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«Der Grinch» - Neuauflage mit Otto Waalkes

In der animierten Neuverfilmung des Weihnachtsklassikers «Der Grinch» leiht Komikerikone Otto Waalkes dem grünen Gesellen seine Stimme.

Filmfacts: «Der Grinch»

  • Start: 29. November 2018
  • Genre: Animation/Komödie
  • Laufzeit: 86 Min.
  • FSK: o.Al.
  • Musik: Danny Elfman
  • Buch: Michael LeSieur, Tommy Swerdlow
  • Regie: Yarrow Cheney, Scott Mosier
  • OT: The Grinch (USA 2018)
Was den Deutschen ihr «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» oder «Der kleine Lord», ist den Amerikanern «Der Grinch»: Jedes Jahr um die Weihnachtszeit strahlen Fernsehsender in den Vereinigten Staaten Verfilmungen des berühmten Dr.-Seuss-Romans aus, in denen der Kinderbuchautor und Comiczeichner auf seine ganz eigene Art und Weise Kritik an der Konsumgesellschaft übt. Und die ist über sechzig Jahre nach der Veröffentlichung von «Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat» aktueller denn je – wir müssen ja nur einmal auf die Ereignisse schauen, die sich in diesem Jahr während des sogenannten Black Friday ereignet haben. Seit der letzten Leinwandadaption des Stoffes sind mittlerweile 18 Jahre vergangen. Ron Howards Realfilm, für die Hollywoodstar Jim Carrey in die Rolle des grünfelligen Griesgrams schlüpfte, sorgte dafür, dass auch hierzulande erstmals ein breites Publikum mit der Geschichte in Berührung kam; in Deutschland sind Dr. Seuss‘ Werke wie «Der Lorax», «Ein Kater macht Theater» oder «Horton hört ein Hu» nämlich weitaus weniger populär als in den USA.

Nun, da auch wir den weihnachtshassenden Gesellen kennen, dürfte es die in den vergangenen Jahren einen Höhenflug nach dem anderen erlebende Animationsfilmschmiede Illumination nicht schwer haben, ihre «Grinch»-Vision an den Mann zu bringen.

Weihnachten muss weg!


Der Grinch ist ein grün behaarter, zynischer Miesepeter, der hoch über dem fröhlichen Dörfchen Whoville in einer tristen Höhle wohnt und nichts so sehr verabscheut wie die ausgelassenen Weihnachtsfeierlichkeiten der Dorfbewohner. Nichts und niemand ist vor den Launen des brummigen Griesgrams sicher, nur sein treuer Hund Max geht mit ihm durch dick und dünn; hält ihm die Treue. Als nun wieder mal das Fest der Liebe vor der Tür steht, fasst der Grinch einen ebenso absurden wie genialen Plan: Er wird Weihnachten stehlen! Doch rechnet er nicht mit der kleinen Cindy-Lou, die sich in den Kopf gesetzt hat, den Weihnachtsmann auf seiner Heiligabend-Runde zu erwischen, um ihm für die Unterstützung ihrer überarbeiteten Mutter zu danken. Als der Heilige Abend naht, drohen ihre guten Absichten mit dem infamen Plan des Grinch zu kollidieren...



Die Verantwortlichen hinter «Pets» und «Ich – Einfach unverbesserlich» ziehen die Geschichte nach gängigem Familienfilmschema auf und präsentieren eine Weihnachtskomödie für die ganze Familie, die die Ecken und Kanten der Vorlage allerdings schmerzlich vermissen lässt. Schon die Wahl desjenigen, der der Hauptfigur seine Stimme leihen darf, gibt in diesem Fall ordentlich Aufschluss darüber, wie der 2018er-«Grinch» angelegt ist: Comedylegende Otto Waalkes («Ice Age») ist auf Komödienrollen spezialisiert. Selbst seine Synchronengagements brechen aus diesem Typecasting nicht heraus. Während sich im Original Benedict Cumberbatch («Dr. Strange») alle Mühe gibt, gegen das leider recht banale Skript anzusprechen, nimmt Waalkes‘ zweifelsfrei gute, aber sich auch ausschließlich auf den Comedyaspekt der Figur konzentrierende Arbeit der Vorlage jegliche tonale Varianz.

Während selbst Jim Carrey seinen Grinch damals mitunter so richtig schön böse anlegte, sodass der Film für ganz junge Zuschauer sogar bisweilen einen Tick zu gruselig hätte ausfallen können, ist der neue Grinch selbst dann noch ein eigentlich ganz lustiger Kerl, wenn er seinem Weihnachtshass freien Lauf lässt. Natürlich gibt es auch in der neuen «Der Grinch»-Verfilmung einen Moment, in dem erklärt wird, warum die Figur solch einen Groll hegt. Das ist sogar wirklich emotional, macht aus dem Protagonisten aber zu keinem Zeitpunkt einen solch ambivalenten Charakter, wie es die Vorlage vorsieht. So ist es einzig und allein der reimende Voice-Over (im Original von Pharrell Williams), der zumindest einen Teil des Buchcharmes aus der Vorlage auch auf die Leinwand überträgt.

