Der WDR-Rundfunkratsvorsitzende hatte erklärt, „Ansatzpunkte zur Verbesserung“ zu sehen und damit die Party über fantastische MA-Zahlen bei WDR2 gecrasht. Bei uns spricht jetzt die WDR-Hörfunkdirektorin.
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Die Grundaussage des Gutachtens nach einem Jahr ist, dass die Anpassungen bei WDR 2 und WDR 4 dazu geführt haben, dass die Radioprogramme des WDR nun passgenauer aufeinander abgestimmt sind.
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Valerie Weber, WDR-Horfunkdirektorin
Es ist ein Gutachten, das es in sich hat. Zwei Professoren haben analysiert, wie sich das WDR-Radioprogramm der Wellen WDR2 (Information) und WDR4 (Unterhaltung) seit der konzeptionellen Neuausrichtung unter Hörfunkdirektorin Valerie Weber (kam von Antenne Bayern) verändert hat. Am Dienstag, einen Tag vor der Bekanntgabe, dass WDR2 inzwischen der meistgehörte Radiosender in ganz Deutschland ist, crashte der Rundfunkrat vorab jede Partylaune, in dem er mit Worten Formulierungen wie „mehr Moderatoren-Geplauder“ oder „Verbesserungspotential bei der Programmqualität“ sehr deutlich angab, dass das Gremium nicht alle Änderungen gut heißt. Einen faden Beigeschmack hinterlässt vor allem der zeitliche Ablauf. Während das Gutachten auf den 30. Mai datiert ist, ging der Rundfunkrat also erst sechs Wochen später und somit ziemlich genau 20 Stunden vor Bekanntwerden der Erfolgs-Zahlen bei der MA an die Medien.
Der Vorsitzende des Rundfunkrats, Andreas Meyer-Lauber, sagte, fußend auf dem Gutachten: "Bei der Programmqualität allerdings, die für den WDR-Rundfunkrat im Vordergrund steht, gibt es Ansatzpunkte zur Verbesserung." Im Exklusiv-Interview mit Quotenmeter.de hat nun WDR-Hörfunkchefin Valerie Weber Stellung bezogen. Sie erklärte: „Die Grundaussage des Gutachtens nach einem Jahr ist, dass die Anpassungen bei WDR 2 und WDR 4 dazu geführt haben, dass die Radioprogramme des WDR nun passgenauer aufeinander abgestimmt sind". Auch andere Befunde des Gutachtens wären durchaus erfreulich gewesen, betonte Weber, die gleichzeitig aber bedauerte, dass der Eindruck erweckt würde, Hörerbindungsaktionen – also Gewinnspiele – hätten in den vergangenen Jahren zugenommen.
Außerdem stellte die Radiochefin des WDR fest: „Wir als WDR müssen eigene moderne und anspruchsvolle Formen finden, wie das Publikum an unserem Programm partizipieren kann.“
Insgesamt gibt es das Gutachten, das an die 100 Seiten umfasst, online nachzulesen. Darin finden die Verfasser durchaus lobende Worte (etwa für einen Informationsumfang von teils fast 33 Prozent pro Stunde und einen geringen Einsatz von Verpackungselementen – hier rund 2%) bei WDR2.
Doch die „journalistische Qualität“ sehen die Gutachter an gleich mehreren Stellen beschädigt. Etwa durch die massive Erhöhung des Anteils an Gewinnspielen – die sich „zum Teil über die komplette Stunde hinweg ziehen“. Weber kontert, dass diese hauptsächlich in den Wochen des MA-Befragungsstarts vorkämen. Aus genau diesen Gewinnspielen schlussfolgern die Professoren: Das Image von WDR 2 als Informationsleitwelle wird durch dieses simple und anspruchslose Unterhaltungselement, das typisch für das Privatradioformat ist, beschädigt. Bei WDR4 bemängelten die Gutachter einen Rückgang von Radiocomedys um etwa die Hälfte. Zudem werden „journalistische Standards“ bemängelt. Wörtlich heißt es: „Der Infotainmentansatz von WDR 4 strahlt auch auf die Qualitätsbewertung der journalistischen Standards aus. Denn Beitragselemente, bei denen die Moderatoren ihre politische und/oder gesellschaftliche Sachkenntnis rhetorisch entfalten müssen, sind faktisch nicht vorhanden.“
Das vollständige Interview wird Quotenmeter.de am morgigen Freitag um 10.30 Uhr auf seiner Seite veröffentlichen.
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