Der zähe Serie A-Poker kam in Italien endlich zum Ende, die Gewinner lauten Sky und DAZN. Letzterer Anbieter startet damit sein Engagement in Italien. Wie läuft die WM bislang im Brasilien-Vergleich?
Ende des zähen Serie A-Pokers: Sky & Perform als Gewinner
Sporthighlights der kommenden Woche
- täglich: Tennis, ATP-Turnier in Halle (Eurosport)
- Donnerstag, 20 Uhr: Fußball-WM, Argentinien-Kroatien (ZDF)
- ab Donnerstag täglichr: Tennis, WTA-Turnier in Mallorca (Sport1)
- Samstag & Sonntag, ab 13 Uhr: DRM vom Norisring (Sat.1)
- Samstag, 20 Uhr: Fußball-WM, Deutschland-Schweden (Das Erste)
- Sonntag, 16 Uhr: Formel 1, Großer Preis von Frankreich (RTL)
Jetzt ist der Deckel drauf – oder doch nicht? Zumindest sorgten die bisherigen Verhandlungen für die Übertragungsrechte der Serie A schon für den ein oder anderen Plot-Twist. Der größte war sicher der, dass die italienische Liga der spanischen Firma Mediapro nach einem mehr als großzügigen und daher rasch akzeptierten Angebot von 1,05 Milliarden Euro die Übertragungsrechte wieder entzog, weil Mediapro einen Ligasender aufbauen wollte, der wohl nicht den Ausschreibungsunterlagen entsprach. Für weiteres Stirnrunzeln sorgte zuletzt die großmundige Ansage des Ligachefs Gaetano Micciché, man strebe 1,1 Milliarden Euro im Rahmen der zu veräußernden Rechte an, obwohl schon der Mediapro-Deal damals wie das Höchste der Gefühle wirkte. Die Italiener wollten wohl nachziehen, nachdem die Rechte für die Ligue 1 in Frankreich für für knapp 1,15 Milliarden Euro über die Ladentheke gingen.
Mitte vergangener Woche kamen die Verhandlungen nun endlich zum Abschluss – und die Serie A gab sich doch mit 973 Millionen Euro zufrieden. 380 Spiele der ersten italienischen Liga gingen zum einen an Sky Italia (266 Spiele, 780 Mio. Euro) und zum anderen an Perform bzw. das dazugehörige DAZN (114 Spiele, 193,3 Mio. Euro). Sky Italia erhält alle Samstagsspiele um 15 und 18 Uhr sowie alle Sonntagsspiele um 15 und 20.30 Uhr. Bei DAZN laufen alle Samstagsspiele um 20.30 Uhr, außerdem alle 12.30-Uhr-Spiele am Sonntag. Zudem werden dort ein paar weniger attraktive 15-Uhr-Spiele am Sonntag zu sehen sein.
Obwohl die Summe nun doch deutlich niedriger liegt als gefordert, verkauft Micciché die Verhandlung als Erfolg. Einerseits weil in Abhängigkeit der erzielten Erlöse noch ein Bonus von bis zu 150 Millionen Euro folgen kann, andererseits weil er die Summe nicht mit den zuletzt verlangten 1,05 Milliarden Euro vergleicht, sondern mit dem einst im Januar geforderten Betrag, den die 973 Millionen Euro, die es letztlich wurden, nun tatsächlich um 20 Prozent übersteigen.
Doch die zähen und chaotischen Verhandlungen begleitet ein weiterer fader Beigeschmack. Auch Anbieter Mediaset hatte sich um Rechte bemüht, ging aber letztlich leer aus. Das Mailänder Medienunternehmen wittert eine Ungleichbehandlung, zumal die Ausschreibung nun doch nicht entlang fester Teams vollzogen wurde, die eigentlich je nach sportlichem Erfolg in mehrere Kategorien unterteilt werden sollten. Ob Mediaset an Sublizenzierungen kommt, bleibt fraglich, auch aufgrund der Tatsache, dass Sky und DAZN, die auch in anderen Ländern kooperieren, bereits an einer möglichen Lösung tüfteln, wie Sportfans an alle Serie A-Spiele kommen können, ohne zwei Abos abschließen zu müssen. So könnten die Anbieter beispielsweise die Spiele untereinander sublizenzieren, wodurch sich Fußballfans nur für eines der Angebote entscheiden müssten.
