In «Wuff» erzählt Detlef Buck kleine Liebes- und Lebensgeschichten, in denen Hunde eine wichtige Rolle spielen. Und wie das bei Episodenfilmen meistens so ist, ist die Qualität auch hier stark schwankend.
Filmfacts: «Wuff»
- Start: 25. Oktober 2018
- Genre: Komödie
- Laufzeit: 116 Min.
- FSK: 6
- Kamera: Marc Achenbach
- Buch: Andrea Wilson
- Regie: Detlef Buck
- Darsteller: Emily Cox, Frederick Lau, Johanna Wokalek, Kostja Ullmann, Maite Kelly, Marie Burchard, Judy Winter
- OT: Wuff (DE 2018)
Er hat uns an der Weltreise von Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Geiß teilhaben lassen («Die Vermessung der Welt»), er erweckte die beiden Zeichentrickheldinnen Bibi und Tina zum Leben und er machte aus Jannis Niewöhner eine Art Aushilfs-Jordan-Belfort («Asphaltgorillas»). Wenn man hört, dass Detlef Buck für ein Filmprojekt verantwortlich zeichnet, kann man nie sicher sein, was am Ende dabei herauskommt. Außer, dass das was dabei herauskommt, mit Herzblut entstanden ist. Für sein neuestes Projekt «Wuff» kam Buck nun, im wahrsten Sinne des Wortes, auf den Hund, denn in der episodenhaft erzählten RomCom dreht sich alles um des Deutschen liebsten Vierbeiner. Hierzulande leben sage und schreibe zehn Millionen von ihnen. Hundetrainer wie Martin Rütter fahren mit Coachingformaten für Tierhalter nicht bloß exzellente Einschaltquoten ein, sondern füllen mittlerweile sogar ganze Konzertsäle mit ihren Anekdoten rund um den Hund.
In «Wuff» begleiten Hunde eine ganze Reihe von Männern und Frauen durch die Höhen und Tiefen des Alltags, werden zu Amor, zum Beziehungsproblem oder eröffnen ungeahnte Jobmöglichkeiten. Das ist die meiste Zeit über wirklich sympathisch, denn gerade durch das verbindende Element des Hundes gewinnt der eigentlich über weite Strecken nach Schema F funktionierende Film an Wiedererkennungswert und Charakter, doch wie das bei nahezu jedem Episodenfilm so ist, schwankt die Qualität der einzelnen Kurzgeschichten auch hier stark und ist nicht bloß vom Skript, sondern auch von den es mit Leben füllenden Schauspielerinnen und Schauspielern abhängig. Und da gibt es vereinzelt auch Ausreißer nach unten.
Aus den Leben von Hundefreunden
Die vier besten Freundinnen Ella (Emily Cox), Cecile (Johanna Wokalek), Lulu (Maite Kelly) und Silke (Marie Burchard) treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Mädelsabend um sich gegenseitig darüber auf dem Laufenden zu halten, was ihr Leben für Kapriolen schlägt. Dabei mischen die Hunde entscheidend mit: Ella wird von ihrem Freund verlassen und adoptiert den Mischling Bozer. Dieser bringt zwar ihren Alltag ordentlich durcheinander, führt sie aber auch gegen alle Widerstände in ein neues Glück. Cecile schlittert gerade in eine Ehekrise – doch dem sanftmütigen Hund Simpson gelingt es mit seiner Spürnase nicht nur für die Kinder da zu sein, sondern am Ende sogar den Familienfrieden zu retten. Und Katzenfreundin Lulu datet einen schrägen Hundeliebhaber – ein ziemlich heikles Unterfangen. Silke hingegen versteht sich als professionelle Hundetrainerin blendend mit den Vierbeinern, nur mit den Menschen hapert es – bis sie den Ex-Fußballer Olli (Frederick Lau) kennen lernt…
Eigenen Angaben zufolge war es für Detlev Buck wichtig, in «Wuff» das Phänomen des sein Herrchen oder Frauchen bedingungslos akzeptierenden Hundes einzufangen und dabei gleichermaßen hervorzuheben, was die Vierbeiner für eine Wirkung auf „ihren Menschen“ haben. Nicht selten erweisen sie sich schließlich als Seelentröster, die dem Zweibeiner auch aus schlimmen Krisen heraushelfen können. Diese Liebe zum Thema ist dem fertigen Film jederzeit anzumerken; sogar auf einer Meta-Ebene, denn für «Wuff» wurde nicht bloß mit trainierten Filmhunden gearbeitet. Einige der Tiere stammen direkt von der Straße, sind also quasi Leinwanddebütanten.
