Am Sonntagabend ging in Sat.1 die erste Folge des neuaufgelegten «Dancing on Ice» auf Sendung. Dabei haben die Verantwortlichen ordentlich Geld in die Hand genommen, vor allem optisch wusste das Format zu überzeugen. Wer «Let’s Dance» mag, dürfte auch mit der Sat.1-Sendung glücklich werden.
Die ProSiebenSat.1-Sender sind dieser Tage im Tanzfieber. Schon im Dezember startete bei ProSieben
«Masters of Dance» - eine wertig produzierte Tanzshow, die sich an professionelle Einzeltänzer und Gruppen richtet. In Sachen Innovation wusste die Sendung allerdings wenig zu überzeugen, die Erzählweise erinnerte an «The Voice of Germany» (zu unserer TV-Kritik geht es
hier). Verhalten fiel auch die Resonanz der Zuschauer aus, die «Masters of Dance» nach einem soliden Start zuletzt komplett durchfielen ließen. Angesichts von tief einstelligen Marktanteilen dürfte man bei ProSieben also gar nicht unglücklich sein, dass am kommenden Donnerstag bereits die letzte Folge zu sehen sein wird.
Auf bessere Quoten wird man nun bei Sat.1 hoffen, das am Sonntagabend die erste Folge von
«Dancing on Ice» auf Sendung schickte. Kommt Ihnen bekannt vor? Das ist sehr gut möglich. Schon vor gut zwölf Jahren zeigte RTL eine Staffel der Sendung, die damals von Wayne Carpendale und Mirjam Weichselbraun moderiert wurde. Die Show kam im Spätherbst 2006 auf mehr als vier Millionen Zuschauer und über 15 Prozent der Umworbenen - und stellte demnach nach früheren Maßstäben keinen Quotenerfolg dar.
Es kam also wie es kommen musste: Die Sendung wurde abgesetzt. ProSieben, das im selben Jahre das ähnlich gelagerte «Stars auf Eis» ausstrahlte, hielt immerhin zwei Staffeln durch, stellte das Format danach aber ebenfalls ein. Sat.1 dürfte jubeln, wenn die Neuauflage von «Dancing on Ice» auch nur ansatzweise an frühere RTL-Werte anknüpfen würde. Doch hat die Sendung das Zeug dazu, um auf dem schwierigsten Sendeplatz der Woche - am Sonntagabend - anzukommen?
Großes Live-Fernsehen am Sonntagabend
Wer tanzt mit?
- Entertainerin Désirée Nick und Alexander Gazsi
- Sängerin Sarah Lombardi und Joti Polizoakis
- Curvy Model Sarina Nowak und David Vincour
- Moderatorin Aleksandra Bechtel und Matti Landgraf
- Musik-Star John Kelly und Annette Dytrt
- Bob-Olympiasieger Kevin Kuske und Myriam Leuenberger
- Schauspieler Timur Bartels und Amani Fancy
- Tanz- und Fitness-Coach Detlef Soost und Kat Rybkowski
Zunächst einmal ist es löblich, dass sich Sat.1 überhaupt noch an eine große Live-Show am letzten Tag der Woche herantraut. Gerade auf dem Sendeplatz am Sonntag hat abseits von «The Voice of Germany» zuletzt wenig im Showbereich funktioniert. Von diesem Risiko hat man sich bei der Produktionsfirma ITV Studios Germany sowie beim Sender aber offenbar nicht einschüchtern lassen. Schon das Studio mit seiner riesigen Eisfläche macht Eindruck und bildet den idealen Rahmen für acht Tanzdarbietungen, die der Zuschauer im Laufe des Abends geboten bekommt.
Wie genau das abläuft, dürfte Tanzshow-Fans durchaus bekannt vorkommen. In einem Einspiel-Film werden zunächst Promi und professioneller Tänzer beim Üben gezeigt, gefolgt von einem Live-Auftritt auf der Bühne und der obligatorischen Jury-Bewertung. «Dancing on Ice» ist wie «Lets’s Dance» auf Kufen - und das ist an dieser Stelle gar nicht mal negativ gemeint, schließlich kommt die RTL-Show seit vielen Jahren bei einem großen Publikum sehr gut an. Eigene Akzente weiß die Tanzshow dafür in Sachen Inszenierung zu setzen. Die große und farbenreich bespielte LED-Wand, die eindrucksvollen Kamera-Fahrten und ein grandioses Opening zu Beginn der Show unterstreichen, dass «Dancing on Ice» vor allem auch etwas fürs Auge ist.
