Die glorreichen 6 – Kritikerflops, die wir lieben (Teil IX)
Es ist ein Thema, das sich (nahezu) unendlich fortsetzen ließe: Filme, die von der Filmpresse verrissen wurden und mehr Zuneigung verdienen. Wir stellen einige von ihnen vor, die uns besonders am Herzen liegen. Wie die augenzwinkernde Retro-Liebeskomödie «Down with Love».
Die Handlung
Filmfacts: «Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe!»
Regie: Peyton Reed
Produktion: Dan Jinks, Bruce Cohen
Drehbuch: Eve Ahlert, Dennis Drake
Darsteller: Renée Zellweger, Ewan McGregor, David Hyde Pierce, Sarah Paulson
Musik: Marc Shaiman
Kamera: Jeff Cronenweth
Schnitt: Larry Bock
Rottentomatoes: 59%
Metacritic: 52 Punkte
Veröffentlichungsjahr: 2003
Laufzeit: 101 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
1962: Den Männern in einem erfolgreichen New Yorker Verlag bleibt die Spucke weg: Die aus dem ländlichen Maine stammende, junge Autorin Barbara Novak stellt ihr Buch «Down With Love» vor, dessen Inhalt sich ganz und gar nicht gehört! Denn darin vertritt Novak die These, dass Frauen unabhängig werden können. Schlimmer noch: Sie suggeriert, dass Frauen fähig sind, sich die Liebe abzugewöhnen und ebenso unverbindliche, sexuelle Bindungen einzugehen wie Männer. Ungeheuerlich! Da müssen einem doch die Ohren schlackern! Also lehnen die konservativen Herren des Verlagsvorstandes die Veröffentlichung des Buchs ab, woraufhin Novak und ihre Lektorin, die zugleich ihre beste Freundin ist, einen Plan aushecken, wie sie das Buch doch noch in den Druck bringen.
Währenddessen hat der Journalist und unumstrittene Frauenheld Catcher Block, gerne als "Frauenschwarm, Männerschwarm, Schwarm der ganzen Stadt" gefeiert, Interesse daran gefunden, sein Spiel mit Novak zu treiben. Natürlich nur, um ihr zu beweisen, dass sie sich irrt und Frauen eben doch zur kitschig-romantischen Liebe tendieren. Es beginnt ein bunter Reigen an Vortäuschungen und Selbsttäuschungen …
Die glorreichen Aspekte
Ein bisschen Pastiche, ein bisschen Parodie, aber durchwegs Hommage: «Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe!» ist eine augenzwinkernde Verneigung vor den keuschen Liebeskomödien der frühen 1960er-Jahren, vor allem vor den Filmen mit Doris Day und Rock Hudson in den Hauptrollen. Unter der Regie Peyton Reeds, der später «Ant-Man» und «Ant-Man and the Wasp» inszenieren sollte, und basierend auf dem Drehbuch von Eve Ahlert & Dennis Drake, tänzelt «Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe!» behände entlang des schmalen Grats zwischen süß und verdeckt-frivol, liebevoll und neckisch. So bietet der Film zahlreiche visuelle, inhaltliche und verbale Referenzen auf Filme aus den frühen 1960er-Jahren, gleichwohl ist er selbsterklärend genug, dass es Uneingeweihten zugänglich bleibt. In beiden Fällen ist «Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe!» eine im Retro-Look gehaltene Romantikkomödie mit schlagfertigen Figuren und schrill überzeichneten Situationen – nur dass manche die Anspielungen verstehen und andere verdattert beobachten, welche Kapriolen der Film schlägt, während er sich im farbenfroh-steifen Gewand kleidet.
Überhaupt ist die Bildästhetik von «Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe!» eine Wonne: In zart-bunten Pastelltönen gehalten, rekreiert diese Produktion aus dem Jahre 2003 die Technicolor-60er-Bildsprache der damals populären, sexlosen Liebeskomödien. So, wie die Day-Hudson-Filme die 60er-Mode filmisch dick aufgetragen haben, überspitzt «Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe!» die Kleidung der Day-Hudson-Kooperationen liebevoll. Noch stärker treibt der Film das Setdesign auf die Spitze: Die Hauptfiguren leben in gigantischen Wohnungen mit träumerischer Aussicht über New York und retro-futuristischen Spielereien, die für jede Menge Situationskomik und absurde Randereignisse gut sind.
Hinzu kommt Reeds vor Ideen übersprudelnde, gleichwohl im besten 60er-Stil zurückhaltend-elegante Regieführung: Mit verschmitztem Grinsen spinnt er die inszenatorischen Einfälle seiner Vorgänger weiter, die sich um den strengen Moralcode ihrer Zeit herum mogelten, indem sie verborgene Zweideutigkeiten in ihre Bildsprache einarbeiteten. Reed wagt sich im neuen Jahrtausend deutlich weiter aus dem Fenster und stürzt sich in vermeintlich harmlose Frivolitäten – und die Hauptdarsteller Renée Zellweger und Ewan McGregor sind wie geschaffen dafür: Sie beiden versprühen eine große Spielfreude und wissen es, oberflächlich harmlos aufzutreten, im selben Atemzug aber den nicht-sonderlich-verborgenen Subtext auszukosten.
Ein extrem launiger Film, der mittlerweile zurecht wiederentdeckt wird. Variety kürte «Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe!» im August 2018 zu einer der 25 besten Romantikkomödien aller Zeiten. Zum Kinostart besagte der Kritikerkonsens noch, dem Film mangele es an Chemie und er sei zu ironisch. Humbug, sagen wir!
«Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe!» ist auf DVD erschienen sowie via Amazon abrufbar.
Um es mal mit ^Hail Caesar^ zu sagen: Would it be were so simple, wäre es doch blosso einfach.
Das haben sich wohl damals die Macher dieses Films gedacht, McGregor rein Zellweger rein bischen Ironie rein fertig. Damit wollten die die Retro_Nerds, Omas und Hipster gleichzeitig bedienen und sind gescheitert.
Ich stelle mir den Film lieber als _gut_ vor und zwar als Alterswerk, mit Rock Hudson / Rod Taylor und Doris Day in den Hauptrollen.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
18.11.2018 17:12 Uhr 1
Das haben sich wohl damals die Macher dieses Films gedacht, McGregor rein Zellweger rein bischen Ironie rein fertig. Damit wollten die die Retro_Nerds, Omas und Hipster gleichzeitig bedienen und sind gescheitert.
Ich stelle mir den Film lieber als _gut_ vor und zwar als Alterswerk, mit Rock Hudson / Rod Taylor und Doris Day in den Hauptrollen.