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Die 10 größten Überraschungen des Jahres

Ein ereignisreiches Medienjahr liegt hinter uns, das einige unerwartete Entwicklungen brachte. Quotenmeter.de blickt auf 2018 zurück und nennt die größten Überraschungen des Jahres.

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Stühlerücken in den Chefetagen


Dem Durchschnittsfernsehzuschauer wird es kaum aufgefallen sein, für die Branche war das Jahr 2018 personell aber ein bemerkenswertes. In den Chefetagen von RTL und ProSiebenSat.1 herrschte durch Abgänge ungewöhnlich viel Trubel. Am schwersten wog wohl der Abschied von Anke Schäferkordt von der Mediengruppe RTL. 27 Jahre lang hielt sie den Kölnern die Treue, 13 Jahre lang fungierte sie zuletzt als CEO. Davor hatte sie als Leiterin des damals noch jungen Senders VOX zwischen 1995 und 2005 den Kanal zu einem der heute profitabelsten Marken gemacht. Auf Schäferkordt folgt ab 2019 ebenfalls ein VOX-Chef, nämlich Bernd Reichart. Weniger überraschte der Abgang von Thomas Ebeling bei ProSiebenSat.1, der Ende Februar 2018 vollzogen wurde. Mit dem ehemaligen Dyson-Chef Max Conze erhielt ProSiebenSat.1 einige Zeit später einen neuen CEO, der gleich mal auf den Tisch haute, wie in der nächsten Überraschung des Jahres nachzulesen ist. Nicht unerwähnt bleiben darf auch der Exitus von Rüdiger Boss bei ProSiebenSat.1. 25 Jahre lang war er als Chefeinkäufer für die Sendergruppe tätig und holte Hits wie «The Big Bang Theory», «Criminal Minds» oder «Grey’s Anatomy» nach Deutschland.

ProSieben sucht den deutschen Streaming-Champion


Immer weniger Personen schauen linear Fernsehen. Immer älter wird das Publikum, während die etablierten Sender die jungen Zuschauer an die Streaming-Konkurrenz verlieren. Kampflos wollen die Sender Netflix und Co. nicht das Feld überlassen. Nachdem das öffentlich-rechtliche Projekt funk im Jahr 2018 kaum noch Schlagzeilen machte, fassten sich ProSiebenSat.1 und Discovery ein Herz. Im Juni wurde bekannt, dass beide Unternehmen zusammen ein deutsches Streaming-Angebot aufbauen wollen. Auch weiteren potenziellen Partnern aus der deutschen TV-Branche stünde der Beitritt offen, ließ ProSiebenSat.1-Chef Max Conze verlauten, der damit einen „deutschen Champion“ schaffen will. Bis Winter hörte man nicht mehr viel von der geplanten Plattform, die bestenfalls Live-Streaming, eine umfangreiche Mediathek mit deutschen Inhalten und "dem Besten aus Hollywood" sowie Sportübertragungen bieten soll. Dann wurde bekannt, dass die Internet-Plattform Mitte 2019 an den Start gehen soll. Ein wichtiger Partner wäre RTL, das mit „TV Now“ einen eigenen On-Demand-Service betreibt. Lassen sich die Kölner unter dem neuen Chef Bernd Reichart noch umstimmen?

