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Noch nicht in Topform: Ist das Potenzial von «Gefragt - Gejagt» ausgeschöpft?

In den vergangenen Jahren kannte der ARD-Quizvorabend im Grunde nur den Trend nach oben, doch das Format von Alexander Bommes stagniert in diesen Wochen ein wenig - wenngleich auf starkem Niveau. Wie schlägt es sich aktuell im Vergleich mit dem «Quizduell» und «Wer weiß denn sowas?» und gegenüber den Vorjahren?

Beim Ersten Deutschen Fernsehen dürfte längst niemand mehr «Verbotene Liebe» nachtrauern, immerhin hatte man sich im Zuge der Einstellung der Daily-Soap von einem Auslaufmodell verabschiedet und mit der Alternative Quizshow eine grandiose Erfolgsgeschichte gestartet, wodurch sich der 18-Uhr-Slot vom Totengräber zum Vorzeigeobjekt der täglichen Daytime hat entwickeln können. Dafür sind in erster Linie drei Sendungen verantwortlich: Das «Quizduell», ohne dessen Existenz die Geschichte wohl nicht geschrieben worden wäre. «Wer weiß denn sowas?», das zu Jahresbeginn mit teilweise mehr als viereinhalb Millionen Zuschauern sogar die «SOKO»-Serien im ZDF hinter sich lassen konnte. Und «Gefragt - Gejagt», die vielleicht anspruchsvollste und dynamischste Rateshow in der deutschen Daytime-Historie. Doch nach 35 Folgen macht es aktuell nicht den Anschein, als könnten Alexander Bommes und seine Jäger nochmal für den ganz großen Quoten-Knall sorgen.

So erreichten die seit dem 23. April ausgestrahlten Folgen bislang eine vergleichsweise überschaubare durchschnittliche Zuschauerzahl von 2,08 Millionen, womit sie deutlich hinter dem jüngsten Staffel-Schnitt der Pflaume-Show (3,15 Millionen) und auch noch weit hinter den 2,60 Millionen des Pilawa-Formats liegen. Klingt zunächst nach einem dramatischen Aderlass auch gegenüber dem «Quizduell», der sich allerdings komplett relativiert, wenn man sich die damit verbundenen Marktanteile vor Augen führt: Da liegen die Jäger nämlich mit 13,7 gegenüber 13,3 Prozent knapp vor der App-Show. Wie das bei solch mauen Reichweiten sein kann, ist leicht erklärt: Je besser das Wetter und höher die Temperaturen, desto niedriger die vorabendlichen Zuschauerzahlen. Und zuletzt gab es so einige Warmwetter-Perioden.

Und beim jungen Publikum? Da stehen bislang 7,1 Prozent bei 0,31 Millionen auf dem Papier, womit man noch einen leichten Rückstand gegenüber dem «Quizduell» aufzuholen hat, das zuletzt im Schnitt auf 7,4 Prozent gelangt war. In beiden Zuschauergruppen unerreichbar scheinen hingegen die «Wer weiß denn sowas?»-Mittelwerte der dritten Staffel, die sich auf famose 16,5 und 9,0 Prozent beliefen. Und hier könnte sich das erste kleinere Problem für die Show auftun: Sah es im Vorjahr noch so aus, als würde sie gemeinsam mit Kai Pflaume dem Kollegen Pilawa enteilen, macht es derzeit eher den Anschein, als müssten Bommes und Pilawa gemeinsam ins Fernglas blicken, um das immer beliebtere Promi-Quiz noch im Blick zu haben.


Vor den harten WM-Wochen: Verharren in der Solidität


«GG»-Quotenentwicklung nach Monaten (S3)

  • Dez: 11,3% / 5,8%
  • Jan: 12,5% / 6,8%
  • Feb: 13,9% / 8,1%
  • Mär: 13,9% / 7,9%
  • Apr: 14,4% / 8,1%
Durchschnittliche Marktanteile zwischen Dezember 2016 und April 2017, aufgeteilt nach den jeweiligen Ausstrahlungsmonaten.
Dabei mangelt es nicht einmal unbedingt an Pluspunkten gegenüber der vorherigen Staffel: Nach vergleichbaren 36 Folgen war diese nämlich vorläufig auf klar schwächere 11,9 und 6,3 Prozent Marktanteil gelangt, die deutlich höhere Sehbeteiligung von 2,52 Millionen lässt sich darauf zurückführen, dass man 2017 noch in den deutlich attraktiveren Wintermonaten auf Sendung gegangen war. Der Teufel steckt aber im Detail: Hatten sich die Folgen 19 bis 36 gegenüber den ersten 18 noch klar von 11,4 auf 12,4 Prozent aller bzw. von 5,9 auf 6,8 Prozent der jüngeren Fernsehenden gesteigert, lässt sich diesmal noch kein signifikanter Aufwärtstrend ausfindig machen: Die Episoden 19 bis 35 verbesserten sich beim Gesamtpublikum zwar minimal von 13,6 auf 13,9 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen ging es zugleich aber sogar leicht bergab von 7,2 auf 7,0 Prozent.

Unterm Strich kann man also nach derzeitigem Stand von einer staffelinternen Stagnation sprechen, die sich in den kommenden Wochen kaum reduzieren dürfte, da Das Erste auch während der WM weiterhin auf Erstausstrahlungen zu setzen gedenkt, wie uns ein Sendersprecher auf Anfrage bestätigte. Heißt konkret: Wenn die Jagd im Ersten beginnt, wird in der zweiten Juni-Hälfte regelmäßig parallel dazu Live-Fußball zu sehen sein. Die aktuell vorherrschende Stagnation wiederum ist insofern für die Show eine neue Entwicklung, dass sie bislang innerhalb jeder ihrer drei Hauptprogramm-Staffeln einen klaren Aufwärtstrend vorzuweisen hatte (siehe auch Infobox): In Durchgang eins etwa steigerte sie sich von anfänglich 8,7 Prozent auf hintenraus 11,0 Prozent (14-49 Jahre: von 4,2 auf 6,2 Prozent), im zweiten Durchgang von 10,6 auf 12,4 Prozent (von 5,0 auf 6,4 Prozent) und zuletzt eben von 11,3 auf 14,4 Prozent (von 5,8 auf 8,1 Prozent). Und dieses beständige Plus hatte einen großen Einfluss auf das Narrativ der aufstrebenden Vorabend-Show.

Hat der Abgang von Waldenberger «Gefragt - Gejagt» geschadet?
Ja, ohne den Giganten fehlt der Show etwas.
61,7%
Nein, sein Fehlen wirkt sich nicht negativ aus.
18,8%
Jein. Sein Abgang ist schade, aber Hobiger ein gleichwertiger Ersatz.
19,5%


Quizvulkan statt Gigant: Unterhaltungswert erlischt ein wenig


Gleichwohl gibt es derzeit keinerlei Grund, in Panik zu verfallen, immerhin liegt man in beiden Zielgruppen noch immer klar im grünen Bereich - und dass das Wachstumspotenzial nicht endlos ist, hat sich im Laufe der Fernsehgeschichte auch immer wieder bewahrheitet. Zumal «Gefragt - Gejagt» in diesem Jahr den Verlust von Holger Waldenberger zu verkraften hatte, der objektiv betrachtet in allen drei Hauptprogramm-Staffeln der leistungsstärkste Jäger war und für viele Zuschauer auch hinsichtlich seines Unterhaltungswertes einen großen Verlust darstellte. Denn einiger zweifelhafter Äußerungen auf Social-Media-Plattformen zum Trotz funktionierte er im Zusammenspiel mit Bommes an guten Tagen exzellent - was sich nach seinen ersten Einsätzen über den neuen Jäger Manuel Hobiger (Foto) nun wahrlich noch nicht sagen lässt, der bis dato doch reichlich wortkarg, wenngleich deutlich erfolgreicher als die gescheiterte Test-Jägerin Grazyna Werner aus der vergangenen Staffel jagt. Und vielleicht geht ja dann nach der Fußball-WM auch noch was hinsichtlich der Einschaltquoten, erst am Dienstag hatte man ja immerhin einen neuen Staffelrekord verbucht.
16.06.2018 15:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/101679
Manuel Nunez Sanchez

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