Pflaume, Lichter, Gerner - oder jemand ganz Anderes? Welche Daytime-Formate beglücken Publikum und Programmverantwortliche derzeit am meisten? Wie heißen die Jungbrunnen, welche Hits überraschen? Und stimmt eigentlich die Annahme, dass sich aktuell vor allem Neustarts überaus schwer tun?
Statt uns auf eine Sendung oder einen Sender zu beschränken, wollen wir im Wochencheck diesmal einen Blick auf die Daytime der acht großen Sender insgesamt schauen und uns dabei vor allem auf die großen Erfolge fokussieren. Mit welchen Formaten lässt sich aktuell die beste Quote erzielen, was kommt eher beim jüngeren Publikum an, was eher beim älteren - und welche Unterschiede treten je nachdem auf, ob man sich auf die Zuschauerzahlen oder die damit verbundenen Marktanteile fokussiert. Diesen Fragen und noch vielen mehr widmen wir uns hier, wobei wir die Einschaltquoten der großen acht Sender seit Anfang Oktober in der Zeitschiene zwischen 14 und 20 Uhr ausgewertet haben. Formate mit weniger als 20 Minuten Laufzeit und generell Nachrichtensendungen haben wir bei der Analyse ausgeklammert, um das Datenset überschaubar zu halten.
Quotenkönige beim Gesamtpublikum: ZDF dominiert, «GZSZ» und «Wwds?» ebenfalls stark
Marktanteils-Ranking der Daytime-Formate (ab 3)
- «Bares für Rares»: 23,9%
- «Die Rosenheim-Cops» (16:15h): 21,6%
- «SOKO-Serien» (18h): 19,3%
- «Die Rosenheim-Cops» (Di, 19:25h): 16,6%
- «hallo deutschland»: 16,3%
- «Wer weiß denn sowas?»: 15,4%
- «Sturm der Liebe»: 14,0%
- «Die Küchenschlacht»: 13,7%
- «Rote Rosen»: 12,9%
- «Notruf Hafenkante» (Do, 19:25h): 12,5%
Durchschnittliche Oktober-Marktanteile aller Formate.
Das mit weitem Abstand reichweitenstärkste Format ist beim Gesamtpublikum aktuell «Die Rosenheim-Cops», die mit ihren 19:25-Uhr-Ausgaben im Oktober bislang durchschnittlich 4,50 Millionen Menschen erreichte und somit noch weit vor der Nummer zwei (die «SOKO»-Ausstrahlungen um 18 Uhr) lag, welche im Schnitt "nur" auf 3,49 Millionen gelangten. Ohnehin fällt auf, dass unter den reichweitenstärksten Sendungen des Oktobers fast ausschließlich die täglich wechselnden ZDF-Serien um 19:25 Uhr zu finden sind, während die ARD mit «Wer weiß denn sowas?» (2,66 Millionen) und den gleichauf liegenden 18:50-Uhr-Formaten «Morden im Norden» und «In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte» (jeweils knapp zweieinhalb Millionen) immerhin auch noch drei Zuschauerhits vorzuweisen hat. Auf RTL sticht «GZSZ» mit guten 3,01 Millionen heraus, wobei das eigentlich reichweitenstärkste Format «RTL Aktuell» in unserer Analyse nicht berücksichtigt wurde.
Da die Fernsehnutzung am Vorabend massiv höher ausfällt als am Nachmittag, bringt eine Orientierung an den Marktanteilen ein tendenziell aussagekräftigeres Ranking der erfolgreichsten Daytime-Formate hervor - und mit «Bares für Rares» einen Führenden, der aufgrund seiner frühen Ausstrahlung mit seinen gut zweieinhalb Millionen Zuschauern im Reichweiten-Ranking nur knapp in den Top Ten zu finden ist. Die Top Five ist nach Marktanteilen sortiert komplettes Herrschaftsgebiet des ZDFs (siehe Infobox), bevor auf den Plätzen sechs und sieben mit «Wer weiß denn sowas?» und «Sturm der Liebe» die ersten "Eindringlinge" der ARD folgen. Das Privatsender-Format mit dem höchsten Gesamt-Marktanteil ist etwas überraschend die Sat.1-Scripted-Reality «Auf Streife» mit 11,5 Prozent, knapp dahinter folgt «GZSZ» mit 11,2 Prozent.