Doch ohne über die Hunde genauso so zu urteilen, wie über die menschlichen Schauspieler, so erweist sich diese Idee als optimal dafür, die verschiedenen Charakterisitika der Hunde hervorzuheben. Jeder von ihnen ist ein ganz eigener (oder auch: eigensinniger) Typ, der das Geschehen um sich herum optimal ergänzt. Damit sind die Hunde bisweilen sogar spannender als die menschlichen Akteure. «Wuff» ist zwar im Großen und Ganzen namhaft besetzt und punktet außerdem mit einigen Ensemblemitgliedern, die man gern häufiger auf der Leinwand sehen würde. Doch letztlich sind sie alle stark davon abhängig, was das Drehbuch von Andrea Wilson («SMS für Dich») für sie bereithält. Und das dürfte manchmal gern ein wenig mehr sein, als das Standard-RomCom-Repertoire, das letztlich nur dank der omnipräsenten Hunde ein paar frische Akzente erhält, die nicht schon zigmal in anderen Filmen durchgekaut wurden.
Mal auf, mal ab
Die sich anbahnende Liebelei zwischen Ella und dem unkomplizierten Förster Daniel wird mithilfe absurder Konflikte künstlich aufgeblasen, bis sie letztlich doch auf ihr vorhersehbares Happy End zusteuert. Céciles Familenrobleme rund um ihren geistig behinderten Sohn, der den gutmütigen Hund Simpson unbedingt braucht, während ihr Ehemann sich zunehmend von ihm gestört fühlt, bleibt in ihren Ansätzen stecken und wird stattdessen lieber einer hanebüchenen Auflösung geopfert. Und die Storyline rund um Katzenfreundin und Dauersingle Lulu hat zum Geschehen überhaupt nichts beizutragen, außer ein unnötig hysterisch aus dem Ruder laufendes Date, bei dem sich Maite Kelly mit ihrer affektierten Art nicht unbedingt als Schauspielerin weiterempfiehlt. Dafür erweist sich der Machtkampf zwischen der alteingesessenen Hundeflüsterin Silke und dem unerfahrenen Neu-Hundesitter Oli als wirklich gelungen – vor allem wegen eines dynamisch inszenierten Hunde-Fußballspiels, das zweifelsohne das Highlight des Films darstellt.
Weitere Höhepunkte finden sich in «Wuff» ansonsten eher im Detail. Die Gespräche zwischen Ella und ihrer sie so kritisch beäugenden Mutter (Judy Winter ist und bleibt einfach eine Wucht!) sind so treffend beobachtet, dass man sich direkt in beide Parteien einfühlen kann. Und wie böse, fast polemisch Buck hier hinter die Kulissen der modernen Arbeitswelt blickt, ist ebenfalls richtig großes Kino.
Die Liste der Schauspielerinnen und Schauspieler, die Detlef Buck für «Wuff» gewinnen konnte, ist lang. Selbst winzige Nebenrollen wurden mit bekannten Gesichtern besetzt, was wie zuletzt bereits in «Asphaltgorillas» leider nicht immer von Vorteil ist. Instagram-Star Stephanie Giesinger mimt ein weiteres Mal die vor allem auf ihr Äußeres reduzierbare Verführerin, die kaum Gelegenheit bekommt, sich auch als Schauspielerin zu beweisen. Dasselbe gilt für Maite Kelly; nur dass diese ihre Figur auch schon in ihren wenigen Szenen eine Spur zu übereifrig als nervig anlegt und daher schnell zum Lowlight des Films wird. Dafür gefallen vor allem zwei Darstellerinnen, die in Zukunft hoffentlich (wieder) öfter auf der großen Leinwand zu sehen sind: «Jerks»-Star Emily Cox qualifiziert sich mit ihrer authentisch-ungestellten Art für weitere große Kinorollen. Auch die hier angenehm zurückhaltend und vor allem mit dem Hund besonders authentisch aufspielende Johanna Wokalek («Anleitung zum Unglücklichsein») passt wie die Faust aufs Auge zu ihrer Rolle und stiehlt ohne Übereifer jedem anderen in «Wuff» die Show.
Dasselbe gilt für Marie Burchard («Klassentreffen 1.0»), bei deren Performance noch eine gute Portion fehlende Eitelkeit hinzukommt; ganz so, wie es ihre Hundetrainer-Figur erfordert. Die Herren der Schöpfung Kostja Ullman («Mein Blind Date mit dem Leben»), Frederick Lau («Spielmacher») und Kida Khodr Ramadan («Nur Gott kann mich richten») sind teilweise in Rollen fernab des üblichen Typecastings zu sehen, was vor allem Ramadan gut tut. Trotzdem bleiben am Ende natürlich vor allem die Hunde das Highlight des Films.
Fazit
Wie viele andere Episodenfilme auch ist die Qualität von «Wuff» je nach Episode äußerst schwankend. Dafür überzeugen sowohl die Hunde, als auch ein Großteil des Casts. Am Ende ergibt sich daraus ein Film, der mit dem Wort „sympathisch“ ausreichend beschrieben ist.
«Wuff» ist ab dem 25. Oktober bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.
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