Am Donnerstagabend startete bei ProSieben «Masters of Dance». Das Format überzeugt mit talentierten Tänzern, einer spannenden Erzählweise und starken Bildern. Reicht das?
Alles Wichtige zu «Masters of Dance»
- Die neue ProSieben-Tanzshow (immer Do, 20.15 Uhr) umfasst fünf Folgen und läuft somit bis in den Januar 2019 hinein.
- In der Jury sitzen Nikeata Thompson, Julien Bam, Vartan Bassil und Dirk Heidemann.
- Moderiert wird das Format von Thore Schölermann und Rebecca Mir.
- Tresor TV produziert.
Wer in den vergangenen Tagen auf der Website von ProSieben unterwegs war, hat womöglich allerhand Clips zu
«Masters of Dance» entdeckt. Exklusiv vorab haben die Verantwortlichen dem interessierten Publikum schon so einiges präsentiert - und das ist auch kein Wunder, denn verstecken muss sich ProSiebens neue Show am Donnerstag definitiv nicht. Vom ersten Eindruck her knüpft «Masters of Dance» ziemlich genau da an, wo «The Voice of Germany» vergangene Woche aufgehört hat.
Natürlich geht es in «Masters of Dance» - wie der Titel bereits offenbart - ums Tanzen und nicht ums Singen. Das ist ein gravierender Unterschied zu all den anderen Castingshows im Lande, die sich in der Regel immer nur auf die Suche nach Gesangstalenten beschränken. Und trotzdem ist das eigentlich schon das wichtigste Unterscheidungskriterium. In Sachen Aufmachung bedient sich «Masters of Dance» zweifelsfrei an vielem, was man in anderen Castingshows bereits oft gesehen hat.
Da wären zum einen die vier Jurymitglieder - die "Master" - die die Tanzauftritte der Kandidaten bewerten, genau genommen Nikeata Thompson, Julien Bam, Vartan Bassil und Dirk Heidemann. In der ersten Folge fallen dabei vor allem Thompson und Heidemann auf. Letzterer beweist eine (zu) spitze Zunge und polarisiert nicht zuletzt die Twitter-Gemeinde, Thompson macht mit einem etwas überdrehten Auftreten von sich reden. Wann auch immer sie begeistert aufspringt - eine Kamera ist auf sie gerichtet und fängt es ein.
Die Jury urteilt nicht nur über das bloße Weiterkommen der Teilnehmer, für sie geht es auch darum, ein Team an talentierten Tänzern hinter sich zu vereinen. Und weil häufig gleich mehrere Masters dieselben Tänzer wollen, kommt es in der Show auch mehrfach dazu, dass die Jurymitglieder versuchen, sich die Tänzer gegenseitig abwerben - «The Voice» lässt grüßen.
Eher untypisch ist dagegen, dass die Tänzer bereits in der ersten Runde gegeneinander antreten. Sie tanzen nacheinander in der blauen bzw. roten Studioecke, jedes Jurymitglied kann sich danach für maximal einen Tänzer aussprechen - ein kleiner Kniff, der aber schon früh ein wenig Wettkampfcharakter erzeugt und sicher nicht schlecht ist. Eine gute Mischung haben die Verantwortlichen in der ersten Folge übrigens auch zwischen Einzelauftritten, Paartänzen und Gruppenperformances gefunden.
Eingeleitet werden die Teilnehmer jeweils mit kurzen Einspielern, die allerdings - kleiner Minuspunkt - in den meisten Fällen hinter den Studiokulissen in den MMC-Studios im Coloneum abgedreht wurden. Das wirkt im Vergleich zu anderen Castingshows, die häufig auch auf Homestorys setzen, zwar nicht besonders edel, ist im Grunde genommen aber zweitranging. Im Fokus der Show stehen die Tänzer, die alle durch Talent bestechen. Blamabel führt sich bei «Masters of Dance» niemand auf.
Die Show versucht zu emotionalisieren und setzt dabei unter anderem auf viel Musik im Hintergrund. Dem Zufall wollen die Verantwortlichen nichts überlassen, stattdessen ist die erste Folge straff zusammengeschnitten - am Anfang fast ein wenig zu stark. ,Den Zuschauer bloß nicht langweilen' - das scheint die Devise zu sein. Eher im Hintergrund stehen die Moderatoren Thore Schölermann und Rebecca Mir, ihre Auftritte sind in den Zusammenschnitten auf das Nötigste beschränkt.
Warum ProSieben einen klugen Ausstrahlungs-Zeitpunkt gewählt hat...
Dass ProSieben die Sendung gerade jetzt zeigt, erscheint durchaus sinnvoll. Zum einen startet man die Show direkt nach «The Voice of Germany» und dürfte es so leichter haben, den einen oder anderen Zuschauer der etablierten Castingshow auf dem angelernten Platz zu erreichen. Hinzu kommt, dass nach Weihnachten und Neujahr die klassischen TV-Reichweiten traditionell hoch ausfallen. Gerade weil es sich bei «Masters of Dance» durchaus um generationenübergreifende familienfreundliche Unterhaltung handelt, dürfte dies eine zusätzliche Chance für das Format sein, Aufmerksamkeit zu erzielen.Mit «Let’s Dance» hat die Sendung so tatsächlich wenig zu tun. Während in der RTL-Tanzshow Promis im Fokus stehen, die professionelles Tanzen erst lernen, setzt «Masters of Dance» vollständig auf Vollblut-Tänzer. Das führt dazu, dass das Niveau in der Show schon in der ersten Folge sehr hoch ist. Lob gibt es unterdessen auch für die Studiokulisse, in die die Verantwortlichen durchaus investiert haben. Allein die Aufteilung in rote und blaue Studioecke ist visuell durchaus ansprechend umgesetzt.
Trotz all des Lobes stellt sich nach Sichtung der ersten Folge von «Masters of Dance» die Frage, ob das Land eine weitere Castingshow nach dem Muster von «The Voice» nun auch für Tänzer braucht - oder ob ProSiebenSat.1 den Bogen damit überspannt. Castingshows hat das Land genug, der Markt ist hart umkämpft. Shows wie «X-Factor» haben in Deutschland keinen langfristigen Platz gefunden - zugleich wird noch im Dezember «The Voice Senior» auf den Markt dazustoßen. «Masters of Dance» wird sich also in einem schwierigen Feld behaupten müssen. Trotzdem könnte es klappen (siehe Infobox rechts).
Fazit: Mit «Masters of Dance» könnte es ProSieben gelingen, ein breites Publikum anzusprechen. Wer hochwertige Castingshows gerne schaut, dürfte auch an der neuen Tanzshow, die von Tresor TV kommt, Gefallen finden. Sie ist wertig produziert und besticht mit talentierten Tänzern, von der Dramaturgie her knüpft sie an «The Voice» an. Ob das für einen Erfolg reicht? Darüber könnten wir in diesem Artikel noch lange philosophieren. Aufschluss wird die Quote am Freitagmorgen geben.
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