Die berühmteste TV-WG Deutschlands hat ihre Pforten wieder eröffnet. Was und wie viel sich geändert hat, was ein guter Kandidat für ein solches Format ist und wer schon nach der ersten Nacht wieder auszog, analysiert Manuel Weis, der «Big Brother» in Deutschland schon seit dem Start vor 18 Jahren begleitet.
Die kommenden zwei Wochen wird Trash-TV-Deutschland wieder eine feste Verabredung mit Sat.1 haben - auch in diesem Sommer hat der Große Bruder seine Pforten wieder geöffnet und zwölf Promis einziehen lassen. Was aber macht eigentlich einen guten Kandidaten aus? Irrtümlicherweise geht die Allgemeinheit davon aus, dass hauptsächlich ein bekannter Name von Bedeutung ist. Dem widerspricht aber der Fakt, dass wohl Nino de Angelo als einer der legendärsten Teilnehmer von «Promi Big Brother» in die Geschichte eingegangen ist.
Auch der diesjährige Cast der Reality-Show belegt ziemlich deutlich, dass im Grunde genommen jeder Teilnehmer seine ganz bestimmte Aufgabe hat. Bei der Zusammenstellung der Teilnehmer-Liste sind etliche Faktoren zu berücksichtigen - wer könnte gut zusammen oder eben auch gar nicht gut zusammenpassen? Und wer bringt welche Fans mit? Durchaus möglich, dass die eher unbekannteren Promis wie Johannes Heller oder Katja Krasavice mehr Schwung (und junge Fans) zum/ins Haus bringen, als die vermeintlich großen Namen. War David Hasselhoff einst in der ersten Staffel der Show ein guter Kandidat?
Das kommt sicherlich auf die Sichtweise an. Der große “Looking for Freedom”-Star dominierte sicherlich die Schlagzeilen, was die Quote in der Zielgruppe nach oben trieb. Für die inhaltliche Entwicklung brachte Hasselhoff, nicht zuletzt wegen der Sprachbarriere, kaum etwas. In Ordnung also, dass internationale Stars auch in diesem Jahr nicht an Bord sind.
Spannend aber durchaus, wie intensiv sich Sat.1 bei RTL und RTL II bedient hat. Mit Silvia Wollny, Daniel Völz, Johannes Heller, Alphonso Williams, Chethrin Schulze, Sophia Vegas und Fürst Heinz haben weit mehr als die Hälfte der Kandidaten ihre televisioniären Wurzeln oder mindestens ihre bekanntesten Auftritte bei einem Sender der RTL-Gruppe. Fürst Heinz wähnte sich unter Umständen sogar dieser Tage bei einer bekannten Reality-Show der Kölner. Der Millionär, der zuletzt unter anderem eine eigene VOX-Sendung hatte, zog schon nach nur einer Nacht wieder aus der «Promi Big Brother»-WG aus - wohlgemerkt mit den eher aus dem Dschungel bekannten Worten “Holt mich hier raus!”.
Der erste Auszug nach 105 Minuten Sendezeit - ein beachtlicher Rekord für den Großen Bruder. Immerhin. Die Opening-Show, die großteils aus den ersten Szenen der schon zwei Tage vorher eingezogenen neun Bewohner bestand, hatte freilich Längen. Das aber ist kein neues Phänomen - Folge eins ist immer ein Kennenlern-Ding. Konzeptuell hat sich bei der Endemol-Shine-Produktion nicht ganz so viel geändert. Der “arme Bereich” hat sich in diesem Jahr als Open-Air-Baustelle entpuppt; Die Baustelle ist also Nachfolger des Keller-Abteils oder der Kanalisation. Fraglich ist, wie praktisch die doch recht enge Baustelle für die Gruppen-Dynamik im “armen Bereich” ist. Es gibt nur wenige Rückzugsorte - sicherlich keine einfache Aufgabe für die Bewohner. Allerdings gibt es so auch kaum Möglichkeiten, sich zu zweit oder zu dritt heimlich zurückzuziehen, um herrlich über andere abzulästern.
Das eigentliche Highlight
In diesem Jahr hat ProSiebenSat.1 den wohl größten Fehler aus 2017 rückgängig gemacht. Weil man damals Moderator Jochen Bendel in die große Show geholt hat, verzichtete man auf das kultige und quotentechnisch für sixx unglaublich erfolgreiche Late-Night-Format, das die Geschenisse im Haus immer direkt im Anschluss an die Liveshow und bis tief in die Nacht messerscharf analysiert. In diesem Jahr ist Bendel zurück bei sixx - die Late-Night-Show wird freitags immer gegen 23.30 Uhr starten, an allen anderen Tagen grob um 23.45 Uhr. Für echte Fans ist Dabeisein hier absolute Pflicht!Umso liebevoller ist die Luxus-Villa eingerichtet, die wie schon 2017 direkt durch mehrere Fenster vom Baustellen-Bereich aus eingesehen werden kann. Das Konzept “arm gegen reich” mag alles andere als neu sein - genauer gesagt wurde es erstmals vor über 15 Jahren, nämlich in Staffel vier der Normalo-Version, verwendet. Aber der ständige Bereichswechsel, das immer mögliche Auf und Ab, Verlieren und Gewinnen von (Lebens-)Luxus ist ein wichtiges Elexir für «Promi Big Brother» - und wird es auch weiter sein.
Während diese Konstanz wohltuend ist, darf man an einigen anderen Stellen die großen Neuerungen durchaus vermissen. Vielleicht wird im Laufe der kommenden 14 Tage die Erkenntnis reifen, dass «Promi Big Brother» mal ein größeres Update nötig hat. Vielleicht aber wird der auf dem Papier unzählige Möglichkeiten bereithaltende Cast darüber hinwegtäuschen. Denn: Chethrin wohnt nun zusammen mit ihrem vermeintlichen Schwarm, Ex-«Bachelor» Daniel Völz - und der wiederrum ist Mitbewohner von Johannes Heller. Heller ist jetzt mit Yeliz aus der Völz-Staffel der RTL-Kuppelshow zusammen...
Euer Tipp - wird die Staffel in diesem Jahr erfolgreicher als 2017?
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