Mit «Koch die Box» probiert sich kabel eins ein weiteres Mal an einem Koch-Format am Vorabend. Zum Auftakt haut das nicht vom Hocker, Potenzial hat die neue Sendung aber allemal.
kabel eins sucht weiter nach dem richtigen Rezept für seinen Vorabend. Das ist auch dringend nötig: Denn in der letzten Zeit will dort nichts so wirklich zünden. Auf dem Sendeplatz um 18.55 Uhr floppten in der jüngeren Vergangenheit unter anderem «Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns drum», «Schrauben, sägen, siegen – Das Duell» und «Gekauft, gekocht, gewonnen»; alle drei genannten Sendungen verharrten in diesem Jahr unter der Vier-Prozent-Marke und mussten in der werberelevanten Zielgruppe 14-49 mit unterdurchschnittlichen Ergebnissen zwischen 3,6 und 3,9 Prozent vorliebnehmen.
Selbst Frank Rosin, der ja sonst in der Primetime für gute Quoten sorgt, hat mit «Gekauft, gekocht, gewonnen» nicht viel reißen können – dennoch hält kabel eins am Genre Kochen fest und setzt von nun an auf
«Koch die Box» von Tresor TV. Darin bekommen drei selbsternannte Hobbykoch-Paare eine Kochbox mit frischen Zutaten zugeschickt, aus der anschließend ein Zwei-Gänge-Menü werden soll. Dazu gibt’s ein Erklärvideo von Profikoch Mario Kotaska («Die Kochprofis», «Die Küchenchefs»). Der Haken: Dieses recht kurze Küchen-Tutorial darf nur einmal angeschaut werden, Zurück- und Vorspulen ist Tabu – für Leute der Aufmerksamkeits-Generation Goldfisch eine wahre Herausforderung („Wat willst du?“). Danach haben die teils schon vom bloßen Anblick der Lebensmittel überforderten Teilnehmer nur 90 Minuten Zeit zum Nachkochen. Für noch mehr Fragezeichen sorgt ein besonderes Gadget; der Bunsenbrenner, der zwingend zum Einsatz kommen muss. Am Ende winken 500 Euro, was für eine TV-Sendung heutzutage vielleicht kein Grund mehr zum Ausrasten ist, aber zumindest für die von einem Paar gewünschte Spülmaschine reichen dürfte.
Das Konzept liest sich auf dem Papier also sehr charmant. Aber: Selten reicht eine charmante Idee alleine aus – und genau das ist bei «Koch die Box» der Knackpunkt. Denn wirklich aufregend gestaltet sich das Kochen an sich dann nicht. Etwas spannender wird es höchstens dann, wenn mal improvisiert werden muss oder was schiefgeht. Denn wie eingangs bereits angeschnitten: Das Erklär-Video ist schnell vergessen, nicht selten wird genau das auch zur Sprache gebracht.
Leider kann keiner der Kandidaten zum Auftakt wirklich herausstechen. Auch wenn es durchaus hier und da zu Kabbeleien und Missverständnissen in der Küchen-Kommunikation zwischen Mann und Frau kommt. Schade auch, dass man als Zuschauer gar nicht die Chance erhält, den Protagonisten länger am Stück zuzusehen: Denn der nächste Kommentar von Kotaska aus dem Greenscreen-Studio wartet schon. Da wird dann zum Beispiel erklärt, wie man richtig salzt, wie Madeira ausgesprochen wird oder wie viel Butter zu viel ist.
Die ein oder andere spitze Bemerkung fällt auch, das läuft glücklicherweise aber nicht auf das Bloßstellen oder Vorführen der Kandidaten hinaus. Ein bisschen mehr von der ironischen «Perfekten-Dinner»-Stimme könnte sich «Koch die Box» allerdings schon noch abgucken. Positiv ist, dass man auf allzu lange Kandidaten-Vorstellungen verzichtet – und das trotz der doch langen Sendezeit von über einer Stunde. Hier wird in der Tat keine Zeit verschwendet, wie sonst gerne mal bei artverwandten Formaten. Ein unglückliches Händchen hatte kabel eins mit der Platzierung der Werbebreaks – etwa wenn vor der Werbung noch einmal das perfekt gezauberte Gericht von Kotaska zur Schau gestellt wird, es dann jedoch nach den Werbebotschaften ohne große Umschweife mit dem Off-Sprecher weitergeht: „Das wollen Person X und Y auch hinkriegen.“ Eine Unart, die beileibe nicht nur jetzt bei «Koch die Box» auffällt.
Wer die 500 Euro bekommt, entscheidet Kotaska dann nach fachmännischer Kostprobe. Dafür werden alle Teilnehmer an einen gemeinsamen Ort zusammengetrommelt. Die Teilnehmer dürften zwar alle aus der gleichen Ecke kommen, dennoch ist eine längere Anfahrt zu diesem ominösen Ort sicherlich nicht zu vermeiden. Umso merkwürdiger mutet es daher an, dass das Essen immer noch so akkurat auf dem Teller liegt, wie zuvor in den jeweiligen Küchen gezeigt. Zumal man im Vorfeld nur sieht, wie die fertigen Teller ohne Schutz oder sonstige Umverpackung in die Kochbox gelegt werden. Und ob das Essen noch warm ist? Fraglich. Ein Schelm, wer hier Tricksereien vermutet.
«Koch die Box» bietet im wahrsten Sinne des Wortes lauwarme Unterhaltung. Potenzial ist aber vorhanden, letztlich wird das immer stark von den abwechselnden Kandidaten und Profiköchen abhängen. Im Moment fehlt aber noch das berühmte Salz in der Suppe.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel