schnöseliger Multimillionär herausstellt. Doch obwohl gerade Günthers ungelenker Habitus bei dem betuchten Halstuchträger gut ankommt, hat der ein eisernes Credo im Leben: niemals irgendjemandem Geld leihen – erst recht nicht Freunden.
Bald entdecken Günther und Wolfgang trotzdem die eine oder andere Möglichkeit, dem reichen Typen ein paar Tausend Euro aus der Tasche zu ziehen. Als dies jedoch auf Kosten eines griechischen Kleinselbstständigen zu gehen droht, der daraufhin wieder mit einem Bein in der Vorhölle des Jobcenters stünde, fassen sich die beiden Schnitzelbrater in spe ein Herz, obwohl sie kurz vor dem Ziel standen – um am Schluss, nach einem weiteren waghalsigen Komplott, doch noch vom Schicksal belohnt zu werden.
Obwohl dieser Stoff nicht die intellektuell schärfste Auseinandersetzung mit deutschen Präkariatslebensläufen sein mag, ist er doch eine der eingängigsten und würdevollsten Varianten: Trotz ordentlicher Ausbildung und redlicher Bemühung finden Günther (einst Tierpfleger) und Wolfgang (ehemals Fachverkäufer für Herrenoberbekleidung) eher aus wirtschaftlich-strukturellen als aus erwerbsbiographisch-persönlichen Gründen keinen Job mehr. Doch anstatt sie aufgrund ihrer begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten und entsprechend eingeschränkter gesellschaftlicher Teilhabe wie bei «Berlin – Tag & Nacht» oder «Schwiegertochter gesucht» zum Spott freizugeben, bleibt die erzählerische Ausgestaltung dieser beiden Figuren stets warmherzig und integer, ohne jemals zu säftelndem Sozialmitleid oder anmaßender Bevormundung zu degenerieren.
Gleiches trifft auf die andere Seite des sozialen Spektrums zu, das in «Schnitzel Deluxe» auftritt: den neureichen Villenbesitzer und Kunstsammler, der trotz einer gewissen Exzentrik und wirtschaftlich potenter Selbstbesoffenheit nicht als unwandelbarer, hoffnungsloser Antagonist geführt wird, sondern trotz seiner dramaturgischen Opferrolle einen würdevollen, aufrichtigen Standpunkt behalten darf.
Das Ausmaß an – treffsicherer – implizierter Sozialkritik ist in diesem Film deutlich reichhaltiger als in den meisten vergleichbaren Produktionen, was neben dem angenehm unprätentiösen Drehbuch auch den beiden markanten Hauptdarstellern zu verdanken ist. Will man den Film mit inhaltlich ambitionierteren vergleichen, so fällt auf, dass seine gesellschaftlich-politischen Forderungen zwar auch in Form konkreter Impulse („Weg mit Hartz IV!“) vorgetragen werden, aufgrund ihres beiläufigen Anspielungscharakters aber deutlich angepasster, verträglicher, braver bleiben, als sie diesem Stoff gutgetan hätten. Ungeachtet dessen: Auch wenn das Schnitzel vielleicht nicht Deluxe ist, so ist es nichtsdestotrotz knusprig angebraten und genau richtig gewürzt.
Das Erste zeigt «Schnitzel Deluxe» am Mittwoch, den 9. Januar um 20.15 Uhr.
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09.01.2019 13:57 Uhr 1