Als erste der fünf großen öffentlich-rechtlichen Talkshows meldete sich diejenige zurück, die ohnehin schon das sportlichste Wochenpensum abzuleisten hat. Sie profitierte vom Talk-Monopol jedoch nicht.
Immer wieder belächelt und kritisiert, aber schon seit 2008 im Einsatz:
«Markus Lanz» feierte in dieser Woche seinen zehnjährigen Fernseh-Geburtstag - und ist für seinen Sender längst zu einer
festen spätabendlichen Institution unter der Woche geworden, von der sämtliche anderen großen Sender spätestens seit dem Ende von «TV total» fernab von Nachrichtenformaten nur noch träumen können. Zu Beginn der neuen Saison hatte die Sendung in dieser Woche allerdings überdies noch den Vorteil, als einzige große Talkshow bereits mit frischen Folgen aufzuwarten - Will, Plasberg, Maischberger und Illner pausieren nämlich noch ein wenig, «Dunja Hayali» muss sich vorerst mit einer Ausgabe pro Monat sowie bislang reichlich schwachen Einschaltquoten begnügen. Doch das ganz große Quotenglück war dem Südtiroler vorerst auch nicht vergönnt.
Dabei verlief die "Jubiläumsausgabe" am Dienstag noch am stärksten: Immerhin 1,98 Millionen Menschen wohnten der inhaltlich erstaunlich unspektakulären Staffelpremiere bei, in der unter anderem die 3.000-Meter-Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause und Physiker Prof. Harald Lesch zu Gast waren, was einem guten Marktanteil von 13,3 Prozent entsprach. Wirklich überragend waren allerdings eher die Werte bei den 14- bis 49-Jährigen, wo fantastische 9,3 Prozent bei 0,46 Millionen auf dem Papier standen - und damit gleich mal der zweithöchste Marktanteil in diesem Kalenderjahr, der ohne König Fußball im Vorfeld erreicht wurde. Dennoch hatte das Vorprogramm auch seinen Anteil an der starken Lanz-Performance, immerhin liefen die dokumentarischen und informativen Formate im Vorfeld mit 8,1 bis 11,1 Prozent der jüngeren Zuschauer weitaus besser als an einem normalen ZDF-Dienstag.
Auch am Mittwoch hatte Lanz dann ein dokumentarisches Lead-In, punktete im Anschluss daran allerdings so überhaupt nicht: Schon die 1,22 Millionen Fernsehenden sowie 11,2 Prozent Gesamt-Marktanteil waren ab 23:15 Uhr sicherlich kein großer Erfolg, vor allem aber bei den Jüngeren stürzte die Sendung binnen eines Tages deutlich auf nun nur noch miese 4,3 Prozent bei 0,17 Millionen ab. Die Gäste waren nun mit Sicherheit nicht die spektakulärsten in der Geschichte dieser Sendung - das Vorprogramm mit einer «ZDFzoom»-Reportage über das "Duell" zwischen Autos und Fahrrädern angesichts von nur 1,71 Millionen Zuschauern und 10,1 Prozent Gesamt-Marktanteil allerdings auch nicht. Gleichwohl: Bei den 14- bis 49-Jährigen kam diese Ausstrahlung immerhin noch auf solide 6,1 Prozent bei 0,32 Millionen, hier verlor also Lanz danach nochmals erheblich.
Am Donnerstag schließlich ging Lanz um 23 Uhr auf Zuschauerjagd und hatte mit Sportkommentatorin Claudia Neumann eine stark polarisierende Person zu Gast - immerhin war sie die einzige Frau, welche Spiele der vergangenen Fußball-WM für einen der großen Sender kommentierte. Vielleicht auch deshalb stiegen die Werte auf immerhin grundsolide 12,5 und 6,4 Prozent bei 1,51 Millionen Interessenten, was insofern respektabel anmutet, weil die im Vorfeld gezeigte Doku «Türsteher Europas» mit nur 9,1 sowie 4,9 Prozent bei 1,70 Millionen überhaupt kein Publikumserfolg war. Durchschnittlich erreichten die ersten drei Ausgaben der neuen Staffel also Marktanteile von 12,3 Prozent bzw. 6,7 Prozent der jüngeren Konsumenten bei einer gemittelten Zuschauerzahl von 1,57 Millionen.
Auftaktwochen-Quoten zuletzt
- 2015: 1,46 Mio. (11,5% / 6,2%)
- 2016: 1,46 Mio. (12,5% / 6,1%)
- 2017: 1,60 Mio. (13,8% / 6,2%)
Durchschnittliche Werte der jeweils ersten drei «Markus Lanz»-Ausgaben nach der Sommerpause.
Verglichen mit den Staffelstarts in den vergangenen drei Jahren zeigt sich, dass «Markus Lanz» diesmal zumindest deutlich schlechter aus dem Urlaub zurückkehrte als 2016 (siehe Infobox), wo die Sendung auf Anhieb sehr gute Werte beim Gesamtpublikum erzielt hatte. Bei den 14- bis 49-Jährigen hingegen sorgten die Spitzenwerte für die Dienstagsausgabe für einen etwas besseren Saisonstart als zuletzt. Gleichwohl sind diese Vergleiche gewissermaßen auch Milchmädchenrechnungen, bei denen schon einzelne Ausschläge nach oben (siehe diese Dienstagsfolge beim jungen Publikum) oder unten massive Auswirkungen auf den Durchschnittswert haben. Zudem offenbarte sich in den vergangenen Jahren eine zumindest latent vorhandene Abhängigkeit von der Performance des zuvor gezeigten ZDF-Materials - und bedenkt man diesen Umstand, hat sich Lanz insbesondere am Donnerstag hervorragend geschlagen, schließlich sendete die ab 22:15 Uhr ziemlich stark an den Interessen des Massenpublikums vorbei.
Generell ist davon auszugehen, dass sich die Talkshow in den kommenden Wochen und Monaten einmal mehr auf einem befriedigenden Quotenniveau einpendeln wird, zum Abschluss der vergangenen Saison etwa standen zumeist rund 14 Prozent des Gesamtpublikums und etwa sieben Prozent der jüngeren Konsumenten zu Buche. Das war für sich genommen schon alles andere als schlecht, wird aber durch den Umstand noch aufgewertet, dass dieses Format an gleich drei Abenden pro Woche rund 75 Minuten Sendezeit bestückt und damit fraglos einen festen und sicheren Anker darstellt, auf den die Programmverantwortlichen des Mainzer Senders mittlerweile mit Sicherheit nicht mehr verzichten möchten.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel