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Sonntagsfragen an Oli.P

Oli, Du moderierst ab heute Abend «Big Brother-Die Entscheidung» als Hauptmoderator. Bist du aufgeregt?

Ja, klar. Die letzten Wochen war es ein schönes Gefühl zu wissen, dass alles ganz gut gelaufen ist. Ruth war ein einziges Mal krank und an dem Abend habe ich sie vertreten. Daraufhin hat RTL II gesagt, dass ich die Moderation übernehmen soll, wenn Ruth geht. Also eigentlich ist das alles ganz zufällig passiert. Ich habe mir gedacht, dass das schon irgendwie klappen wird – es hat ja bisher auch alles immer irgendwie geklappt – auch wenn ich mal nicht so richtig perfekt vorbereitet war. Nach Ruths letzter Sendung kam dann das Team zu mir und habt gesagt: „Hey Oli, wir erwarten, dass es mit dir voll nach vorne geht und dass du so voll locker rüberkommst“. Da ist mir klar geworden, die erwarten richtig viel von mir. Eigentlich dachte ich, ich könnte da ein bisschen tiefstapeln, aber das Team setzt große Stücke auf mich. Es ist ja auch ganz gut, wenn man ein bisschen angespannt ist, weil man dann ja wirklich konzentriert ist.



Wirst Du deine Moderation verändern?

Ich hoffe doch nicht (lacht). Bisher hat mir am meisten Spaß gemacht, dass ich ohne Teleprompter gearbeitet habe, zu 99 Prozent auch ohne Karten und sehr spontan sein durfte. Das war draußen am Marktplatz als Außenmoderator auch einfacher gewesen, weil ich da schalten und walten durfte, wie ich wollte und das volle Vertrauen hatte. Als Hauptmoderator ist das schwieriger, weil es einen roten Faden gibt, der durch die Sendung führt. Zudem gibt es Sachen, die eben genauso formuliert werden müssen, wie es vorher ausgemacht war. Die Verantwortung ist einfach größer und man darf die Moderation nicht so leichtfertig entgleisen lassen, wie ich es bisher manchmal gemacht habe. Da draußen ist es auch nicht schlimm, da passt es auch. Ich werde also darauf achten, dass das nicht aus dem Ruder läuft, aber ansonsten werde ich so weitermachen wie bisher. Ich werde so locker sein wie es geht, so spontan wie es geht und mich und das Ganze nicht so ernst zu nehmen. Es wird auch auf dem Marktplatz eine Interaktion mit Jochen Bendel und dem Publikum geben.



Das Publikum kommt also mit auf den Marktplatz…

Jawohl. Wir haben aber schon ein bisschen Angst, dass sich welche dort verstecken und dann heimlich im Dorf übernachten…und so…



Hin und wieder sind Schreckensmeldungen im Focus zu lesen. Wie gehst Du damit um?

Mein Chef ruft hin und wieder mal an und fragt, ob ich denn schon Zeitung gelesen habe… „Da steht drin, dass wir zum fünften Mal abgesetzt worden sind…“(lacht). Das Problem ist, dass es viele Leute gibt, die das gerne hätten. Das sind auch Leute, die mit entscheiden könnten, aber eben nicht ganz alleine und dies dann eben der Zeitung erzählen. Quotentechnisch gesehen war die letzte Staffel auf jeden Fall mit zwei, drei Prozent mehr Marktanteil erfolgreicher. Bei Staffel 6 haben wir relativ niedrig angefangen mit sechs Prozent und uns in der vergangenen Woche wieder auf zehn Prozent gesteigert. Die Zweistelligkeit war auch schon in Staffel 5 das Ziel. Von daher kann man die Sache jetzt wirklich locker angehen und probieren mit einem neuen Schwung durch den Marktplatz den Marktanteil zu stabilisieren. Ich habe schon gesagt, dass ich schon gespannt bin, wie Jochen Bendel im Winter als russische Schlittschuhläuferin über den Marktplatz kurvt (lacht).



