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Der TV-Markt im Juni: Jede Menge Allzeit-Tiefs bei den Privaten, ARD und ZDF mühelos dominant

Scheitern mit Ansage: Gleich mehrere Privatsender kamen gegen die Fußball-WM nicht ohne neue historische Tiefstwerte aus, RTL rutschte erstmals in die Einstelligkeit ab - und all das hatte sich angedeutet. Noch nie musste sich das werbefinanzierte Fernsehen der Dominanz der Öffentlich-Rechtlichen so kampflos ergeben wie in diesem Juni.

Damit war nun wirklich absolut zu rechnen: Die Fußball-Weltmeisterschaft dominierte das Quoten-Ranking nach Belieben, wobei selbstredend auf den ersten drei Plätze die drei einzigen Deutschland-Spiele des Turniers standen: Der Sieg gegen Schweden wurde von 27,48 Millionen Menschen verfolgt, die beiden bitteren Pillen schluckten 25,97 (Mexiko) bzw. 25,43 (Südkorea) Millionen. Hinsichtlich der Marktanteile war jedoch das 16-Uhr-Spiel mit 87,5 Prozent aller bzw. 91,0 Prozent klar vorne, da zu dieser Zeit gemeinhin schlichtweg nicht allzu viele Menschen fernsehen. Auch dahinter finden sich ausschließloich Fußball-Livespiele, Studio-Berichterstattung zur WM oder Sendungen wie die «Tagesschau» und «heute», die im direkten Umfeld der Fußball-Übertragungen stattfanden. Man könnte also sagen: So ganz unwichtig waren die WM-Übertragungen nicht für das Quoten-Gesamtbild des Junis.

Weit, weit hinten erblickt man dann mit «Tatort: Freies Land» auch einmal eine Ausstrahlung, die nichts mit dem König der Sportarten zu tun hat. Immerhin 7,65 Millionen sahen hier zu - für dieses Format allerdings kein wirklich spektakulärer Wert. Aber auch RTL hatte kurz vor dem Auftakt der WM mit dem Formel-1-Rennen aus Kanada einen bemerkenswerten Quotenerfolg vorzuweisen, immerhin 5,97 Millionen sahen hier nämlich zu - in den vergangenen Jahren war dies keine Selbstverständlichkeit mehr, wenn die Formel 1 dann startet, wenn in Deutschland gerade das Primetime-Programm läuft. Auch ein neues «Wer wird Millionär? - Prominenten-Special» überraschte mit 5,45 Millionen Zuschauern und über 21 Prozent Marktanteil in beiden wichtigen Konsumentengruppen diesmal äußerst positiv. Also RTL hatte durchaus seine wenigen Glanzpunkte vorzuweisen, wenngleich vorwiegend in der ersten Monatshälfte.

Bei den anderen Privatsendern sieht es dagegen äußerst dünn aus: Kein einziges Mal wurde die Drei-Millionenmarke erreicht, eine Folge von «Julia Leischik sucht: Bitte melde dich» war mit 2,90 Millionen Zuschauern schon das Höchste der Gefühle. In der Zielgruppe machte aber immerhin noch die Free-TV-Premiere von «Er ist wieder da» am letzten Sonntag vor WM-Start auf sich aufmerksam und gernerierte gegen das Formel-1-Rennen starke 16,2 Prozent bei 1,57 Millionen jungen Zuschauern. Auch RTL II begeisterte mit «Hartz und herzlich» sowie «Hartes Deutschland», die jeweils die Zwölf-Prozenthürde nahmen. Bei VOX sah es hingegen diesmal eher unspektakulär aus, was auch damit zusammenhing, dass «Sing meinen Song» in diesem Jahr eher eine Enttäuschung erlebte.


Alle Zuschauer (Juni 2018)


ALLE ZUSCHAUER (JUNI)
14,6
10,6
16,9
13,1
7,5
8,2
2,8
3,1
4,4
4,6
6,1
6,6
4,0
4,5
3,1
3,8
Marktanteile in %  |  Juni 2018 ggü. Mai 2018

Haken wir das Erwartbare ab: Natürlich bestimmten die beiden öffentlich-rechtlichen Sender den Juni nach Belieben, immerhin gab es in der zweiten Monatshälfte kaum ein relevantes Thema mehr neben der Fußball-Weltmeisterschaft. Das ZDF zurrte seinen nächsten Monatssieg mit 16,9 Prozent fest, Das Erste folgte mit doch schon relativ weitem Abstand auf Rang zwei und verzeichnete 14,6 Prozent. Beide Sender gewannen gegenüber dem Mai deutlich hinzu, was auch voll und ganz erwartbar und für die privaten Sendestationen schlichtweg kaum verhinderbar war - die im Gegenzug ausnahmslos verloren, einzig und alleine das Ausmaß der Verluste gegenüber dem Vormonat divergierte je nach Sender.

