Am Wochenende hat Comcast das Ringen um Sky gewonnen. In Europa könnte das Unternehmen einen Markt umkrempeln.
Die amerikanische Medienindustrie zittert vor den Internetriesen Google, Amazon, Netflix und Facebook. Die erfolgreichen Webunternehmen verdienen mit ihren Angeboten viel Geld und stürzen sich immer mehr auf den klassischen Fernsehmarkt. Vor allem Netflix macht den Fernsehanbietern das Leben schwer, weshalb Rupert Murdoch seine sämtlichen Aktivitäten von 21st Century Fox – sofern es möglich war – an Disney verkaufen wollte. Der Verkauf ist zwar noch nicht abgeschlossen, doch in den Vereinigten Staaten von Amerika ist der Deal fast unterschriftsreif – wenn nicht noch ein weiteres Mal Comcast dazwischen funkt.
In Europa buhlten 21st Century Fox/Disney und Comcast um die europäische Sendergruppe Sky. Dass Comcast einen sehr hohen Preis für die Übernahme zahlt, sei nicht bei allen Investoren gut angekommen. Allerdings macht das Unternehmen Druck und besaß am Dienstag schon 30 Prozent an Sky. Der Kabelnetzriese schluckte vor einigen Jahren schon NBC Universal, dass sich im Gemischtwarenhaus General Electric befand. Damals blätterte man ebenfalls mehrere Milliarden US-Dollar in zwei Schritten hin, damit man die vertikale Fusion durchführen konnte.
Denn Comcast ist in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht gerade sehr beliebt und war bis zum Kauf von NBC Universal ein reiner Kabelnetzbetreiber und Internetanbieter. Trotz wachsendem Internetangebot ist Kabelfernsehen in den USA nachwievor sehr teuer. Um nicht den Anschluss an beispielsweise AT&T zu verlieren, startete Comcast in Partnerschaft mit Verizon ein virtuelles Mobilfunknetz.
Der Kauf von Sky ist für Comcast ein logischer Schritt, denn die europäische Sky-Gruppe kann 23 Millionen Kunden in sieben Ländern vorwiesen. Auch der Umsatz ist mit 18,5 Milliarden US-Dollar nicht schlecht, auch wenn hohe Summen an die nationalen Sportligen gezahlt werden. Das Filetstück von Sky ist natürlich das Vereinigte Königreich, in dem Sky schon seit Jahren als Kabelnetz- und Mobilfunkbetreiber tätig ist. Mit den Telekommunikationsdiensten macht sich Sky die Taschen voll.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird Sky auch seine Mobilfunkdienste in den anderen Ländern ausbauen. In Großbritannien arbeitet das Unternehmen mit O2 zusammen, das hierzulande seine Netze auch für Aldi Talk und andere Mitbewerber zur Verfügung stellt. Auch die Vereinbarung mit HBO und Showtime sowie die Gemeinschaftsproduktionen zwischen Sky und HBO sind für Comcast interessant. Das Unternehmen hätte dann Zugriff auf HBO-Ware, die in den Vereinigten Staaten von Amerika immer noch besonders hochwertig gilt.
Der englische Streaming-Dienst Now TV von Sky kann inzwischen zwei Millionen Abonnenten vorweisen. Damit liegt man deutlich hinter Netflix und Amazon, allerdings auf Augenhöhe mit dem CBS-Angebot „CBS All Access“. Mit der Verzahnung von Sky und NBC Universal-Inhalten kann der Dienst in Europa schnell ausgerollt werden. Bislang hat Sky zu wenig eigene Serien, um einen attraktiven Streamingdienst zu starten.
Unklar ist die Zukunft der Entwicklerteams, da Sky (SkyQ) und Comcast (X1) ein ähnliches Produkt anbieten. Eine Fusion der Abteilungen wäre möglich, die Marken könnten beibehalten werden. Nicht nur Comcast hat glänzende Augen bei Nennung des Namens Sky. Auch für Sky kann sich der Kauf von Comcast richtig lohnen – solange das Unternehmen auch in Europa investieren möchte. Exakte Aussagen aus den USA gibt es hier aber noch nicht.
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