Im Interview spricht Produzent Seth Hollinderbäumer über die Macht der Farben, den Sendeplatz am Donnerstagvorabend und die daraus folgende Ausrichtung der neuen Serie «In aller Freundschaft – Die Krankenschwestern».
Zur neuen Serie
Louisa Neukamm wusste schon als Kind, was sie werden will: Krankenpflegerin! Gemeinsam mit ihrer Freundin Jasmin Hatem und dem neu dazugewonnenen Freund Fiete Petersen, beginnen die drei ihre Ausbildung am Hallenser Volkmann-Klinikum. Doch der Start beginnt für Louisa denkbar ungünstig: Sie wacht im Bett eines Fremden auf! Trotz der romantischen Nacht, die sie mit ihm verbracht hat, plagt Louisa das schlechte Gewissen. Denn eigentlich hat sie einen liebevollen Freund! Da hilft nur eins: Sie muss die Nacht vergessen. Also raus aus dem Bett und rein ins „Volkmann“! Dort werden die neuen Pflegekräfte von Oberschwester Alexandra Lundqvist und Dozentin Arzu Ritter aus der Sachsenklinik gleich mit einem Arbeitseinsatz begrüßt: Großbrand in einer Grundschule! Fiete soll Personalien aufnehmen und Louisa sich um Theo Kühn (10) kümmern, dessen Schwester Ava (6) lebensbedrohlich verletzt ist.
(c) Pressetext Das Erste
Eine «In aller Freundschaft»-Serie rund um Krankenschwestern löst acht Wochen lang «Die jungen Ärzte» am Donnerstagvorabend im Ersten ab. Was auffällt: Die Serie ist verdammt jung geraten. Mutig oder risikoreich?
Das ist definitiv mutig. Zusammen mit mdr Fictionchefin Jana Brandt wollten wir die Marke «In aller Freundschaft», die es seit 20 Jahren mit großem Erfolg gibt, breiter aufstellen. Wir wollen die Marke auch den jungen Zuschauern näher bringen – ohne dabei natürlich unser Stammpublikum zu verprellen. Wenn man sich die Quoten von «In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte» anschaut, dann fällt eins auf. Wir sind natürlich bei den älteren Zuschauern stark, aber auch bei den ganz Jungen. Wo wir noch Potential haben, ist bei den Menschen um die 30.
Wie erklären Sie sich das?
Wir erzählen ja in erster Linie Geschichten rund um Persönlichkeitsentwicklung und mit Figuren, die mit dieser Entwicklung noch nicht fertig sind. Dann geht es in Medical-Serien grundsätzlich immer um existenzielle Entscheidungen. Ich will nicht sagen, dass es immer um Leben und Tod geht, aber es geht um ganz zentrale Fragen im Miteinander. Diese Entscheidungen zu treffen, erfordert eine Haltung. Es geht immer um die Zukunft der Patienten und deren Angehörigen. Genau diese Fragen stellen sich Berufsanfänger in sozialen Berufen natürlich auch. Sie können durch unsere Serien gewissermaßen auch eine eigene Haltung formen.
Mit Arzu Ritter spielt in der neuen Serie ein bekanntes Gesicht aus der Sachsen-Klinik mit. Wie wichtig ist sie?
Sie ist wichtig für die Verankerung der Geschichte. Wir wollen ja zeigen, dass das alles in einem großen Universum spielt. Unsere Marke steht für bestimmte Grundsätze. Da geht es weit über die Krankenhaus-Geschichten hinaus. Wir stehen für Freundschaft und dafür, dass man als Team alles schaffen kann. Mit dieser Verquickung lässt sich eine schöne Verbindung zur Hauptserie herstellen.
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Ich freue mich, dass wir die ARD überzeugen konnten, dass es besser ist, eine weitere Serie zu zeigen, als Wiederholungen.
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Seth Hollinderbäumer, Produzent von «In aller Freundschaft - Die Krankenschwestern»
Es kommen jetzt acht Folgen. Und dann?
Kein Geheimnis: Alle schauen auf die Quoten. Wir wünschen uns natürlich, dass uns ein Erfolg gelingt und dass wir weitermachen dürfen. Es ist schon ein Vorteil, dass wir auch donnerstags laufen. Sehen Sie: Wir machen von «In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte» momentan 42 Folgen pro Jahr – für 52 Wochen. Da ist mal ein Feiertag oder ein Fußballspiel zwischen. Aber grundsätzlich mussten wir die Serie immer in eine Pause schicken, weil wir mehr als 42 Folgen nicht schaffen können. Ich freue mich, dass wir die ARD überzeugen konnten, dass es besser ist, eine weitere Serie zu zeigen, als Wiederholungen.
