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Gestrandet in Wacken

Die Heavy-Metal-Fans freuen sich: Die Gemeinde Wacken veranstaltet das größte Festival seiner Art.

Wacken

  • Bundesland: Schleswig-Holstein
  • Kreis: Steinburg
  • Amt: Schenefeld
  • Höhe: 26 m ü. NHN
  • Fläche: 7,1 km2
  • Einwohner: 1827 (31. Dez. 2016)
  • Dichte: 257 Einwohner je km²
  • PLZ: 25596
Es ist wieder soweit: Die 1.827-Einwohner Gemeinde Wacken im schleswig-holsteinischen Steinburg lädt wieder zum Musikfestival Wacken Open Air ein. Es wird erneut mit rund 85.000 Besuchern gerechnet, die für das Heavy-Metal-Festival aus ganz Deutschland anreisen. In diesem Jahr findet das Festival von Donnerstag, dem 2. August, bis Samstag, 4. August, statt. Bereits seit Montag reisen die Musikfans an, die letzten Meter zum Festivalgelände werden auch dieses Jahr wieder Stunden in Anspruch nehmen.

Das Festival wird seit 28 Jahren veranstaltet und hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem erfolgreichen Event entwickelt. In den ersten beiden Jahren spielten gerade einmal sechs respektive sieben Bands und die Karten kosteten nur 7,67 Euro. Ab dem neuen Jahrtausend ging das Wachstum in die Vollen: Bis zu 85.000 Menschen sind in den vergangenen Jahren gekommen, die Anzahl der Bands stieg ebenfalls – 2017 waren es über 170 Stück. Doch seitdem die Veranstalter an den Preisen noch einmal gedreht haben, sind die Karten nicht mehr innerhalb von Stunden aufgekauft. Das Festival kostete vor drei Jahren 170 Euro, die Fans bestellten innerhalb von zwölf Stunden alle Karten. Inzwischen dauerte der Ausverkauf fast ein Jahr, dafür sind allerdings auch schon 220 Euro fällig.



Dieser Erfolg war den Freunden Thomas Jensen und Holger Hübner noch nicht bewusst, als sie mit Freunden ein kleines Festival einer Grube des Motorradvereines starteten. Das Ziel war die Vermarktung der eigenen Band „Skyline“. Noch bis 1994 wurden die Tickets von Skyline-Schlagzeuger Andreas Gösers Mutter privat organisiert. Undenkbar zur heutigen Zeit, aber bis 1996 übernahm die Security der befreundete Motorradclub. Obwohl das Festival eine Zeit lang rote Zahlen erwirtschaftete, konnte das Ruder herumgerissen werden. Auch heute noch leitet Thomas Jensen das Festival. Der gebürtige Wackener ist Geschäftsführer der Veranstaltungsfirma ICS Festival Service GmbH.



Im Örtchen Wacken erfreuen sich fast alle Einwohner an dem Festival. Die Ortsansässigen verdienen mit, Bäckereien und Metzgereien haben einen extremen Zulauf. Auch kleine Bierstände vor dem Festivalgelände gehören zum Ortsbild. Mit Einheimischen, die damit Probleme haben, hat sich der Veranstalter inzwischen außergerichtlich geeignet. Denn den Verantwortlichen des Festivals ist die Harmonie im Ort wichtig. Kein anderes deutsches Festival lockt so viele Menschen in ein so kleines Dorf. Da der Ort überschaubar ist, finden die Veranstaltungen auf Feldern und Wiesen statt. Im Schlamm zu stehen, ist bei Wacken normal.




Inzwischen tummeln sich neben den gesamten Heavy-Metal-Fans auch seriöse Menschen: Die Reporter von Boulevardmagazinen wie «taff». Vor drei Jahren gab es eine zweiteilige Reihe, die zeigte, wie zwei junge Menschen das Abenteuer Wacken erleben. Das «Sat.1-Frühstücksfernsehen» dokumentierte im vergangenen Jahr, wie die Anwohner Geld mit Wacken verdienen. Auch die Installation der unterirdischen Bierleitungen vor zwei Jahren war für die Veranstalter gute Werbung. Inzwischen kommt der Gerstensaft via unterirdisches Netz an alle Stände. Die Investition war zwar teuer, aber spart dem Veranstalter viel Zeit und Kraft. Denn so müssen nicht mehr Bierfässer über das Gelände gekarrt werden.



Selbst bei YouTube steigt die Anzahl der Videos kontinuierlich. So stellt ein YouTuber namens „Der Dunkle Parabelritter“ eine Luxusunterkunft vor. 22 Minuten dauert der Werbefilm in 4K, der ältere Wacken-Fans anspricht. Gerade die Generation 40+ hat keine Lust mehr auf Zelte, sondern mietet sich in einem der vielen Hotels, Pensionen oder eben in Wohnwägen ein. Das Festival ist also nicht nur im in den Boulevardmedien, sondern auch bei YouTube vertreten.



Für 3sat werden Rainer Maria Jilg und Markus Kavka nach Wacken reisen und dort am Samstag vor der Kamera stehen. Vier Stunden wird der deutschsprachige Kultursender ab 20.15 Uhr übertragen. Mehr gibt’s live im Internet: Die Telekom hat sich die Rechte an 15 Konzerten gesichert, die im Stream im Netz oder auf dem Fernseher respektive Smartphones auf der MagentaMusik360-App angeschaut werden können.

Für Heavy-Metal-Fans ist Wacken das Erlebnis. Dank Fernsehen und Internet nehmen immer mehr Menschen aus der Ferne an diesem Event teil, wenn auch die meisten Berichte oberflächlich sind. Dennoch sind gerade die Boulevardmedien eine kostenlose Werbung für das Festival.
03.08.2018 11:08 Uhr Kurz-URL: qmde.de/102740
Fabian Riedner

super
schade


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Tags

Sat.1-Frühstücksfernsehen taff

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