Zunächst sah es so aus, als sei der leichte Aufwind aus dem Vorjahr schon wieder verweht. Doch nach der schwachen Auftaktwoche steigerte sich die Tour nach dem Ende der Fußball-WM verblüffend klar.
Tour-Quoten in den Vorjahren
- 2017: 1,17 Mio. (10,7% / 6,0%)
- 2016: 1,13 Mio. (9,7% / 4,9%)
- 2015: 1,12 Mio. (9,8% / 5,2%)
Median-Werte aller jeweils 21 Etappen.
Seit 2015 zeigt Das Erste nun schon wieder regelmäßige Live-Übertragungen von sämtlichen Etappen der Tour de France. Und während es zunächst so aussah, als müsse man sich auf absehbare Zeit damit arrangieren, dass die deutschen Zuschauer dem Radsport-Event zu großen Teilen den Rücken gekehrt haben, gab es im Vorjahr erstmals wirklich hoffnungsvolle Tendenzen in die aus Sicht der Verantwortlichen richtige Richtung (siehe Infobox). Und die erleichternde Nachricht der diesjährigen Übertragungen: Ja, man brauchte ziemlich lange, um das Publikum zu mobilisieren - doch nach einer wirklich schwachen Auftaktwoche lagen ab dem zweiten Tour-Sonntag fast alle Impressionen von den gezeigten Etappen ziemlich deutlich im grünen Bereich.
Zunächst allerdings zur Saure-Gurken-Zeit: Den Tour-Auftakt am Samstag, den 7. Juli, verfolgten gerade einmal 0,72 Millionen Menschen, was schwachen 7,9 Prozent aller und 5,0 Prozent der jungen Zuschauer entsprach. Am Sonntag stieg zwar die Reichweite leicht auf 0,78 Millionen, die damit verbundenen Marktanteile fielen allerdings sogar auf wahrlich mickrige 5,5 und 4,0 Prozent zurück - allerdings auch gegen die parallel dazu gezeigte Formel 1 auf RTL. Unter der Woche lief es dann mit 0,99 bis 1,16 Millionen und Marktanteilen von rund neun Prozent aller bzw. knapp sechs Prozent der jüngeren Konsumenten zwar deutlich besser, allerdings noch immer unterdurchschnittlich - bevor dann die siebte und letzte Etappe des ersten Drittels am Freitag mit 11,0 und 8,2 Prozent bei 1,20 Millionen einen ersten klaren Lichtblick darstellte.
Unterm Strich sah es in der ersten Tour-Woche allerdings vor allem beim Gesamtpublikum mit durchschnittlich gerade einmal 8,5 Prozent bei 0,98 Millionen Interessenten schon reichlich verhalten aus, während bei den 14- bis 49-Jährigen der Senderschnitt angesichts von 5,8 Prozent bei 0,18 Millionen zumindest in Reichweite lag. Etappe neun lief dann am dem Samstag, an welchem später noch das Spiel um Platz 3 bei der Fußball-Weltmeisterschaft sowie das spannende Wimbledon-Finale von Angelique Kerber gegen Serena Williams ausgestrahlt wurden - Lust darauf, sich zusätzlich auch noch Radsport anzuschauen, hatten an diesem Tag gerade einmal 0,71 Millionen Menschen. Miese 7,8 Prozent des Gesamtpublikums und maue 6,0 Prozent der Zielgruppe waren die Folge.
Damit hatte sich die Welle der numerischen Ernüchterung allerdings auch gelegt, denn am zweiten Tour-Sonntag setzte es mit 1,49 Millionen und 11,8 Prozent nicht nur die bislang besten Gesamt-Werte, sondern bei den 14- bis 49-Jährigen begeisterte man sogar geradezu mit fantastischen 12,1 Prozent bei 0,50 Millionen Fernsehenden. Da musste man lange zurückblicken, um eine erfolgreichere Tour-Quote zu erblicken: Seit 2007 war nämlich keine einzige Etappe mehr über 11,6 Prozent hinausgekommen. Das WM-Finale zwischen Frankreich und Brasilien lief am gleichen Tag übrigens ab 17 Uhr im ZDF - eine Dreiviertelstunde nach dem ARD-Übertragungsende, was einen perfekten Übergang für Sportbegeisterte bedeutete.