Gelungen ist Sat.1 auch die Kandidatenwahl; hier kann man mit prominenten Teilnehmern von Sarah Lombardi über Detlef Soost bis hin zu Désirée Nick auf eine bunte und bekannte Mischung verweisen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Promis, die bereits seit Oktober trainieren, in der Show mit Herzblut dabei sind. Dass gleich mehrere Kandidaten nach ihrem Auftritt Tränen in den Augen haben, ist zumindest ein mehr als deutlicher Hinweis darauf, dass bei «Dancing on Ice» echte Emotionen im Spiel sind - ein Umstand, der sich auch auf den Zuschauer überträgt.
Schwache Wortspiele in der Moderation
Einen ordentlichen Job leistet das Moderatoren-Duo, in dem sich Daniel Boschmann und Marlene Lufen wiederfinden. Nachdem die beiden am Anfang noch recht aufgeregt wirken, scheinen sie sich im Laufe des Abends spürbar wohler zu fühlen. Nicht so richtig zünden wollen hingegen die Gags und Wortspiele der beiden, die in vielen Fällen eher für Facepalm-Momente und weniger für Lacher sorgen. „Der Club der roten Aftershow-Bänder“ und „Bombardi“ (für Lombardi) sind hier nur zwei Spitzen des Eisbergs. Aber das ist eine der kleineren Baustellen, an der sich arbeiten lässt.
Noch eine Gemeinsamkeit zu «Let’s Dance»: Über das Weiterkommen der Teilnehmer entscheiden TV-Zuschauer via Telefonvoting und Jury gleichermaßen. Leider hat es Sat.1 dabei versäumt, den Juroren Punktetafeln zur Verfügung zu stellen. Natürlich ist das nur eine Kleinigkeit. Und trotzdem führt sie dazu, dass der erste Juror in jeder Bewertungsrunde zwangsläufig einen Anker setzt, der die nachfolgenden Jurymitglieder wiederum unbewusst beeinflusst. Das macht abweichende Meinungen und interne Jury-Auseinandersetzungen unwahrscheinlicher - und nimmt letzten Endes auch ein wenig Salz aus der Suppe.
Ansonsten benutzen die vier Jurymitglieder in ihren Wertungen vor allem viele Floskeln, die man so schon häufig in anderen Castingshows gehört hat. Am deutlichsten werden Daniel Weiss und Katarina Witt, die bei allem Respekt vor den Tänzern auch schärfere Kritik äußern, "Löwin" Judith Williams und Tänzer Cale Kalay bleiben dagegen fast ausschließlich beim Loben. Eine wichtige Rolle spielt die Jury noch ganz am Ende der Sendung, dort spricht sie das letzte Wort. Von den zwei Paaren, die die schwächste Wertung erhalten haben, schickt sie eines endgültig aus dem Wettbewerb. In der Auftaktfolge trifft es übrigens Désirée Nick, sie muss nach einem kurzen Duell mit Sarina Nowak als erste das Handtuch nehmen.
Warum sich das Einschalten bei «Dancing on Ice» lohnt...
Unterm Strich überwiegt nach dem «Dacing on Ice-»Auftakt ein positiver erster Eindruck. Der Show gelingt es durch die Live-Situation gut, ein Gefühl von Unmittelbarkeit vom TV-Studio ins heimische Wohnzimmer zu übertragen. Mit einer stimmigen Kandidatenmischung und einer tollen Studiokulisse ist die Sendung damit familienfreundliche Unterhaltung für den winterlichen Sonntagabend. Und trotzdem stellt sich bei allem Lob die Frage, ob Sat.1 die Sendezeit nicht wieder überdehnt hat. Mit einer Laufzeit bis 23.20 Uhr kommt die erste Folge wie so viele andere Showformate auch extrem lang daher. Ob ausgerechnet der Sonntagabend für ein XXL-Showformat geeignet ist? Verdient hätte sich die Tanzshow ein erfolgreiches Abschneiden allemal.
Wie hat Euch der Auftakt von «Dancing on Ice» in Sat.1 gefallen?
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