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Die glorreichen 6 – Denkwürdige Kinofilme übers Fernsehen (Teil V)

Das Fernsehen dient Filmemachern überraschend oft als Inspiration. Wir präsentieren sechs Kinofilme, die sich mal bissig, mal dramatisch, mal fasziniert dem 'Konkurrenzmedium' nähern. Dieses Mal: Der Klassiker «Network»!

Die Handlung


Filmfacts: «Network»

  • Regie: Sidney Lumet
  • Produktion: Howard Gottfried, Fred C. Caruso
  • Drehbuch: Paddy Chayefsky
  • Darsteller: Faye Dunaway, William Holden, Peter Finch, Robert Duvall
  • Musik: Elliot Lawrence
  • Kamera: Owen Roizman
  • Schnitt: Alan Heim
  • Veröffentlichungsjahr: 1976
  • FSK: ab 16 Jahren
  • Laufzeit: 121 Minuten
Es ist die Mitte der 70er-Jahre: Das US-Fernsehen wird beherrscht von ABC, NBC und CBS, doch der kleine Sender UBS (Union Broadcasting System) will mit aller Macht mitmischen. Erst recht, seit ein Großkonzern ihn aufgekauft hat und die Verlustmaschine profitabel gestalten möchte. Deswegen droht sogar dem Nachrichtenressort der Verlust seiner zuvor versprochenen, firmeninternen Unabhängigkeit – und Howard Beale, langjähriger Nachrichtensprecher des Senders, soll aufgrund dieser Restrukturierungsmaßnahmen entlassen werden. Dieser nimmt die Neuigkeit alles andere als gut auf und kündigt vor laufender Kamera für seine Abschiedssendung seinen Selbstmord an. Aufruhr und Medienecho sind enorm, nur durch Bettelei und gute Beziehungen innerhalb des Senders erhält er die Erlaubnis, für die Abschiedssendung zurückzukehren. Darin lässt er seinen Frust über die Gesellschaft und das Medium Fernsehen ab. Erneut ist die Öffentlichkeit von Beale schockiert, dieses Mal aufgrund seiner Wortwahl.

Die Quoten gehen dennoch durch die Decke, weshalb sich die neue UBS-Programmchefin Diana Christensen dafür einsetzt, Beale eine eigene Sendung zu geben, in der er als Wutprediger auf die Menschen einredet. Beales enger Freund, Max Schumacher, der Chef des Nachrichtenressorts, ist ums Wohl seines Kumpels besorgt, sowie um die Integrität des Senders – aber UBS zieht den Plan durch …


Die glorreichen Aspekte


Sidney Lumets «Network» ist ein nahezu prophetischer Film: Er greift Entwicklungen und Möglichkeiten innerhalb des Fernsehgeschäfts aus seiner Zeit auf und spinnt sie satirisch wie dramatisch in ein Schreckensszenario weiter – das sich in den folgenden Jahrzehnten zum Großteil erfüllt hat. So wurde der Dreikampf zwischen ABC, NBC und CBS tatsächlich später durch einen vierten Sender mit laxerem Moralkodex aufgewirbelt – FOX.

Dank der vergangenen Monate ist auch ein weiterer Aspekt der «Network»-Handlung in dieser Hinsicht spannender geworden: In Zeiten des AT&T/TimeWarner-Deals und der Übernahme von 21st Century Fox durch Disney oder Comcast erstaunt es, wie akkurat Drehbuchautor Paddy Chayefsky die Gefahr überdimensionierter Firmenübernahmen einzuschätzen wusste – inklusive gebrochener Versprechen bezüglich der Unabhängigkeit einzelner Unternehmensteile sowie dem Weiterverkaufen erst kürzlich übernommener Unternehmen.

Der Fokus von «Network» liegt allerdings ganz klar auf einem sehr beliebten Thema innerhalb des Genres der "Filme übers Fernsehen" sowie der Journalismus-Filme: «Network» dekliniert Stück für Stück die Tendenz zum Sensationalismus durch. Mit fies-spröder Feder skizziert dieses Satiredrama die Entwicklung von "Ein Tabubruch bringt Quote und Ärger, also … brechen wir weiter Tabus" über "Wir als Sender müssen relevant bleiben, wenn wir also eine effekthascherische Sendung haben, wird uns das schon nicht schaden" bis hin zu "Ein riesiger Erfolgsbringer ist nicht mehr ganz so gefragt wie kürzlich, also müssen wir noch effekthascherischer werden, und wenn das nicht funktioniert, greifen wir zu drastischen Mitteln". Faye Dunaways begeisterte Performance als kalkulierende Programmchefin verkauft diesen Integritätsverfall optimal.

Lumet und Chayefsky porträtieren zudem die US-Öffentlichkeit auf bissig-unterhaltsame Weise akkurat: Beale (von Peter Finch elektrisierend gespielt) löst einen riesigen Sturm der Empörung aus, weil er live im Fernsehen flucht – kaum jemand schert sich um den Inhalt seiner Schimpftiraden, das Propagieren von Verschwörungstheorien und den simplen Fakt, dass bei UBS stückweise der informierende Journalismus der hetzerischen Meinungsmache weicht. Der Skandal ist (nahezu) allein die Wortwahl – typisch Amerika.

«Network» ist auf DVD und Blu-ray erschienen sowie auf Amazon, iTunes und Google Play abrufbar.
17.06.2018 13:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/101709
Sidney Schering

super
schade


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Die glorreichen 6 Network

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