Einschalttipp - nicht nur wegen des Hundes. Selten hat ein Film so gekonnt so viele Beziehungsthematiken unter einen Hut gebracht.
Cast & Crew
- Darsteller: Ronald Zehrfeld, Laura Tonke, Eleonore Weisgerber, Günther Maria Halmer, Sebastian Schwarz, Wanda Perdelwitz
- Musik: Daniel Hoffknecht
- Kamera: Carol Burandt von Kameke
- Buch: David Ungureit
- Regie: Max Zähle
Sonja und Marc, ein glückliches Paar mit Hund, einer Zukunft und viel Liebe füreinander. Zumindest war es einst so. Jetzt sind sie auf dem Weg ihr gemeinsames Wochenendhaus zu verkaufen, die Beziehung ist beendet und die Gefühle füreinander sind kalt und abgestumpft. Auf der gemeinsamen Fahrt sind die beiden somit regelrecht dazu gezwungen Zeit miteinander auf engstem Raum zu verbringen. Sie lassen dabei nicht nur die entscheidenden Momente ihrer gemeinsamen Zeit Revue passieren, sondern reflektieren die Streitigkeiten, die Liebe und die Ziele ihrer vergangenen Beziehung.
Mit der Genrebezeichnung „Melodrama“ verbinden viele entweder seichte Liebesdramen oder aber Liebesgeschichten, die mit einer Prise Dramatik zu kämpfen haben, bevor das obligatorische Happy End eintritt. Doch bei dem Fernsehfilm «Bist du glücklich?» darf man keineswegs eine weichgespülte Schnulze oder gar eine romantische Komödie erwarten. Vielmehr wird dem Zuschauer ein Beziehungsdrama geboten, was 90 Minuten lang höchst gefühlvoll erzählt wird und zu keinem Moment den Fehler begeht und in eine kitschige Richtung gleitet.
Die filmischen Qualitäten kann man bei «Bist du glücklich?» praktisch an jeder Stelle finden. Die beiden Hauptdarsteller Laura Tonke und Ronald Zehrfeld sind optimal besetzt und spielen ihre Rolle als verliebtes oder eben zerstrittenes Paar lebensnah und facettenreich. Beide haben ihre Ecken und Kanten, streiten sich, haben ihre Geheimnisse voreinander, aber zeigen sich auch ihre Liebe zueinander. Besonders deutlich wird dies durch die Erzählstruktur, mit der der Film arbeitet.
Der Weg des getrennten Paares zum Ferienhaus und der spätere Aufenthalt darin werden immer wieder unterbrochen von Rückblenden, in denen die Beiden als glückliches Paar an denselben Stellen waren. Diese Struktur wird im weiteren Verlauf des Films weiter ausgebaut, sodass das Publikum jede Aussage der Beiden umgehend als Lüge oder als die Wahrheit entlarven kann. Dies führt nicht nur dazu, dass man detailliert nachvollziehen kann, warum sich die Beziehung zur Trennung entwickelte, sondern vermittelt dem Zuschauer auch die Sympathien, die die Beiden noch füreinander haben.
Man könnte meinen, dass die raffinierte Erzählweise des Films auf mehreren zeitlichen Ebenen schnell dazu führt, dass man den Faden verliert. Doch dem ist nicht so. Der Editor des Films, Stefan Blau, hat die Zeitebenen gekonnt miteinander verwebt, sodass man sich stets darüber im Klaren ist, an welchem Punkt der Beziehung man sich befindet. Die Übergänge sind dabei kunstvoll miteinander verbunden und ein geübtes cineastisches Auge wird die Schnitte und die dazugehörige Bildkomposition zu schätzen wissen.
«Bist du glücklich?» verliert nie die Menschlichkeit seiner Charaktere aus den Augen, denn jeder Streit wirkt realistisch, bleibt nachvollziehbar und stellt den Zuschauer selbst vor die Frage, hinter welchen der Beiden er sich stellt. Die Qualität des Films wurde bereits zuvor herausgestellt: bei dem Biberacher Filmfestspielen gewann der Film die Auszeichnung „Bester Fernsehfilm“ – und das vollkommen zu Recht.
Fazit: Mit «Bist du glücklich?» kommt ein Melodrama auf die Mattscheibe, an das sich der Zuschauer auch noch lange nach dem Abschalten erinnern wird. Selten hat ein Film so gekonnt so viele Beziehungsthematiken unter einen Hut gebracht. Man fühlt mit den Charakteren mit, kann sie nachvollziehen, muss sich aber gleichzeitig für eine Seite entscheiden. Belohnt wird man nicht nur mit neunzig gefühlvollen und unterhaltsamen Minuten, sondern auch mit einem hervorragend gewählten und pointierten Ende.
«Bist du glücklich?» wird am Mittwoch, den 2. Januar 2019, um 20:15 Uhr im Ersten gezeigt.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel