In Sat.1 wird wieder tierisch ermittelt. Über 20 Jahre nach dem Start von «Kommissar Rex» erschnüffelt nun ein Bullmaststiff die Mörder. Wie sehr Moser und Rex ein Vorbild waren, wo der USP der neuen Serie liegt und wie sich die deutsche Serie jüngst entwickelt hat, haben wir mit Produzent Lasse Scharpen besprochen.
Zur Person
Geboren 1986, machte Scharpen seine ersten Schritte in der Film- und Fernsehwelt in Hollywood, wo er den Produzenten von Filmen wie «The Ring» und «Hangover» assistierte. In den Jahren darauf arbeitete er als Aufnahmeleiter und Regieassistent für diverse ZDF-Formate, darunter «Wetten, dass..?». Neben seiner Tätigkeit für das Zweite studierte er an der „Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf“ im Fach Produktion. Parallel dazu gründete er eine Produktionsfirma, mit der er bis heute drei Kinofilme («Echolot», «At Home», «Blind und Hässlich») produziert hat.Sie produzieren der «Der Bulle und das Biest», die neue Crime-Serie für Sat.1. Wie viel «Kommissar Rex» steckt drin?
Es ist offensichtlich, dass da Ähnlichkeiten vorhanden sind. Wir greifen diese in Folge 1 mit einem kleinen Augenzwinkern auf. Aber mehr noch als «Kommissar Rex» würde ich unsere Serie mit «Mein Partner mit der kalten Schnauze» vergleichen: Auch bei uns gibt es weniger Partnerschaft, dafür aber mehr Konkurrenz.
Man sagt so salopp, dass man wirklich gute Stoffe auch daran erkennt, dass sie einem so simplen Prinzip folgen, dass man sie in zwei bis drei Sätzen erklären kann. Wie sähe das bei Ihnen aus?
Als ich die Serie vor zwei Jahren bei Sat.1-Chef Kaspar Pflüger und Fiction-Chefin Yvonne Weber gepitcht habe, habe ich es runtergebrochen auf: Zwei Machos, die in einer 1-Zimmerwohnung miteinander klar kommen müssen. Es soll möglichst viel Reibung zwischen beiden entstehen. Zudem haben wir eine intensive Horizontale. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass sich herausstellen wird, dass die beiden doch enger miteinander verknüpft sind, als man anfangs denkt.
Das heißt, je nach Sichtweise ist mal der eine der Kommissar und der andere das Biest?
Beide schenken sich jedenfalls nichts.
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Ich glaube, «Der Bulle und das Biest» hat das Zeug dazu, die Serienüberraschung im Jahr 2019 zu werden. In der Serie steckt mehr drin, als es der Titel vermuten lässt. Unsere Geschichten haben eine große Vielschichtigkeit.
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Produzent Lasse Scharpen
Mit welcher Geschichte und welchen Themen wollen Sie abseits des „Falls der Woche“ überzeugen?
Auf erster Ebene haben wir da den Typen mit dem Hund. Beide müssen sich erst einmal aneinander gewöhnen. Das geht nicht ohne Konflikt. Auf zweiter Ebene haben wir versucht, dem Format eine nicht direkt zu vermutende Tiefe mitzugeben. Ich glaube, «Der Bulle und das Biest» hat das Zeug dazu, die Serienüberraschung im Jahr 2019 zu werden. In der Serie steckt mehr drin, als es der Titel vermuten lässt. Unsere Geschichten haben eine große Vielschichtigkeit. Wir haben sehr unterschiedliche Tonalitäten – es gibt sehr ernste Stränge, es gibt ulkige Geschichten, es gibt emotionale Momente. Zudem haben wir diese intensive Backstory.
Wie wichtig ist denn diese Backstory?
Wir geben ihr viel Raum. Es wird eine ganze Episode geben, die sich nur mit dieser Geschichte befasst. Grundsätzlich beginnt jede Episode immer mit dem Bullen und dem Biest. Noch bevor es zum Fall der Woche kommt, starten wir mit den beiden und ihrer persönlichen Geschichte.
Sat.1 hat zehn Episoden bestellt, Sie haben also genug Zeit, damit eine Bindung zwischen den Charakteren und den Zuschauern entsteht?
Ich habe 2018 zusammen mit Gerda Müller sechs Episoden der neuen ZDF-Serie «SOKO Potsdam» produziert. Da haben wir uns genau diese Frage gestellt. Wir haben dort auch zwei wirklich exotische Hauptfiguren und Gott sei Dank haben die Zuschauer die beiden trotz der kurzen Staffel gut angenommen. Bei sechs Folgen denkt man immer: Reicht das? Mit zehn Stück für Sat.1 sind wir doch bei einer sehr vernünftigen Zahl für eine Pilotstaffel. Wir haben genug Zeit, damit sich unsere Horizontale entfalten kann. Spätestens mit unserer Folge 10 weiß der Zuschauer dann auch, wie alles zusammenhängt. Ich hoffe, dass wir dem Publikum damit dann auch Lust auf mehr machen. Die Arbeiten an den Büchern der zweiten Staffel laufen auf jeden Fall schon.
«Der letzte Bulle» ist nun über zehn Jahre her. Wie haben sich denn die Erwartungen und Herangehensweisen an eine deutsche Krimiserie im Privatfernsehen seitdem geändert?
Darüber habe ich tatsächlich kürzlich mit Robert Dannenberg und Stefan Scheich gesprochen. Die beiden haben «Der letzte Bulle» aufgesetzt und für «Der Bulle und das Biest» zwei Bücher geschrieben. Es ist sicherlich so, dass Zuschauer und Sender heute eine andere Erwartungshaltung an Primetime-Serie haben. Der erzählerische Anspruch hat sich verschoben. Uns macht es Spaß, dass wir jetzt in einer anderen Komplexität entwickeln können und erzählerisch größere Sprünge machen dürfen und auch sollen.
Ihre Serie läuft nun zusammen mit «Einstein» am neuen Sat.1-Montag. Ein gutes Team?
Auf jeden Fall. Wir haben zwar als Produktion nichts mit der Entscheidung des Sendeplatzes zu tun, freuen uns aber auf den neuen Sat.1-Montag. Ich hoffe, dass dieser ein neuer Fixpunkt für deutsche Fiction wird.
Zum Abschluss, «Kommissar Rex» wird ja heute noch für den italienischen Markt produziert. Haben Sie mal reingeschaut?
Tatsächlich haben wir sehr viel gesichtet. Am Ende sind wir alle überein gekommen, dass die tollsten «Kommissar Rex»-Szenen natürlich in der ersten Staffel stecken. Wir waren ehrlich überrascht, auf welchem Niveau das produziert wurde. Insbesondere der Pilotfilm, also die Geschichte, wie Hund und Herrchen zueinander finden, ist nach wie vor richtig klasse.
Danke für das Gespräch.
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