DAZNs Italien-Abenteuer beginnt– nur wann?
Passend zum Serie A-Coup gab DAZN vergangene Woche seinen Start in Italien auch offiziell bekannt. Das genaue Datum bleibt der Streaming-Anbieter zwar noch schuldig, dafür steht der Preis fest: Wie in den DACH-Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz wird dieser 9,99 Euro monatlich betragen. Mit 114 Serie A-Spielen hat man nun ein gewichtiges Argument für Neukunden, allerdings hält sich der Anbieter bezüglich seines sonstigen Angebots bislang noch komplett bedeckt. In Bezug auf den Nutzerservice bleibt DAZN seiner bewährten Strategie aber treu. Alle Übertragungen können auch in Italien live und on demand abgerufen werden, auf allen erdenklichen mobilen Endgeräten. Auch in Italien erhalten Fans einen kostenlosen Testmonat und Nutzer können ihr Abonnement monatlich kündigen.
Europäische Kommission gibt grünes Licht für Sky-Übernahme
Ein absoluter Mega-Deal kündigt sich an, der auch einen wesentlichen Einfluss auf das Sportfernsehen nehmen könnte. Am Freitag genehmigte die Europäische Kommission ohne Einschränkungen eine mögliche Übernahme von Sky durch Comcast, was wohl zu einem heißumkämpften Bieter-Wettstreit führen könnte. Auch 21st Century Fox ist nämlich an Sky dran, Comcast hatte dessen Gebot allerdings im April deutlich überboten. Nachdem Fox knapp 19 Milliarden geboten hatte, zückte Comcast sogar 22 Milliarden. Während Comcast Sky vollständig übernehmen will, besitzt Fox bereits 39 Prozent der Aktien und will den Rest noch dazu. Was eine Übernahme von Comcast für Skys Pläne im Vereinigten Königreich, Deutschland, Italien und Österreich bedeuten würde, bleibt zunächst unklar.
Sport1 bringt neue Fußball-App an den Start
Dass Sport1 multimedial kann, wissen Beobachter schon lange. Gerade erst gewann das Münchner Medienunternehmen den Deutschen Preis für Onlinekommunikation durch seine 360°-Berichterstattung zur Darts-WM. Seit Jahren investiert Sport1 des Weiteren viel in seine Digitalplattformen. Nun brachte das Unternehmen zur Fußball-WM 2018 mit „iM Football“ eine neue App auf den Markt, bei der User aus 100 Wettbewerben, 1.500 Teams und 50.000 Spielern ihre präferierten Inhalte auswählen können, um die App für sie individuell anzupassen. Neben dem eigenen Newsfeed mit dazugehörigen Artikeln wird die App um Grafiken, Videos, Livescores und Daten aus der Welt des Fußballs ergänzt. Zielgruppe sind junge Fußballfans bis 35 Jahre.
WM-Zwischenbilanz: Russland 2018 vs. Brasilien 2014
Die Fußball-Weltmeisterschaften 2014 und 2018 unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Wurde das Turnier in Südamerika vorab noch zum Fußballfest hochgehoben, trüben Bedenken um den Ausrichter in diesem Jahr vermeintlich den Genuss der Spiele. Doch das hindert deutsche Sportfans auch im Rahmen der WM in Russland nicht daran, massenhaft einzuschalten, wenn ARD und ZDF die Partien live übertragen. Noch bis Dienstag läuft der erste Spieltag der Gruppenphase, schon jetzt lässt sich jedoch ein Zwischenfazit bezüglich des Quotentrends im Rahmen dieser WM ziehen.
