Das Zwischenfazit nach dem ersten Tour-Drittel fällt für Das Erste ernüchternd aus: Lediglich im Umfeld der Fußball-WM wusste das Radsport-Event zu punkten, oft wurde nicht mal die Millionenmarke geknackt. Am Freitag gab es aber einen überraschend großen Hoffnungsschimmer.
Quotenvergleich der ersten Tourwoche
- 2015: 1,09 Mio. (9,2% / 5,3%)
- 2016: 0,95 Mio. (8,4% / 4,4%)
- 2017: 1,20 Mio. (10,4% / 6,2%)
Durchschnittliche Werte der jeweils ersten sieben Etappen in der Live-Ausstrahlung.
Man kann sicherlich nicht behaupten, dass sich das Erste Deutsche Fernsehen nicht darum bemühen würde, der
Tour de France eine ausreichende Präsenz im eigenen Programm zu ermöglichen: Wie schon in den vergangenen drei Jahren zeigt der öffentlich-rechtliche Sender täglich mehrstündige Live-Übertragungen vom Radsport-Klassiker - und 2017 schien diese starke Präsenz sowie das weitgehende Ausbleiben neuerlicher großer Doping-Skandale ja auch erste Früchte zu tragen, da sich die Einschaltquoten nach oben bewegten. Doch so ernüchternd sich die bisherige Erfolgsbilanz der deutschen Teilnehmer liest, so mau fällt auch die Zwischenbilanz nach den ersten sieben Etappen aus: Bis zum Freitag vollbrachte es keine einzige Live-Übertragung, einen zweistelligen Marktanteil zu verbuchen, insgesamt nur zweimal wurde die Millionenmarke geknackt.
Ziemlich schwach lief bereits die erste Etappe am vergangenen Samstag: Gerade einmal 0,74 Millionen Menschen sahen hier zu, was die schwächste Auftakt-Zuschauerzahl der vergangenen Jahre war. Allerdings startete Das Erste die Live-Übertragung auch schon um 13:20 Uhr, um dann ab kurz nach 15 Uhr zum Quotengaranten Fußball-WM überleiten zu können. Doch auch der Marktanteil von 8,0 Prozent fiel gegenüber den Werten von 2017 (10,0 Prozent) und 2015 (10,5 Prozent) klar schwächer aus, einzig vor zwei Jahren lief es hier mit 7,2 Prozent zu Beginn noch etwas schlechter. Beim jungen Publikum machte der Auftakt angesichts von 4,9 Prozent bei 0,15 Millionen ebenfalls nur bedingt Freude. Eine knapp halbstündige Zusammenfassung der Etappe machte dann um 18:30 Uhr mit 23,0 und 29,6 Prozent bei 3,28 Millionen dann zwar doch noch richtig Freude, lief allerdings auch im Sandwich der beiden WM-Spiele des Tages.
Und ganz offensichtlich gelang es mit der Zusammenfassung auch nicht, den Heißhunger auf die weiteren Etappen zu wecken: Die Sonntagsausstrahlung fiel mit gerade einmal 5,6 Prozent aller bzw. 4,0 Prozent der jüngeren Zuschauer bei einer Reichweite von nur 0,79 Millionen gnadenlos durch, musste sich ab 15:05 Uhr allerdings auch dem direkten Wettbewerb mit der Formel 1 stellen. Am Montag war die Konkurrenzsituation ab 16:15 Uhr entspannter, die Werte zogen mit 8,6 bzw. 4,4 Prozent bei 0,99 Millionen allerdings trotzdem nur moderat an. Auch hier lag man wieder ein gutes Stück hinter dem Vorjahres-Ergebnis, als am dritten Tag immerhin 1,13 Millionen Menschen und somit 10,7 Prozent aller respektive 5,8 Prozent der jüngeren Konsumenten zusahen.
Im weiteren Wochenverlauf etablierte der Sender dann 16:15 Uhr als Zeitpunkt des Übertragungsbeginns und konnte zumindest am Dienstag einen kleinen Achtungserfolg verzeichnen: Mit 1,17 Millionen Zuschauern wurde erstmals in diesem Jahr die Millionenmarke geknackt, der damit verbundene Marktanteil von 9,2 Prozent lag zwar noch immer im roten Bereich, war allerdings zugleich auch der bis dato stärkste. Ähnlich sah es bei den 14- bis 49-Jährigen aus, wo mit 6,4 Prozent bei 0,21 Millionen sogar der Senderschnitt erreicht wurde. Interessant daran: Es war bis zum Freitag der einzige Tag, an dem der Sender im Anschluss komplett auf «Brisant» verzichtete, während am Montag, Mittwoch und Donnerstag 20- bis 30-minütige Kurzausgaben des Boulevard-Magazins liefen.
Und mit kürzeren Ausstrahlungszeiten hatte die Tour de France offensichtlich so ihre Probleme: Am Mittwoch und Donnerstag fiel die Reichweite jeweils wieder auf durchschnittlich 0,99 Millionen zurück, auch die damit verbundenen Marktanteile sanken wieder leicht auf 8,3 bzw. 8,7 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurde am Mittwoch zunächst mit 6,6 Prozent ein weiterer Bestwert erzielt, am Donnerstag aber ging es wieder etwas deutlicher bergab auf nur 5,7 Prozent. Und dann kam die Übertragung am Freitag, die sich bis nach 18 Uhr hinzog und der diesjährigen Tour erstmals wirklich schöne Werte einbrachte: 1,21 Millionen Menschen zu, was ordentlichen 11,1 Prozent des Gesamtpublikums, aber vor allem klar überdurchschnittlichen 8,3 Prozent der Jüngeren entsprach. Hier wurden 0,23 Millionen Menschen erreicht.
Quotenentwicklung 2017
- Woche 1: 1,20 Mio. (10,4% / 6,2%)
- Woche 2: 1,30 Mio. (10,9% / 6,5%)
- Woche 3: 1,49 Mio. (11,6% / 6,0%)
Durchschnittliche Werte der Etappen 1-7, 8-14 und 15-21 im Jahr 2017.
Unterm Strich steht für das erste Drittel der Tour aber dennoch nur eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 0,99 Millionen zu Buche, womit man wieder an die Werte von 2016 anknüpft. Auch die bisherigen Marktanteile von 8,5 Prozent des Gesamtpublikums bzw. 5,7 Prozent der Jüngeren dürften den Programmverantwortlichen nur wenig Freude bereiten, hatte man doch nach dem Vorjahr gehofft, mittlerweile wieder etwas mehr Menschen für den Radsport erwärmen zu können. Nun wird man insbesondere nach dem starken Abschneiden am Freitag darauf bauen, dass zumindest der tourinterne Aufwärtstrend von 2017 (siehe Infobox) repliziert werden kann und ein paar mehr Menschen in den kommenden Wochen doch noch Interesse an den Übertragungen finden werden. Im Hinblick darauf würde es sicherlich nicht schaden, könnten auch die deutschen Profis noch etwas zulegen und weiter vorne mitfahren.
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