Quotenkönige in der Zielgruppe: «GZSZ» überragt bei schwindendem Interesse der Jugend
Marktanteils-Ranking der Daytime-Formate (14-49)
- «Gute Zeiten, schlechte Zeiten»: 20,0%
- «taff»: 14,5%
- «Alles was zählt»: 14,5%
- «The Big Bang Theory»: 14,3%
- «Two and a Half Men»: 12,9%
- «Unter uns»: 11,5%
- «Die Superhändler»: 10,8%
- «Explosiv»: 10,8%
- «Auf Streife»: 10,7%
- «The Middle»: 10,7%
- «Galileo»: 10,7%
Durchschnittliche Oktober-Marktanteile aller Formate.
Der unangefochtene Quoten-König beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren bleibt auch weiterhin «Gute Zeiten, schlechte Zeiten», das im Oktober bislang auf 1,52 Millionen junge Zuschauer gelangt. Daneben befinden sich mit «Alles was zählt» (0,90 Millionen) und «Berlin - Tag & Nacht» (0,61 Millionen) noch zwei weitere tägliche Serien in den Top Five der Reichweiten-Hits, ProSieben komplettiert das Feld mit «Galileo» (0,72 Millionen) und «Die Simpsons» (0,51 Millionen). Spannend sind diese Zahlen jedoch auch im Langzeitvergleich, denn während mittlerweile nur noch ein einziges Daytime-Format in der Lage ist, täglich mehr als eine Million junge Zuschauer an sich zu binden, galt Selbiges im Jahr 2008 im Oktober noch für mehr als fünf Sendungen und 2013 immerhin noch für drei bis vier - tagsüber hat das lineare Fernsehen also beim jungen Publikum in den vergangenen Jahren erheblich Federn lassen müssen.
Dementsprechend reichen «GZSZ» inzwischen auch schon rund anderthalb Millionen 14- bis 49-Jährige, um auf fantastische 20,0 Prozent Marktanteil zu kommen, während die Soap vor einigen Jahren noch etwa zwei Millionen Menschen aus dieser Altersgruppe für einen nahezu identischen Marktanteil mobilisieren musste. Generell sind die Top Ten im Marktanteils-Ranking klar von RTL und ProSieben dominiert (siehe Infobox), einzig «Auf Streife» mischt für Sat.1 mit. Ebenfalls nicht unbedenklich: Nur noch 13 Sendungen erreichen tagsüber überhaupt noch regelmäßig einen zweistelligen Marktanteil, der unspektakulären RTL-Sendung «Die Superhändler» reichen momentan schon unspektakuläre 10,8 Prozent für einen problemlos erreichten Platz in den Top Ten. Zum Vergleich: Im Oktober hatten noch etwa doppelt so viele Sendungen den Sprung über die Zehn-Prozentmarke geschafft, etwa sieben lagen bei über 15 Prozent - Letzteres gelingt momentan nur «GZSZ».
Die "wahren" Quotenhits: Wer überragt den Senderschnitt?
Bislang wurden ausschließlich Formate von ARD, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben thematisiert, da sie auf den größten Sendern des Landes laufen und damit sowohl in Sachen Reichweite als auch in Sachen Marktanteile einen klaren Vorteil gegenüber den drei kleineren Kanälen (VOX, RTL II und kabel eins) vorzuweisen hatten. Drum sollen auch die Inhalte zur Sprache kommen, die gegenüber dem jeweiligen Senderschnitt herausragen - wobei hier beim Gesamtpublikum mit «Auf Streife» (rund 82 Prozent oberhalb des Sat.1-Schnitts) und «Bares für Rares» (77 Prozent über dem ZDF-Schnitt) ebenfalls zwei Sendungen an der Spitze stehen, die auf den großen Sendern laufen. Auf dem Bronzerang ist dann jedoch mit «The Mentalist» (+70 Prozent) kabel eins vertreten, das ferner mit «Navy CIS» (+37 Prozent) und «Navy CIS: L.A.» (+36 Prozent) auch noch zwei andere sehr erfolgreiche US-Serienausstrahlungen vorzuweisen hat. Der größte VOX-Erfolg bei allen Fernsehenden ist «Zwischen Tüll und Tränen», das mit 6,2 Prozent den Senderschnitt gemeinhin um 26 Prozent übertrifft, RTL II kommt auf bestenfalls 3,5 Prozent (+15 Prozent) für «Köln 50667».