Zwar unterscheiden sich die Anstoßzeiten des Turniers 2014 mit denen des Wettbewerbs 2018, aus Quotensicht hängt die diesjährige WM den Zahlen von vor vier Jahren aber bislang in keinster Weise hinterher. Das Eröffnungsspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien unterhielt in diesem Jahr ab 18 Uhr knapp zehn Millionen Zuschauer und generierte damit 52,0 Prozent bei allen Fernsehenden sowie 53,1 Prozent beim jungen Publikum. Das nominell wesentlich attraktivere Duell zwischen Brasilien und Kroatien lockte vor vier Jahren hingegen ab 22 Uhr 15,87 Millionen Personen mit Quoten von 62,6 und 64,6 Prozent an. Hier geht der Punkt an die Brasilien-WM.
Diese Quoten-Diskrepanz zeigte sich am Freitag aber schon nicht mehr, als Das Erste drei weitere Gruppenspiele übertrug. Mit Quoten zwischen 38 und 49 Prozent insgesamt und 40 bis 53 Prozent bei den jungen Zuschauern liefen die ersten drei Spiele am ersten WM-Freitag vier Jahre nicht wesentlich erfolgreicher als die Spiele in Russland, die am 15. Juni 2018 auf Gesamtmarktanteile von 38 bis 47 Prozent kamen und beim jungen Publikum auf Werte zwischen 40 und 56 Prozent. Letztere Quote entstand durch den WM-Knaller Portugal-Spanien.
Am Samstag übertrafen die WM-Spiele aus Russland die Partien der WM zuvor sogar deutlich. Vergleicht man die ersten beiden Samstagsspiele beider Turniere aus Quotensicht, so holten die vier Brasilien-WM-Spiele am Samstag zwischen 34 und 57 Prozent, wobei durchschnittlich 43,6 Prozent Partien wie Uruguay-Costa Rica oder England-Italien ansahen. In der jungen Altersgruppe sprangen an besagtem 14. Juni 2014 im Ersten im Mittel 47,6 Prozent heraus. Die vier Samstags-Partien aus Russland gelangten zu durchschnittlich 46,1 Prozent bei allen und 50,7 Prozent bei den jungen Zuschauern.
Dass die WM im politisch umstrittenen Russland stattfindet, stellt für deutsche Zuschauer also wohl doch kein allzu großes Problem dar. Ähnliches ließ sich am ersten Spiel der DFB-Elf ablesen, das in allen Belangen ähnliche Werte erzielte wie das erste Deutschland-Spiel im Rahmen der WM 2014. Ab 18 Uhr schalteten vor vier Jahren 26,36 Millionen Menschen ein, darunter 11 Millionen 14- bis 49-Jährige. So ergaben sich insgesamt 81,8 Prozent, außerdem 86,4 Prozent in der jungen Altersgruppe. Die Deutschland-Pleite gegen Mexiko am 17. Juni 2018 kam ab 17 Uhr auf 25,97 Millionen Interessenten, 10,16 Millionen junge Zuseher und Quoten von insgesamt 81,6 Prozent respektive 85,7 Prozent beim jungen Publikum.
Boxen: Huck-Comeback interessiert nur die Alten
Viele namhafte aktive Boxer hat Deutschland dieser Tage nicht mehr vorzuweisen, doch Marco Huck ist einer davon. Deshalb werden viele Boxfans ihre Augen am Samstagabend auf die Sport1-Übertragung aus Unterschleißheim gerichtet haben, von wo der Sportsender schon ab 20 Uhr Kämpfe übertrug. Huck feierte dort sein Comeback und gewann in Runde vier durch einen K.O.-Sieg. Bis der 33-Jährige zum Zug kam, mussten Interessenten jedoch Geduld mitbringen. Nur den älteren Semestern schien dies zu gelingen. Als der Kampf Huck gegen Saglam um 23.38 Uhr nämlich endlich begann, waren Sport1 mit insgesamt 270.000 Zuschauern und 2,2 Prozent beim Publikum ab Drei zwar starke Zahlen vergönnt, gerade einmal um die 10.000 Interessenten zwischen 14 und 49 Jahren verfolgten jedoch den Kampf. Das genügte in deren Alterssegment für lediglich 0,2 Prozent.
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