«Station B1», «Workout», «Krass Schule», «Schwestern», «Hartz und herzlich», Leipzig-Soap – viel Aktivität ist bei RTL II zu erkennen. Doch was führt dauerhaft aus der Krise?
Das Daytime-Programm von RTL II ist seit einigen Monaten eine Medaille mit zwei Seiten: Die glänzende ist die, auf der die Figuren von «Berlin – Tag & Nacht» und «Köln 50667» zu sehen sind. Die beiden nach 18 Uhr gezeigten Programme liegen konstant weit über Senderschnitt, in der Regel sogar bei mehr als zehn Prozent der klassisch Umworbenen und weit über 20 Prozent bei den 14- bis 29-Jährigen, auf die RTL II (am Vorabend) ganz besonders schielt. Die weniger glänzende Medaille ist die, die die Sendeflächen um 16 und 17 Uhr betrifft. In beiden Timeslots hat RTL II zuletzt wenige Lösungen gefunden, aber immerhin viel probiert. Ende Juli nun beginnt in Leipzig der nächste Lösungsversuch; eine neue Soap von der Firma filmpool wird hergestellt.
Was könnte RTL II auf den Slots dauerhaft helfen? Welche Strategie führt zum Erfolg und welche nicht? Aktuell scheint es so, als sei man beim Sender gar nicht zwingend daran interessiert, ein Format zu finden, das konstant zwölf Monate im Jahr um 17 Uhr läuft. Wir betrachten alle Entwicklungen und Projekte einzeln und sagen: Problemlöser oder nicht?
Station B1
Die Kinderärzte mit Herz durften sich Anfang 2018 um 17 Uhr ausprobieren, verweisen aber auch eine sehr durchwachsene Quotenbilanz: Immerhin lagen fünf Episoden über dem Senderschnitt, 6,7 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe wurden maximal erreicht. Dem gegenüber stehen aber auch zahlreiche Ausstrahlungen, die weniger von Erfolg gekrönt waren. Vier Prozent oder weniger waren keine Seltenheit.
Fazit: Die gezeigten Episoden landeten im Schnitt nur bei 4,6 Prozent – zu wenig für RTL II. Die Entscheidung ist daher klar. Ab auf den TV-Friedhof.
«Workout»
Die Schweiß-und-Fleiß-Fitness-Soap war eine der Überraschungen im Frühjahr. Von Constantin kommend, holten die angehenden Fitness-Trainer teils richtig starke Werte. In der Spitze standen über sieben Prozent bei den Umworbenen geschrieben, aber es gab auch Tage, an denen die Vier-Prozent-Marke verfehlt wurde. Die grundsätzliche Ergebnis-Spanne unterscheidet sich also von den Kinderärzten gar nicht so sehr. Aber: Der Durchschnitt lag mit 5,4 Prozent rund einen Prozentpunkt höher.
Fazit: «Workout» war mit seiner 20-teiligen ersten Staffel ein Erfolg. Eine zweite Staffel wurde bestellt, sie wird wohl Anfang 2019 laufen und soll unseren Infos zufolge auch mehr Episoden beinhalten. Allerdings: «Workout» eignet sich aufgrund seines Aufbaus immer nur für eine zeitlich begrenzte Ausstrahlung. Dann ist ein Sieger gefunden und dann muss es auch wieder eine neue Staffel geben. «Workout» könnte daher auch ein Kandidat für den ebenfalls schwachen 16-Uhr-Slot sein. Eine Verschiebung um eine Stunde nach vorne könnte allerdings auch sehr risikoreich sein.
«Schwestern – Volle Dosis Liebe»
Über die TV-Quoten der Krankenhaus-Telenovela von filmpool muss nicht gesprochen werden. Die waren bei der Erstausstrahlung um 17 Uhr zu schwach. Mit gerade einmal 4,2 Prozent im Schnitt bei den 14- bis 49-Jährigen war die Serie rund um «BTN»-Miri ein besonders schwacher Kandidat. Allerdings: Dem Format gelang online schier unglaubliches: Binnen drei Wochen schwang sich das Format auf den digitalen RTL II-Plattformen auf Platz drei. Das offenbart viel Potential. Genau deshalb hat RTL II immer noch nicht final über die Zukunft entschieden. Genau dieses Zögern bringt aber neue Probleme mit sich.
Fazit: Das Format hat keine Zukunft. Man darf die starke Nachfrage online zwar nicht vernachlässigen, aber die Pause zwischen dem Finale und einer möglichen Fortsetzung würde zu lang werden. Der Dreh ist logischerweise unterbrochen, vor Winter könnten keine neuen Folgen den Weg ins Fernsehen finden. Spätestens diese Tatsache würde den «Schwestern» die Federn rupfen.
«Hartz und herzlich» - Die Daily
Bis zu 9,6 Prozent Marktanteil holte eine tägliche Version der Reality-Reihe aus den Benz-Baracken im Frühjahr bei RTL II – zweistündig gezeigt. Mit 7,5 Prozent Marktanteil im Schnitt lag der einwöchige Testlauf im absolut positiven Bereich. Doch auch in der Primetime will RTL II die Farbe der Sozial-Dokus noch einmal ausbauen. Wäre es ratsam, auch werktags auf das Format zu setzen?
Fazit: RTL II wird und sollte unbedingt daran festhalten, «Hartz und herzlich»als Eventprogrammierung auch nachmittags einzusetzen. Die Episodenzahl aber sollte sich in Grenzen halten. Mehr als 20 oder 30 Folgen pro Jahr wären wohl zu viel des Guten und könnten der Marke letztlich auch in der Primetime Schaden zufügen.
«Krass Schule»
Die jungen Lehrer überzeugten um 17 Uhr auf Anhieb. Die Serie (in der Ex-«BTN»- und «Köln»-Darstellerin Meike mitwirkt), landete während des Tests in der Spitze sogar bei neuneinhalb Prozent der klassisch Umworbenen. Mit durchschnittlich 6,1 Prozent lag man aber im Soll. Die Ausweitung auf den 16-Uhr-Sendeplatz, wo Wiederholungen ausprobiert wurden, verlief jedoch nicht ganz so gut.
Fazit: «Krass Schule» wird einen (dauerhaften) Weg ins RTL II-Programm finden. Ähnlich wie bei «Workout» stellt sich aber die Frage, ob auch ein Sendeplatz abseits von 17 Uhr, also der 16-Uhr-Slot, infrage kommt. Bisher hatte das nicht geklappt. Möglich aber wäre es schon. So könnte «Krass Schule» in größerem Umfang für das lädierte «Hilf mir» übernehmen und um 17 Uhr eine „echte Daily Soap“ übernehmen.
Nur welche? Wohl noch in diesem Jahr wird RTL II eine neue filmpool-Entwicklung aus Leipzig im Programm testen. Bis Ende August wird in Sachsen gedreht – allerdings wieder nur für einen mehrwöchigen Testlauf, dem dann im Erfolgsfall eine längere Pause folgten müsste. Genau dieser Punkt macht es aber schwer: Zuschauerbindung wird somit zunächst etwas verhindert. Daher könnte es sein, dass RTL IIs Nachmittags-Glück nicht in einer durch erzählten Daily Soap liegt, sondern eher in Konzepten, die episodisch erzählen – wie eben «Krass Schule».
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20.07.2018 10:39 Uhr 1