Zu Lebzeiten galt er als eines der größten Flaggschiffe der deutschen Sozialdemokratie. Helmut Schmidt war jedoch nicht nur für seine Rolle als hochrangiger SPD Politiker bekannt, sondern abseits davon auch für seine legendären Fernseh-Auftritte. Anlässlich seines 100. Geburtstags beleuchtet Quotenmeter.de das Leben des Altkanzlers sowohl auf, als auch hinter der Mattscheibe.
„Die heutige politische Klasse in Deutschland ist gekennzeichnet durch ein Übermaß an Karrierestreben und Wichtigtuerei und durch ein Übermaß an Geilheit, in Talkshows aufzutreten.“
Dieses Zitat, das ebenso aus einer aktuellen Bundestagsdebatte stammen könnte, gehört zu den vielen direkten Aussagen und Sprüchen, die Schmidt in seiner langen Karriere äußerte. Laut ihm benötige man „Willen und Zigaretten“ für seine Arbeit und „Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden“. Solche und noch weitere Sätze brachten ihm den Spitznamen „Schmidt Schnauze“ ein, doch seine oftmals provokanten Äußerungen waren nie polemisch oder nur ein Mittel um Aufmerksamkeit zu generieren, wie es aktuell im Bundestag der Fall ist.
Schmidts parteipolitische Karriere begann kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges und 1968 hatte er das Amt des stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD inne. Zwischen diesen Jahren absolvierte er sein Studium als Diplom-Volkswirt und war Senator der Hamburger Polizeibehörde. Sein größtes politisches Amt kam in Form der Bundeskanzlerschaft im Jahre 1974, die erst im Oktober 1982 durch ein skandalöses Misstrauensvotum enden sollte. In seiner Zeit als Bundeskanzler sah sich Schmidt mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert, darunter der Kalte Krieg, der RAF-Terror, als auch gesundheitlichen Problemen.
Neben seiner direkten Art war Schmidts Markenzeichen zweifelsohne das Rauchen. Seinen Konsum als exzessiv zu bezeichnen wäre noch untertrieben, sah man ihn doch in Talkshows praktisch nie ohne seine Zigarette. Insbesondere bei
«Maischberger» war der gebürtige Hamburger ein häufiger Gast und auch im hohen Alter war er in mehreren Interviews zu sehen, darunter auch das mit Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit, im Mai 2015. Natürlich immer mit Zigarette, egal wer ihm gegenübersaß und um welche Themen es sich drehte.
Hatte er anfangs noch Pfeife geraucht, ist er in der Öffentlichkeit durch den ständigen Zigarettenqualm bekannt geworden, der ihn umgab. Aus rauchfreien Zonen hatte er sich nie viel gemacht und angeblich soll er zu Lebzeiten zweihundert Menthol-Stangen als Reserve in der Hinterhand gehabt haben. Grundsätzlich sieht man heutzutage keine Raucher mehr in Talkshows und auch zu Beginn der 2000er Jahre waren die Tabakstängel bereits ein Relikt aus vergangenen Zeiten gewesen. Doch nicht für Schmidt. Der Altkanzler galt stets als ein Garant für starke Quoten, was auch der Grund dafür war, dass er sich bei seinen Auftritten seine eigenen Regeln machen konnte. Das Fernsehen schrieb ihm keine Verhaltensweisen vor, vielmehr stand er mit seinem Qualm für seine eigenen Regeln. Ein Zitat, das seine Eigenheit – mache würden sogar sagen Dickköpfigkeit – verdeutlicht: „In dieser Republik gibt es an so vielen Plätzen Rauchverbote. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich mich darum schere.“, so Schmidt im Juli 2000 bei einer Fraktionssitzung seiner Partei im Reichstag.
Doch letztendlich wurde auch ihm der Tabakkonsum zum Verhängnis. Im September 2015 musste er aufgrund eines Raucherbeins behandelt werden, wobei eine Infektion entstand. Dieser erlag der Politiker zwei Monate später am 10. November.
Sein Name ist geblieben und damit auch das, wofür er stand. Eine klare Linie gegen den (innerdeutschen) Terrorismus, die Verbundenheit zur damaligen DDR, sowie die Grundsteinlegung für die Weltwirtschaftsgipfel, in denen die Länder ihre Wirtschaftspolitik miteinander abstimmen, um extreme Ölpreise wie die zu Beginn der 1970er Jahre zu verhindern.
Abseits davon ist Schmidt selbst zu einer Kultfigur geworden, sowohl durch seine Fernsehauftritte, als auch durch seine direkte und ehrliche Art in diesen. Mit Zigarette und keinem Blatt vor dem Mund bleibt „Schmidt Schnauze“ auch zu seinem 100. Geburtstag in Erinnerung.
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