Weniger Scripted-Reality, dafür Vorabendserien und neue Shows. Doch die Produktionen mit Laienschauspielern liefen bislang besser.
Schon seit Jahren haben die Nachmittagsformate von Sat.1 und RTL nicht den besten Ruf. In den 90er Jahren dominierten die Talkshows, dann kamen die gespielten Gerichtshows. Seit einigen Jahren sind gespielte Kriminalfälle Alltag bei den privaten Sendern. In der Daytime funktionieren diese Formate noch ganz gut, aber am Vorabend haben die Produktionen durchaus Probleme.
Der Sender RTL sortierte in diesem Jahr «Betrugsfälle» aus, zum einen aufgrund der mauen Quoten, zum anderen wollte man neue Zielgruppen erreichen. Besonders viele Folgen wurden von «Betrugsfälle» nicht hergestellt, denn oft liefen auch Wiederholungen. Seit 27. August 2018 strahlt RTL nun «Freundinnen – Jetzt erst recht» aus. Das ist der erste Versuch nach elf Jahren eine Daily-Soap um 17.00 Uhr zu etablieren. Im Jahr 2007 ging dieser Versuch mit «Ahornallee» schief.
RTL beendete die Serie nach 42 Episoden. Lediglich 0,66 Millionen Menschen ab drei Jahren schalteten ein, der Marktanteil lag bei den Umworbenen nur bei 7,9 Prozent. Doch die Zeiten ändern sich: «Freundinnen – Jetzt erst recht» lockte bislang nur 0,64 Millionen Fernsehzuschauer ein, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden bislang nur 7,1 Prozent Marktanteil generiert. Allerdings steigen die Zuschauerzahlen – wenn auch nur sehr langsam. Im Dezember wurden rund achteinhalb Prozent Marktanteil erzielt, im September bewegte man sich noch bei 6,6 Prozent. RTL wird also noch länger am Ball bleiben, denn bislang ist der Trend positiv.
In Sat.1 tut man sich mit dem neuen Vorabend deutlich schwerer. Der Sender machte mit «Auf Streife» und «Klinik am Südring» Schluss – zumindest am Vorabend. Seither sollen es «Endlich Feierabend!», «Alles oder nichts» und «Genial daneben – Das Quiz» richten. Doch die Zuschauer möchten den bunten Mix aus Frühstücksfernsehen am Abend, einer Soap und einem Quiz nicht sehen.
Die Produktion von Producers at Work, «Alles oder nichts», hat in den ersten Wochen kontinuierlich Zuschauer verloren. In der ersten Woche schalteten 0,73 Millionen Zuschauer ab drei Jahren ein, bei den Umworbenen standen 5,3 Prozent auf dem Papier. Mitte Dezember holte die junge Vorabendserie das schlechteste Wochenergebnis mit lediglich 0,51 Millionen Zusehern ab drei Jahren und drei Prozent in der Zielgruppe. Die Wahrheit ist aber auch: Eine Woche später ging es allerdings leicht aufwärts.
Noch ist nicht klar, welche Strategie Sat.1 fährt. Für Gewinnmaximierung könnte das Unternehmen Scripted-Realitys ausstrahlen. Allerdings möchte das Unternehmen auch mit seiner neuen Mediathek punkten und Inhalte schaffen. Oder Sat.1-Boss Kaspar Pflüger geht den öffentlich-rechtlichen Weg: Die Quizshows vom Ersten brauchten Monate um sich zu etablieren, auch die «heute-show» sendete freitags Jahre vor einem kleinen Publikum.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
30.12.2018 12:54 Uhr 2
30.12.2018 15:19 Uhr 3
Positiv und das muss man Sat.1 anrechnen. Man wirft nicht direkt das komplette Programm über den Haufen und ersetzt es durch alten laufenden Kram. Alles oder nichts sehe ich Ende Januar 19 nicht mehr auf dem Sendeplatz, denn der ReCast hat nochmals ein Schlag in die Kerbe der miesen Zuschauerzahlen geschlagen.
30.12.2018 23:52 Uhr 4