Axel Prahl macht «Tatort»-Pause, und scherzt sich stattdessen durch eine ZDF-Schulkomödie, die ganz nach altbekanntem Schema funktioniert.
Cast und Crew
- Regie: Matthias Tiefenbacher
- Drehbuch: Matthias Tiefenbacher, nach einer Vorlage von Gernot Gricksch
- Darsteller: Axel Prahl, Aglaia Szyszkowitz, Inka Friedrich, Kathariana Thalbach, Simon Schwarz, Max Hegewald, Mercedes Müller, Jennifer Ulrich, Vedat Erincin, Dennis Mojen, Nico Randel, Tony Harrisson Mpoudja, Rober Schupp
- Kamera: Michael Wiesweg
- Schnitt: Horst Reiter
- Musik: Biber Gullatz, Andreas Schäfer, Lukas Kiedaisch
Der abgehalfterte, frühere Journalist Ralph gelangt an einen neuen Job: Der noch immer von seiner Scheidung und dem Verlust seiner Stelle mitgenommene 50-Jährige soll an einer Abendschule einer Gruppe eklektischer Schützlinge als Aushilfslehrer dienen. Zunächst hat der hoch verschuldete, verbitterte Zyniker Probleme, sein Phlegma abzustreifen und in einen stabilen, geregelten Alltag zurückzufinden. Doch eines macht ihm Mut: Selbst, wenn er nicht wirklich Lust darauf hat, unmotivierten, ehemaligen Schulabbrechern, einem Jungen mit Down-Syndrom und einem erwachsenen Analphabet die deutsche Sprache näher zu bringen, so hat eine soziale Tätigkeit gewisse Vorteile. Sie macht sich gut im Lebenslauf und könnte ja vielleicht auch seiner Ex-Frau Laila imponieren …
Es dauert nicht lange, bis Ralphs Ehrgeiz doch noch gepackt wird. Denn die meisten seiner Schüler wollen, im Gegensatz zu ihm, tatsächlich etwas lernen. Und die strengen Auflagen der Rektorin Dörte Wiedebusch wecken seine Ader, sich für die Unterdrückten einzusetzen und den herrischen Mächten etwas entgegenzusetzen.
Was sich aus dieser Plot-Grundlage entwickelt, ist eine ZDF-Komödie, die zwei alte Bekannte wiedervereint: Regie bei diesem Neunzigminüter führt Matthias Tiefenbacher, der schon drei bereits ausgestrahlte «Tatort»-Folgen aus Münster inszeniert hatte und 2019 den neuen Münsteraner «Tatort»-Fall «Spieglein, Spieglein» hinzusteuern wird. Somit hat Tiefenbacher bereits beste Erfahrung gesammelt, mit «Extraklasse»-Hauptdarsteller Axel Prahl zusammenzuarbeiten. Und das ist dieser UFA-Fiction-Produktion anzumerken: Tiefenbacher weiß, dass das Publikum primär für Prahl einschaltet und lässt ihn konsequent, aber unforciert, seine Stärken ausspielen. «Extraklasse» lebt zu einem großen Teil von der freundlich-motzigen Art Prahls und seiner ungezwungenen Balance zwischen Schnodderigkeit und Empathie.
«Extraklasse» hat diese Prahlhaftigkeit auch nötig, denn das Skript ist bloß eine Aneinanderreihung von Versatzstücken aus "Unser ungewöhnlicher Lehrer"-Filmen wie «Dangerous Minds», «Mr. Bill», «Mr. Holland’s Opus» und Konsorten. Von der Rüpelhaftigkeit eines «Fack Ju Göhte» nimmt «Extraklasse» dagegen Abstand, auch wenn die groben Plotpunkte gleich bleiben: Lehrer hat erst keinen Bock, lernt dann seine Schützlinge lieben, dann gibt er sich doch Mühe und lernt am Schluss dank ihnen sogar mehr übers Leben als sie. Selbst ohne Kenntnis anderer Schulfilme ist die «Extraklasse»-Story recht vorhersehbar, da Konflikte und deren Lösung großzügige Vorausdeutungen erhalten, zudem signalisiert diese Dramödie schon früh, dass sie sich nie in zu harsche Gewässer vorwagen wird.
Dessen ungeachtet hat «Extraklasse» seine charmanten Momente, da der ZDF-Film dem öffentlich-rechtlichen Kulturauftrag ganz organisch gerecht wird, wenn er pointiert für Integration, Inklusion und Toleranz plädiert. Statt mit dem Holzhammer zu agieren, weckt Tiefenbacher durch die menschliche Skizzierung der eklektischen Schulklasse Empathie. Umso bedauerlicher, wenn der Junge mit Down-Syndrom in einer Szene entgegen seiner Charakterisierung im restlichen Film einmal zum lauten Gesang inklusive Fremdschamtanz lädt: Trotz der betont beiläufigen Inszenierung dieses Moments kann er nicht den bitteren Beigeschmack abschütteln, dass hier ein Klischee bedient wird, um rasch einen Minikonflikt zu provozieren.
Die Gags sind zumeist altbacken ("Du Arsch!" - "Für dich immer noch: Sie Arsch!") und seicht, nur gelegentlich mischt sich ein Bonmont dazwischen, aber die Spiellust der Nebendarstellerinnen und Nebendarsteller sorgt dafür, dass sie noch immer zum Schmunzeln anregen. Als harmlose Montagsunterhaltung ist «Extraklasse» also annehmbar, aber zweifelsohne weit von den besten, einfallsreicheren Vertretern des Schulfilm-Genres entfernt.
«Extraklasse» ist am 17. Dezember 2018 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
16.12.2018 14:55 Uhr 1
16.12.2018 17:44 Uhr 2
Ich bin da schon oft enttäuscht, aber auch schon oft überrascht worden.
16.12.2018 19:18 Uhr 3
Ok, stimmt natürlich auch wieder....