Eine tiefgreifende Verschiebung der Machtverhältnisse zwischen gebührenfinanziertem und werbefinanzierten Fernsehen lässt sich allerdings herausarbeiten, wenn man die Zahlen im Langzeitvergleich betrachtet. Hier kam das ZDF nämlich seinem Allzeit-Rekord (bzw. seinem Rekord seit September 2004, denn erst seither liegen uns konkrete Monatsmittelwerte vor) von 17,6 Prozent aus dem Juni 2014 durchaus nahe, während Das Erste von den WM-Junis 2006 (18,4 Prozent), 2010 (17,1 Prozent) und 2014 (17,4 Prozent) ein ordentliches Stück entfernt war. Es war also nicht unbedingt so, dass ARD und ZDF gemeinsam den Juni stärker beherrschten als im Rahmen der vergangenen Weltmeisterschaften.

Und doch gelang es kaum einem Privatsender, neuen historischen Tiefstwerten zu entgehen: RTL etwa rutschte mit gerade einmal noch 7,5 Prozent nicht nur erstmals, sondern auch erschreckend deutlich unter die Acht-Prozentmarke und musste damit zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres einen neuen Negativrekord hinnehmen - der vorherige (8,1 Prozent) datierte erst aus dem Dezember 2017. Sat.1 entging einem neuen Minusrekord knapp, lag mit 6,1 Prozent allerdings nur knapp vor seinen historisch schlechten 5,8 und 5,7 Prozent, die erst im Januar und Februar dieses Jahres erzielt wurden. Auch bei ProSieben war es ein enges Höschen, die Unterföhringer konnten sich mit 4,0 Prozent letztlich noch knapp vor den 3,9 Prozent vom Januar halten.

Manch einer mag nun erstaunt davon sein, dass alle vorherigen Tiefs gar nicht aus WM- oder EM-Monaten datierten, sondern aus der jüngsten Vergangenheit. Und genau hier liegt auch der Grund, weshalb die Juni-Negativrekorde den aufmerksamen Marktbeobachter nicht wirklich überraschen: Schon im Regelbetrieb hatten die meisten großen Privaten zuletzt teils verheerende Klatschen hinnehmen müssen, sodass man sich fragen musste: Wie soll es erst zur WM werden? Ähnlich sah es auch bei RTL II aus, das mit 2,8 Prozent die historisch schlechten 2,9 Prozent aus dem vergangenen September und Januar 2018 nochmal unterbot und bei kabel eins, dessen bisheriges Rekordtief von 3,0 Prozent zwar tatsächlich aus dem Juni 2006 datiert, man diesem zuletzt aber im November, Januar und Februar mit nur 3,2 oder 3,3 Prozent sehr nahe war. Diesmal wurden 3,1 Prozent erzielt, es war also "nur" der zweitschwächste Monat für den Sender.

Einem neuen Negativrekord recht deutlich entgehen konnte einzig VOX, das auf 4,4 Prozent gelangte - und damit klar vor der eigens aufgestellten roten Laterne von 3,9 Prozent aus dem November 2004 landete. Und auch sonst divergiert VOX deutlich von den anderen Privaten, denn die schwächsten Monatswerte seit September 2004 stammen allesamt aus den Jahren 2004 bis 2006. Wieder einmal präsentiert man sich also als robustester großer privater Akteur gegenüber neuen Negativrekorden - wenngleich der Trend auch hier aktuell leicht nach unten zeigt.


14- bis 49-Jährige (Juni 2018)


14- BIS 49-JÄHRIGE (JUNI)
12,1
6,6
12,1
6,3
9,7
11,2
5,0
5,5
5,9
6,5
6,9
8,2
8,4
9,4
4,4
5,3
Marktanteile in %  |  Juni 2018 ggü. Mai 2018

Keine große Überraschung: Anders als im Regelbetrieb, wo aktuell doch noch die Privaten regelmäßig an der Spitze stehen, machten ARD und ZDF dank der Weltmeisterschaft in Russland diesmal den Monatssieg auch beim jungen Publikum unter sich aus. Letztlich teilten sie sich diesen angesichts von jeweils 12,1 Prozent ganz fair untereinander auf, sodass sie sich nun beide als Monatssieger feiern lassen können. Kleines Aber: Vor vier Jahren hatte die WM zu noch etwas besseren Werten geführt, genauer gesagt zu 14,1 Prozent im Ersten und 13,4 Prozent im Zweiten. Letztlich ist das allerdings nicht mehr als ein Schönheitsfehler - zumal es bis 2010 noch die Regel war, dass zumindest der größte Privatsender des Landes auch im Falle großer Fußballturniere klar die Vorherrschaft beim jungen Publikum hält.