Besagte Scripted Reality ist mit durchschnittlich 9,5 Prozent und somit einem Wert, der um rund 76 Prozent oberhalb der RTL-II-Norm liegt, der Spitzenreiter dieses Rankings in der klassischen Zielgruppe - noch vor «GZSZ», das sich um 68 Prozent von der RTL-Norm abhebt. «Berlin - Tag & Nacht» erreicht momentan übrigens normalerweise "nur" knapp neun Prozent und liegt mit 62 oberhalb der Norm knapp hinter «The Mentalist» (+64 Prozent) auf dem Holzplatz. Ein großer Hit beim jungen Publikum ist aber auch «taff», das den aktuellen ProSieben-Durchschnitt um saftige 55 Prozent übertrifft. Der eigentlich so erfolgreiche VOX-Nachmittag dagegen reißt aktuell nicht die ganz großen Bäume aus: «Zwischen Tüll und Tränen» lag im Oktober bisher rund zwölf Prozent oberhalb der VOX-Norm, «4 Hochzeiten und eine Traumreise» sowie «Shopping Queen» sogar nur jeweils fünf Prozent.
Hüben stark, drüben schwach
Unterhalb des Senderschnitts beim Gesamtpublikum, aber oberhalb dessen bei den Jüngeren liegen aktuell «Die Simpsons», «The Middle» (beide ProSieben) sowie «Mein Lokal, dein Lokal» (kabel eins), während auf der anderen Seite vor allem das ZDF mit «Die Rosenheim-Cops», den «SOKO»-Formaten und «hallo deutschland» sowie Das Erste mit «Rote Rosen» einige Inhalte vorzuweisen haben, die zwar bei den älteren Zuschauern gut laufen, aber kaum junge Fernsehende erschließen.Einige Sendungen weisen überdies große Differenzen zwischen dem Abschneiden bei Jung und Alt auf: Die Nachmittags-Ausstrahlungen der «Rosenheim-Cops» etwa liegen beim Gesamtpublikum rund 60 Prozent oberhalb der ZDF-Norm, bei den Jüngeren hingegen ist die Serie ein Ladenhüter und verfehlt den Senderschnitt um etwa 35 Prozent. Ähnlich hoch ist der Altersdurchschnitt der vorabendlichen «SOKO»-Serien, die 43 Prozent oberhalb des Senderschnitts beim Gesamtpublikum liegen, aber 24 Prozent unterhalb jenem bei den 14- bis 49-Jährigen. Bei den Privaten hat «Auf Streife» ein bemerkenswert altes Publikum, übertrifft den Senderschnitt jedoch auch bei den 14- bis 49-Jährigen. Für Senderverhältnisse herausragend jung sind hingegen die RTL-II-Formate «Köln» und «Berlin». Eine Übersicht der Formate, die aktuell in einer der beiden wichtigsten Zuschauergruppen unterhalb, bei der anderen jedoch oberhalb des Senderschnitts rangieren, findet sich in der Infobox.
Let's talk about flops: Vor allem neue Formate tun sich schwer
Neben den Erfolgsformaten der Daytime sollen aber auch die kapitalen Fehlschläge kurz zur Sprache kommen. Die größten Rohrkrepierer, die aktuell in der Daytime zu sehen sind, lauten «Verrückt nach Camping» auf dem schwierigen 16:15-Uhr-Slot der ARD sowie die neue RTL-Serie «Freundinnen», die beide bei Jung und Alt kaum die Hälfte des jeweiligen Senderschnitts erreichen. Schwer zu kämpfen hat bislang auch «Hol dir die Kohle!» mit vor allem beim Gesamtpublikum desolaten Werten, in Sat.1 erreichten «Endlich Feierabend!» und «Alles oder nichts» derzeit nur rund 60 Prozent des Senderschnitts, «Genial daneben - Das Quiz» verfehlt Selbigen immerhin auch um etwa 25 Prozent. Ein klein wenig Todeszone hat sich Das Erste übrigens am Vorabend erhalten und floppt regelmäßig mit «Familie Dr. Kleist» sowie dem Freitagsquiz «Dingsda», während sich das ZDF mit «WISO» einmal wöchentlich am Montag einen Vorabend-Flop gönnt. Das Magazin verfehlt den Senderschnitt im Normalfall um rund 30 Prozent.
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