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Die Kritiker: «Unzertrennlich nach Verona»

Veronica Ferres und Heiner Lauterbach gurken nach Italien, um ihre Tochter davon abzuhalten, sich dort schwängern zu lassen. Eine Klamotte über elterliche Hirngespinste...

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Veronica Ferres als Ulla
Heiner Lauterbach als Jan
Paulina Rümmelein als Julia
Olivia Müller-Elmau als Lea
Lukas Schmidt als Marius
Nick Romeo Reimann als Daniel
Leonardo Nigro als Angelo

Hinter der Kamera:
Produktion: Construction Filmproduktion GmbH
Drehbuch: Uli Brée
Regie: Andreas Herzog
Kamera: Marcus Kanter
Produzenten: Mark Popp und Veronica Ferres
Schier ununterbrochen frönt Richterin Ulla (Veronica Ferres) der geradezu manischen Angst, ihre siebzehnjährige Tochter Julia (Paulina Rümmelein) könne schwanger werden oder einer vergleichbaren Katastrophe anheimfallen. Julias Vater und Ullas Ex-Mann Jan (Heiner Lauterbach) ist lockerer drauf und hält die maßlos übertriebenen Angstgebäude seiner Ex-Frau für spinnert. In seiner Eigenschaft als verdeckter Ermittler hat er auch beruflich oft mit seiner ehemaligen Partnerin zu tun, wobei sich zahlreiche Gelegenheiten bieten, die privaten Mätzchen auszubreiten und sich, wenn auch durch allerhand oberflächliche Gehässigkeiten kaschiert, wieder anzunähern.

Als Jan seiner Tochter einen Urlaub mit der besten Freundin in Verona schenkt, überspannt er den Bogen schließlich. Ulla reicht die Scheidung ein. Aber bald gibt es dringendere Probleme: Weil Jan schon lange das Handy seiner Tochter überwacht, kriegt er sofort mit, als die in Pasing wieder aus dem ICE steigt und sich über allerhand Landstraßen nach Italien schlängelt. In seiner Wohnung findet er zu allem Übel auch noch einen positiven Schwangerschaftstest. Ulla erfährt derweil beim mütterlich-übergriffigen Durchstöbern von Julias Laptop, dass ihre Tochter sich in Italien mit einem Typen verabredet hat. Eine grässlichere Gelegenheit zum Schwängern kann sich Ulla gar nicht vorstellen. Bleibt nur eine Konsequenz: Das Ex-Ehepaar muss sich zusammenraufen und seiner Tochter nach Italien nachsetzen. Gut, dass Heiner Lauterbach einen Motorradführerschein hat…

Mutters Tochterschwangerschaftsphobie, Tochters italophile Shakespeare-Balkon-Sehnsucht, das Motorrad des Midlife-Mannes – das sind alles furchtbar abgeschnittene Zöpfe und abgestandene Motive. Dabei wären die universellen Themen, die diesem Film zugrunde liegen, wie gemacht für eine heitere Aufbereitung, mit der man eine gewollte Oberflächlichkeit gut vor dem Abdriften ins Bräsige hätte bewahren können: die Angst vor dem Entgleiten des Kindes; der Wunsch, es vor den eigenen Lebensfehlern zu bewahren.

Doch «Unzertrennlich nach Verona» macht daraus über weite Strecken nicht mehr als eine müde Klamotte, voll elterlicher Bevormunderei, angesichts derer die jungen Figuren trotz manch überkandidelter Romanze reifer und seelisch austarierter wirken. Gen Ende drehen sich schließlich die Ansichten des Elternpaares: Jan will intervenieren, während Ulla bereit ist, ihrer Tochter ein eigenes Leben zuzugestehen, nachdem ihr eine flotte Taschendiebin (Veronika von Quast) ins Gewissen geredet hat. Doch auch dieser Gedanke wird eher als flotter Gag denn als aufrichtiger, beständiger Sinneswandel eingeführt. Am Schluss steht zwar die richtige Lektion – Lasst den (fast) erwachsenen Kindern um Himmels Willen ihren Freiraum, – doch der Weg dorthin hätte cleverer und pfiffiger ausfallen können, als Veronica Ferres und Heiner Lauterbach beim Midlife-Gurken über den Brenner zuzusehen.

Das Erste zeigt «Unzertrennlich nach Verona» am Mittwoch, den 3. Oktober um 20.15 Uhr.
02.10.2018 04:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/104171
Julian Miller

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Unzertrennlich nach Verona

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