Das heißt: Im Idealfall gibt es künftig pro Jahr 15 Mal die «Krankenschwestern» und 35 Mal «Die jungen Ärzte»?
Ich will da keine Zahlenspiele betreiben und weiß auch nicht, ob man «Die jungen Ärzte» kürzen muss. Sven Sund, mich und die gesamte Saxonia würde es freuen, wenn wir den Donnerstagvorabend langfristig erfolgreich bespielen.
Was ist denn der Kern-Unterschied der neuen Serie im Vergleich zu den „jungen Ärzten“?
Wir sind von der Temperatur her natürlich jünger. Wir versuchen aber so erzählen, dass auch die älteren Zuschauer mitgenommen werden. Der wesentliche Unterschied ist auch, dass das Pflegepersonal wesentlich näher an den Patienten dran ist als die Mediziner. So kommen wir besser an die Geschichte hinter der Geschichte. Was passiert denn, wenn man als Patient im Krankenhaus ist? Wie geht es danach weiter? Kann ich mein Leben wie bisher fortführen, ergeben sich für mich Einschränkungen? Der Patient steht hier noch mehr im Mittelpunkt.
Eines ist sicher. Sie haben die schönsten Krankenhäuser. Wunderbare Farben – da würde sich jeder echte Patient wohlfühlen. Auf was haben Sie bei der Farbgebung der dritten Serie geachtet?
Ein ganz wichtiger Punkt. Wir hatten da vielleicht «CSI» ein bisschen als Vorbild. In Miami war auch alles immer in wunderbares gelb getaucht. Während die Sachsenklinik bei uns ganz klar grün ist, sind «Die jungen Ärzte» blau. «Die Krankenschwestern» sind in rot und gelb gehalten. Diese Farbgebung wollen wir konsequent durchziehen.
Dann wird’s schwer für einen weiteren Ableger. Wobei – lila würde noch gehen.
(lacht) Da würden wir noch etwas finden.
MDR/Saxonia/Tom Schulz1 / 3
Dr. Kathrin Globisch (Andrea Kathrin Loewig), Dr. Roland Heilmann (Thomas Rühmann), Dr. Martin Stein (Bernhard Bettermann) spielen in der Hauptserie mit, die in erster Linie in grün gehalten ist.
ARD/Jens-Ulrich Koch2 / 3
Tom Zondek (Tilman Pörzgen, l.) und Mikko Rantala (Luan Gummich, r.) im Ableger «Die jungen Ärzte» - die Produktion zeigt hier blau als dominierende Farbe.
ARD/Daniela Incoronato3 / 3
Rot ist beherrschende Farbe des nächsten Ablegers rund um Krankenschwestern. Zu sehen: Die Schüler (vorne v.l.n.r.: Komparse, Adrian Gössel, Leslie-Vanessa Lill und Llewellyn Reichman).
«In aller Freundschaft»-Farbenspiele
Man kann im Krankenhaus viele Geschichten erzählen. Liebe, Schicksale, Intrigen, beruflichen Erfolg, sogar Epidemien. Was schließen Sie für «Die Krankenschwestern» aus?
Es gibt nichts Konkretes, was nicht geht. Allerdings müssen wir bedenken, dass wir eine Vorabendserie sind. Zu viel Blut wäre nicht gut. Die Leute essen parallel vielleicht zu Abend. Aber es kommt immer auf den Einzelfall an.
Ich hatte es schon erwähnt. Nach acht Folgen übernehmen «Die jungen Ärzte» ja wieder – noch ist unklar, ob die Schwestern eine zweite Staffel erhalten. Wird es einen Cliffhanger zum Staffelende geben?
Ich will da nicht zu viel verraten. Wir werden die Geschichte aber für’s Erste zu Ende erzählen. Es gibt einen runden Schlusspunkt. Natürlich aber freuen wir uns, wenn unsere Zuschauer gerne noch mehr von den Figuren wissen wollen.
Danke für das Gespräch.
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31.10.2018 07:05 Uhr 1