In einem ausführlichen Interview bezeichnet der RTL-Gründer den deutschen TV-Markt als monopolisierte Katastrophe, ARD und ZDF als 'Altenheimversorgung' und hält den Privaten Testbild-Ambitionen vor. Doch auch den neuen Streaming-Diensten begegnet er mit Skepsis - zumindest hinsichtlich ihrer Breitenrelevanz.
Helmut Thoma ist einer der einflussreichsten Medienmanager im deutschsprachigen Raum und auch mit seinen inzwischen 79 Lenzen offensichtlich nicht bestrebt, sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. In einem Interview mit dem österreichischen Mediendienst
Horizont hat sich der "Erfinder" der werberelevanten Zielgruppe für den deutschen Fernsehmarkt unter anderem auch zur dessen aktueller Lage Stellung bezogen. Und die fällt ziemlich negativ aus. Thoma zufolge sei hierzulande beim Privatfernsehen eine "Katastrophe eingetreten", da RTL und ProSiebenSat.1 einen derart gravierend hohen Marktanteil (Thoma spricht von 86 Prozent) besitzen, dass diese "überhaupt kein Interesse daran haben, wirkliches Programm zu machen". Stattdessen wolle man "am liebsten das Testbild senden", wodurch sich zwar Gewinne erhöhten, aber sich inhaltlich nichts mehr tue: ProSieben wiederholt bis zu 200-mal eine Folge von «The Big Bang Theory», sonst ist kaum etwas vorhanden; RTL zeigt immer noch die Autobahnpolizei «Cobra 11»" und lebe ansonsten von der Prime-Access-Time, wo mit «Explosiv», «Exclusiv» und «GZSZ» "lauter altes Programm" zu sehen sei.
Zugleich stelle der Sender, den Thoma selbst einst gegründet hatte, aber auch noch eines der wenigen Formate im deutschen Fernsehen, das er regelmäßig schaue: Die RTL-Nachrichten, die er selbst "erfolgreich aufgebaut habe und die immer noch funktionieren". Am öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisiert Thoma indes, dass diese "praktisch eine Art Altenheimversorgung darstellen" und bei den jungen Menschen unter 30 Jahren "marginalisiert" seien.
Auf die Frage, ob neue Anbieter wie Amazon oder Netflix den großen Sendern wehtun könnten, antwortet er aber mit Skepsis. Er sehe bei Netflix aktuell eine "Entwicklung wie bei Tesla: Da wird Geld, Geld und nochmal Geld hineingepumpt", doch zugleich seien die Nutzungszahlen im deutschsprachigen Raum "sehr überschaubar". Seiner Einschätzung nach wollen die Leute "im Grunde genommen Fernsehen [...]: Ich setze das Gerät in Betrieb, setze mich davor und bekomm etwas vorgesetzt". Auch Formate wie «House of Cards» seien zwar "toll gespielt und toll gemacht, aber die breite Masse will solche Serien nicht".
Helmut Thomas Kritik: Womit hat er Recht?
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