Wohlfühlkomödie ohne Konsumkritik


Ohne den Grinch auch als finsteren Gesellen kennengelernt zu haben, fehlt es «Der Grinch» spürbar an emotionaler Fallhöhe. Der Zuschauer realisiert zweifelsohne die Abneigung der Figur gegenüber Weihnachten, aber sein Versuch, es den Whoville-Bewohnern so richtig schön schwer zu machen, konzentriert sich einzig und allein auf harmloses Streichespielen. An dieser Stelle kann «Der Grinch» punkten: Die Regisseure Yarrow Cheney (Co-Regisseur von «Pets») und Scott Mosier (Autor von «Free Birds – Esst uns an einem anderen Tag!») haben den Comedy-Charakter ihres Films vollständig verinnerlicht und präsentieren «Der Grinch» als knackige Komödie, deren Gags und Pointen sich in erster Linie auf grobmotorischen Slapstick konzentrieren, der sowohl der Grinch, als auch seine niedlichen Sidekicks in verlässlicher Regelmäßigkeit vortragen. Ob nun der stets zu seinem Herrchen haltende Hund Max (von dem wir uns übrigens wünschen, dass er im nächsten «Pets»-Film auftauchen möge), oder das kuschelige, liebenswerte Rentier, das er nur deshalb für seine Zerstörungsaktion rekrutieren kann, weil es einfach nicht schnell genug davonlaufen konnte:

«Der Grinch» ist vollgestopft mit niedlichen vier- und zweibeinigen Figuren, die ihren Teil dazu beitragen, dass der Film eine bemerkenswerte Kurzweil vorweisen kann. Selbst wem hier die erzählerische Tiefe fehlt, bekommt zumindest auf oberflächlicher Ebene immer noch genug Unterhaltung geboten; damit richtet sich der 2018er-«Grinch» vor allem an ein sehr junges Publikum, die daran ganz bestimmt ihre Freude haben – auch wenn sie die Konsumkritik der Vorlage natürlich nicht mit auf den Weg bekommen.

Parallel zu den Vorbereitungen der Grinch’schen Weihnachtszerstörung erzählt der Film von der kleinen Cindy-Lou: Ihre Beweggründe, unbedingt den Weihnachtsmann treffen zu wollen, sind nicht nur zuckersüß, sondern, ohne zu viel verraten zu wollen, wirklich zeitgemäß. Doch leider sind sie nur eine Randnotiz eines leider recht beiläufig erzählten Subplots. Erst, wenn Cindy und der Grinch im Finale aufeinandertreffen, eröffnen sich einem die durchaus vorhandenen, erzählerischen Dimensionen (und Ambitionen) der Geschichte, die in einem üppigen Weihnachtsessen einen perfekten Abschluss finden. Die hier dargebotene Weihnachtstafel steht aus Animationssicht stellvertretend für die Qualität, die «Der Grinch» auf technischer Ebene vorweisen kann. Natürlich ist ein kleines verschneites Dorf, an dem es an allen Ecken und Enden funkelt, leuchtet und glitzert, ein dankbares Motiv, um sich als Tricktechniker so richtig austoben zu können. Und das haben die Verantwortlichen auch getan: Die Detailvielfalt, mit der sie Whoville und seine Bewohner hier zum dreidimensionalen Leben erwecken, ist schlicht atemberaubend und kann sich zweifellos auf einer Stufe mit den großen Studiofrontrunnern Disney und Pixar messen lassen. Am Ende wird man garantiert versöhnlich den Kinosaal verlassen.

Fazit


«Der Grinch» ist ein sympathischer, tricktechnisch äußerst gelungener Animationsfilm für die ganze Familie, der sich allerdings vorwiegend auf sein Dasein als Komödie konzentriert und die erzählerische Dimension der Vorlage mitsamt Kapitalismuskritik weitgehend außer Acht lässt.

«Der Grinch» ist ab dem 29. November bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen - auch in 3D!

25.11.2018 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/105433
Antje Wessels

super
schade

39 %
61 %

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Tags

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Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
Quotermain
25.11.2018 12:28 Uhr 3


Ist es nicht genau das Problem, wenn man sofort an Sid denkt?

Damit geht doch ein wichtiger Teil der Immersion verloren.
Sentinel2003
25.11.2018 13:31 Uhr 4
Nee, eben nicht, ich finde eben, daß er "sid" richtig gut synchronisiert!!
Aries
25.11.2018 17:06 Uhr 5


Ich verstehe es auch nicht. Warum müssen computeranimierte Filme in Deutschland IMMER von (manchmal gar nicht so) Promi-Sprechern vertont werden? Das zerstört teilweise vollkommen den Klang und Sinn der Vorlage.



Ja, du hast richtig gehört, die Stimme war im Trailer noch eine andere, viel passendere.

Warum man hier nicht einfach Cumberbatchs Stammspracher (Sascha Rotermund) genommen hat, der sehr wohl fies und lustig zugleich sprechen kann, ist mir ein Rätsel.



Otto in Ehren, ich mag ihn wirklich sehr, aber das ist eine krasse Fehlbesetzung.
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