Und ganz plötzlich war man im Flow: Die vier unter der Woche gezeigten Etappen erreichten zwischen 1,36 und 1,53 Millionen Menschen, womit schöne 11,3 bis 13,4 Prozent aller bzw. sogar durchgängig weit überdurchschnittliche 8,9 bis 9,7 Prozent der jüngeren Konsumenten einhergingen. Und auch zum Abschluss des zweiten Drittels am Samstag wurden zumindest gute 11,3 und 7,7 Prozent bei 1,38 Millionen erzielt - übrigens für eine besonders lange Live-Übertragung, fast dreieinhalb Stunden lang gingen Live-Bilder über den Äther. Keine Überraschung also, dass sich auch die Durchschnittswerte des zweiten Tour-Drittels erheblich steigerten: Um fast drei Prozentpunkte beim Gesamtpublikum auf nun ordentliche 11,4 Prozent bei 1,32 Millionen, aber sogar um mehr als drei Prozentpunkte bei den Jüngeren, wo nun richtig tolle 8,9 Prozent bei 0,30 Millionen auf dem Papier standen.
Am Sonntag musste man sich dann wieder gegen die Formel 1 behaupten, was angesichts von nur 8,5 und 5,7 Prozent bei 1,36 Millionen abermals nicht gelang. Das allerdings war nur eine negative Momentaufnahme, denn nach der kleinen Pause am Montag ging es anschließend an drei der vier Wochentage mit 12,4 bis 14,2 Prozent bei bis zu 1,81 Millionen wieder spektakulär weiter, zum Ende der Woche wurden sogar neue Bestwerte verzeichnet. Ähnlich sah es beim jungen Publikum mit 9,1 bis 10,2 Prozent aus - einzig die Etappe vom Donnerstag hing mit nur 10,3 und 6,5 Prozent bei 1,24 Millionen ein wenig durch.
Am finalen Wochenende war dann nicht mehr allzu viel los bei der Tour: Die vorletzte Etappe kam am Samstag immerhin beim jungen Publikum nochmal auf wirklich starke 9,2 Prozent, während insgesamt solide 11,2 Prozent bei 1,28 Millionen erzielt wurden, das Finale musste schon wieder gegen die Formel 1 ran - und tat sich mit nur 9,1 und 5,3 Prozent bei 1,44 Millionen erneut sehr schwer. Zumindest beim Gesamtpublikum gelang es somit auch im letzten Tour-Drittel nochmal, die Reichweite deutlich auf 1,45 Millionen zu erhöhen, womit der Marktanteil konstant bei 11,3 Prozent blieb. Bei den 14- bis 49-Jährigen ging es dagegen gegenüber der Vorwoche ein wenig bergab, mit 8,0 Prozent bei 0,27 Millionen blieb man allerdings klar überdurchschnittlich unterwegs.
Unterm Strich kamen die Live-Übertragungen der 21 Tour-Etappen auf eine gemittelte Zuschauerzahl von 1,25 Millionen, womit ein immer noch leicht unterdurchschnittlicher Marktanteil von 10,4 Prozent einherging - Das Erste ist hier in dieser Saison normalerweise rund einen Prozentpunkt stärker unterwegs. Ganz anders sah es hingegen beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren aus, wo mit 7,6 Prozent bei 0,25 Millionen die gemeinhin (also fernab der WM-Monate) erzielte Sendernorm um mehr als einen halben Prozentpunkt übertroffen wurde. Die einst so schwache Tour de France scheint also aktuell insbesondere die Jugend wieder für sich zu begeistern - und das, obwohl deutsche Fahrer in diesem Jahr eher eine Nebenrolle spielten und im Kampf um das gelbe Trikot völlig chancenlos waren.
Zur besseren Vergleichbarkeit mit den in der Infobox (siehe oben) aufgeführten Werte sei an dieser Stelle auch noch auf die Mediane dieser Tour: Demnach liegt die Gesamt-Reichweite bei 1,37 Millionen, der mittlere Gesamt-Marktanteil bei 11,1 Prozent und der mittlere Wert bei den Jüngeren bei 7,8 Prozent. Warum die insbesondere beim Gesamtpublikum doch relativ deutlichen Abweichungen zum arithmetischen Mittel? Weil in der ersten Tour-Woche die Reichweiten so deutlich unterhalb jener der restlichen Wochen lagen, dass diese das arithmetische Mittel erheblich nach unten zogen - die Mehrzahl der Übertragungen waren allerdings deutlich stärker unterwegs, sodass dieser schwache Auftakt vom Median nicht abgebildet wird. In jedem Fall aber hat das Radsport-Event den nächsten Schritt zurück in die Relevanz gemacht.
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