Daytime-Tristesse über das Jahr hinweg


Schon in der TV-Saison 2017/2018 galten Daytime-Formate gleich bei mehreren Sendern als große Baustelle. Tests wie «Der schnelle Euro» oder «Zimmerhelden – Gewinner in vier Wänden» wurden von Sat.1 jedoch zügig zu den Akten gelegt, auch «Inspektion 5» hielt nicht mal einen Monat durch. «Schicksale» macht Sat.1 ab 17.30 Uhr immer noch Ärger, doch die wahren Sorgenkinder finden sich mittlerweile am Vorabend. Sat.1 glaubte, mit «Genial daneben - Das Quiz» die Lösung für seinen eigentlich nie wirklich auf Vordermann gebrachten, sondern auch mit der «Ruhrpottwache» eher irgendwie überlebten 19-Uhr-Slot ausfindig gemacht zu haben, lag damit aber falsch. Der wiederholte Versuch, mit «Endlich Feierabend!» ein Vorabend-Magazin zu etablieren, wartet immer noch auf die Wende und kam seit dem Start Ende Juli nur in Ausnahmefällen über den Senderschnitt. Alles wurde noch schlimmer, als ab Ende Oktober «Alles oder nichts» hinzustieß, an dem Sat.1 mutig festhält. Auch RTL betrübt die Daytime schon das ganze Jahr, hier finden sich die Problem-Sendeplätze um 14 und 17 Uhr. «Die Superhändler» schwanken zwar stark, generieren aber mittlerweile zumindest häufig passable Zahlen und konnten so den lahmenden «Blaulicht Report» ein Stück weit vergessen machen. Als Flop stellte sich dafür «Freundinnen» heraus, das sich von den Katastrophen-Zahlen zum Start zwar wegbewegte aber noch immer im einstelligen Bereich herumdümpelt.

WM überrascht positiv – und negativ


Die Fußball-WM 2018 brachte mit dem frühen Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft nicht nur sportliche Überraschungen. Auch inhaltlich boten sich Zuschauern einige unvorhergesehene Entwicklungen, die vor allem durch Neuerungen entstanden. Angenehm erschien der Verzicht der Öffentlich-Rechtlichen auf die Einbindung unnötiger Social-Media-Ergüsse, die die Privat- und Bezahlsender in Fußball-Sendungen immer inflationärer verwenden. Personell überraschten der noch aktive Bundesliga-Profi Christoph Kramer als Experte und Wolff Fuss in seinen ersten WM-Einsätzen für Sky durch ihre je ganz eigene Art von Authentizität. Und die Negativ-Überraschungen? Zum Beispiel die unsinnigen und unsachlichen Social-Media-Hetzjagden gegen ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann, die weichgespülten Beiträge aus Gastgeberland Russland, die jegliche Hintergründe und berechtigte Kritik an der derzeitigen politischen Situation vermissen ließen oder die Auftritte von Ex-DFB-Kapitän Philipp Lahm im Ersten, der von der Formulierung einer Eigenmeinung weitestgehend absah, nur um wenig später auf einer Internet-Plattform zur Kritik gegen Joachim Löw auszuholen.

Facebook missbraucht Daten


Viele haben davor gewarnt, im frühen Jahr 2018 kam es dann ans Licht: Das dubiose Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica (CA) war über Facebook unerlaubterweise an die persönlichen Daten von bis zu 87 Millionen Menschen gelangt. Der Fall galt Kritikern als Beleg, dass das Unternehmen die Daten seiner Nutzer nicht schützen kann. An das soziale Netzwerk können Dritte ihre Apps andocken und so Facebook-Nutzer erreichen. Von 2010 bis 2015 erlaubte das Unternehmen den Entwicklern dieser Apps, auch die persönlichen Daten von Nutzern zu erfassen, die diese Apps gar nicht selbst nutzen. Waren sie auch nur mit Nutzern der Apps befreundet, konnten ihre Daten ausgelesen werden. Ein Entwickler machte sich dies zunutze, schuf einen Persönlichkeitstest, an dem 270.000 Menschen teilnahmen, erfasste auch die Daten ihrer Freunde und schenkte Cambridge Analytica ein hübsches Datenpaket. Mark Zuckerberg musste sich in einer Anhörung vor dem US-Kongress verantworten. Doch mittlerweile scheint der Schaden für Facebook nicht mehr allzu groß. Schon zur Zeit des Skandals zeigten sich viele Nutzer wenig überrascht darüber, was hinter den Kulissen des Sozialen Netzwerks an Daten gesammelt und weitergereicht wird.
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28.12.2018 09:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/106161
Timo Nöthling

super
schade

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