Daran war diesmal nun wirklich nicht mehr zu denken. Viel mehr gilt es in Köln, nun einen weiteren historischen Tiefpunkt zu verdauen, der auch noch erschreckend deutlich ausfällt: Mit 9,7 Prozent verfehlte man nich nur erstmals überhaupt die Zweistelligkeit, sondern man verfehlte die 2014 und 2016 jeweils im Juni erzielten 10,6 Prozent auch noch um mehr als einen Prozentpunkt. ProSieben hingegen hielt sich mit 8,4 Prozent soeben noch vor dem ewigen Tiefstwert von 8,3 Prozent - allerdings wurde dieser erst im vergangenen August verzeichnet, nicht im Kontext eines Fußballturniers. In jeder Hinsicht bitter sind die Zeiten auch für Sat.1, das mit 6,9 Prozent schon seinen zweiten Minusrekord in diesem Kalenderjahr erzielte - und weit hinter den 7,6 Prozent aus dem Februar landete.

Anders als beim Gesamtpublikum hätte in der klassischen werberelevanten Zielgruppe auch VOX beinahe ein neues Tief erreicht, mit 5,9 Prozent lag man auf Augenhöhe mit den 5,7 Prozent aus dem Juni 2014. RTL II entging mit 5,0 Prozent gerade noch der schmach, erstmals unterhalb der Fünf-Prozentmarke zu landen, kabel eins wurde nach seinem erstaunlichen Höhenflug im Mai wieder ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und entging mit 4,4 Prozent auch mal gleich nur knapp einem neuen Allzeit-Tief - das bisherige lag bei 4,3 Prozent und datiert noch aus dem Juni 2006. Die WM deckt in diesen Tagen also eine große Problematik auf, die schon seit längerem kaum mehr wegzudiskutieren ist: Die großen Privatsender sind offensichtlich immer weniger in der Lage, ein wirklich breites Publikum zu mobilisieren. Und das fällt besonders deshalb auf, weil es ARD und ZDF nach wie vor gelingt.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (GESAMTES JAHR)
11,8
11,5
13,8
13,5
8,6
8,8
3,0
3,0
4,9
4,9
6,3
6,3
4,4
4,4
3,4
3,5
Marktanteile in %  |  Sep 2017 – Jun. 2018 ggü. Sep. 2017 – Mai 2018

Nimmt man den Juni noch in die Gesamtbilanz seit vergangenem September mit hinein, profitieren ARD und ZDF stärker von der WM-Euphorie, als die Privaten darunter leiden. Mit einer Steigerung von jeweils 0,3 Prozentpunkten wächst somit die ohnehin schon augenscheinliche Dominanz der beiden Sender an, während im Gegenzug einzig RTL durch seine katastrophale Juni-Performance ein wenig deutlicher einbüßt und nun sogar nur noch auf 8,6 statt 8,8 Prozent gelangt. Alle anderen großen Privaten performten im Juni zwar schwächer als im Saisonschnitt, fielen allerdings nicht ausreichend deutlich durch, um in der Gesamtbilanz mehr als maximal 0,1 Prozentpunkte zu verlieren - allerdings ist da eben mitunter auch schon nicht mehr allzu viel zu verlieren.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (GESAMTES JAHR)
7,2
6,7
6,9
6,3
11,7
11,9
5,3
5,4
7,0
7,1
8,2
8,3
9,3
9,4
4,8
4,8
Marktanteile in %  |  Sep 2017 – Jun. 2018 ggü. Sep. 2017 – Mai 2018

ARD und ZDF erreichten im Juni etwa doppelt so hohe Werte wie in gewöhnlichen Monaten, was die Marktanteile der beiden Sender deutlich in die Höhe treibt. Das Erste schiebt sich dabei in erster Linie dank des abgelaufenen Monats noch vor VOX, das ZDF klopft zumindest schon einmal an. Ganz vorne bleibt über die Langstrecke seit vergangenem September letztlich doch mit noch immer ziemlich deutlichem Vorsprung RTL, das als einziger Sender des Landes noch einen zweistelligen Marktanteil beim jungen Publikum verzeichnet. ProSieben hat sich aus dieser Riege inzwischen verabschiedet, Sat.1 schon seit längerem. Und bei RTL II und kabel eins gilt es momentan in erster Linie, sich über fünf Prozent zu halten bzw. sich von dieser Marke nicht allzu weit zu entfernen.
01.07.2018 10:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/102021
Manuel Nunez Sanchez

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
01.07.2018 10:58 Uhr 1
Krass! RTLII!! Ich glaube, den würde niemand vermissen, wenn es den nicht mehr geben würde!







Ja, ARD und ZDF haben natürlich die Quoten dominiert wegen der WM.
Kaffeesachse
01.07.2018 11:02 Uhr 2
"Musste"? Wenn man sich das Programm so anschaut, will man ja gar nicht kämpfen. :lol:
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