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WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber: „Ein Programm muss sich der Lebenswirklichkeit seiner Hörer anpassen, nicht die Hörer dem Programm“

Exklusiv-Interview: Seit mehr als vier Jahren arbeitet Valerie Weber für den WDR. Der eigene Rundfunkrat hat sie nun – einen Tag vor Bekanntwerden fantastischer MA-Ergebnisse – angeschossen und ein sechs Wochen altes Gutachten zur Hand genommen, um ihre Programmreformen in Teilen zu kritisieren. Gegenüber Quotenmeter.de erklärt Valerie Weber, wie sie die Entwicklung von WDR 2 und WDR4 sieht, was sie in Bezug auf 1LIVE sorgt und welche generellen Trends auf dem Radiomarkt sie erkennt.

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Generell zu den Trends im Radio: Wohin wird sich das Medium Ihrer Meinung nach in den kommenden 2, 3 Jahren entwickeln? Sehen Sie einen Trend zu (guten) Informationen, die dann auch mal gängige Formatregeln brechen können.
Nur Informationen auszutauschen, wird nicht die Zukunft dieses Mediums sein. Das kann das Netz jetzt schon schneller.
Valerie Weber, WDR-Horfunkdirektorin zu künftigen Trends des Radios
Ja, zum Thema Brechung des Gewöhnlichen habe ich ja schon meine Gedanken eben ausgeführt. Wir sind kein Streamingdienst: Die guten Menschen on air werden diesem Medium noch einen langen Atem geben, davon bin ich überzeugt.

Aber sie müssen auf Charakter-Köpfe setzen, diese fest mit ihrer Marke verbinden und dann gute Inhalte anbieten. Nur Informationen auszutauschen, wird nicht die Zukunft dieses Mediums sein. Das kann das Netz jetzt schon schneller. Aber Hintergrund und Einordnung werden den Unterschied ausmachen. Und dann der Anspruch, das Leben der Menschen und dieser Gesellschaft in allen Facetten abzubilden – das ist neben Berichterstattung auch kluge Unterhaltung. Einen breiten Kulturbegriff zu vermitteln. Den Menschen etwas zum Lernen und zum Staunen, zum Lächeln und zum Weinen anzubieten.

Wie wichtig und prägnant müssen Claims sein? Auch hier wird teils wieder mit einer Reduzierung gearbeitet…
Meine besten Claims liefen nie on air, aber Sie brauchen ein Mission-Statement: Alle Mitarbeiter sollten wissen, wofür diese Welle arbeitet.
Valerie Weber, WDR-Horfunkdirektorin
Ob ein Claim on air ausgesprochen wird oder nicht, hängt von der Handschrift der Macher ab. Letztlich ist jeder gute Claim eine Fokussierung und eine Zielsetzung. Meine besten Claims liefen nie on air, aber Sie brauchen ein Mission-Statement: Alle Mitarbeiter sollten wissen, wofür diese Welle arbeitet – in einem Satz. Ich bin überzeugt, gerade bei einen Radioprogramm, dass sich alle Macher so darauf einigen müssen, für wen sie mit welcher Absicht Programm machen.

Wie stehen Sie der Musikauswahl gegenüber? Sind es immer nur die Best-Tester, die gespielt werden sollen, oder werden sich vielleicht auch die nicht so gut testenden Exoten mal wieder mehr ins Programm einschleichen?
Das kommt darauf an, wen Sie erreichen wollen: Wenn Sie einen Top-40-Kanal starten, sollten Sie sich auf die Charts und die Neueinsteiger fokussieren. Wenn Sie ein erwachsenes Familienprogramm anbieten, sind Sie gut beraten, ihren Mix aus eingängigen Hits und Evergreens mit außergewöhnlicher Musik aufzuwerten.

Ich habe deshalb schon in Radiostationen eigene Songs komponieren und produzieren lassen und dann in die Rotation genommen. Und diese Songs haben messbar zum Erfolg dieser Station beigetragen.

Mein Credo ist: Finde deinen eigenen Weg, in deinem Musikprogramm etwas ‚Uniques‘ anzubieten! Sie müssen sich qualitativ auf jeden Fall nicht nur vom Radio-Wettbewerber unterscheiden, sondern vor allem vor den immer klüger werdenden Algorithmen der Streamingdienste.

Danke für das Gespräch!
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13.07.2018 10:40 Uhr Kurz-URL: qmde.de/102279
Manuel Weis

super
schade

60 %
40 %

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Mittagsmagazin Thadeusz

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