Das wird man sehen – es kann auch sein, dass wir zur Winterzeit wieder zurück ins Studio gehen.



Wurde die Show aus Kostengründen aus dem Studio auf den Marktplatz verlegt?

Es war so oder so eingeplant. Wie alles genau aussieht, kann ich auch noch nicht sagen. Ich habe gesagt, lasst uns doch so eine kleine Bar aufbauen, Jochen könnte an einem kleinen Pool sitzen – einfach etwas aufgelockert. Big Brother darf alles sein, außer steif. Man darf sich selber und das ganze Projekt nicht übermäßig ernst nehmen. Aus der Sendung eine große Wissenschaft zu machen, das braucht es einfach nicht.



Wie sieht bei dir ein Tag aus, an dem du «Big Brother» moderierst?

Über die Woche hinweg werden die Texte von unseren Autoren geschrieben, dabei wird der komplette Rahmenplan der Sendung erstellt. Diesen klären die Autoren mit Redaktion, Produktion und dem Sender ab. In diesen Texten wird dann festgehalten, dass es zum Beispiel zwei Auszüge gibt, dass es ein Match gibt und und und… So weiß ich dann schon mal grob Bescheid, um was es in der Sendung geht. Bei den Proben habe ich dann auch wirklich nur diese Ablaufpunkte auf dem Zettel stehen. Die Probe beginnt rein theoretisch zwischen 12 und 13 Uhr mit einer redaktionellen Besprechung. Allerspätestens um 15 Uhr sind wir dann auf dem Marktplatz, wo wir bis 18 Uhr alle Varianten und alles was irgendwie passieren könnte durchgehen. Dann gehe ich wieder ins Studiogebäude und begrüße Leute, die auftreten oder neu einziehen und versuche ihnen die Angst zu nehmen.



Und selber bist Du genauso aufgeregt (lacht)

Ja. (lacht) Dann esse ich ganz kurz was – das ist dann meistens gegen 18.40 Uhr. Um 18.50 gehe ich ganz kurz in die Maske…dann ist es (überlegt) 19.10 Uhr, dann ziehe ich mich um und gehe auch direkt wieder rüber, wo ich dann verkabelt werde. Kurz vor der Sendung checke ich mit den Kameramännern noch mal durch, ob auch alles so geblieben ist und dann gehen wir um 20:15 Uhr auf Sendung. Um 22.15 Uhr ist die Show vorbei, dann gehe ich in die Garderobe und fahre nach Hause.



Es gibt nach der Sendung immer noch einen kleinen Umtrunk, für’s Team steht immer noch ein bisschen Kölsch bereit, ein paar Bulletten – also Frikadellen (lacht) - aber da mache ich mir um diese Uhrzeit nichts mehr draus. Anfangs habe ich das noch eher gemacht, aber jetzt nach knapp eineinhalb Jahren muss ich sagen, dass ich froh bin, wenn ich irgendwann zu Hause bin. Der Produktionstag dauert auch ziemlich lange und ist anstrengend, vor allem wenn man die ganze Zeit am labern ist, und dann habe ich auf alles andere Lust, als noch weiter zu quatschen.



Wie stehst Du allgemein zum Format «Big Brother»? Es gibt ja auch viele kritische Stimmen.

Ich find’s total zum kotzen und total doof.



Ich kenn das von mir selbst auch, dass sich manche Leute aufregen oder schimpfen, wenn «Big Brother» läuft.

Du schaust das also auch?



Ja, ich schau es wirklich auch.

Ich finde «Big Brother» wirklich interessant. Ich habe die Sendung seit der ersten Staffel verfolgt – nur die Dritte habe ich nicht ganz gesehen. Bei der vierten Staffel habe ich den Titelsong gemacht und seit der Fünften moderiere ich. Ich war also entweder Fan oder in irgendeiner Art und Weise in das Projekt integriert. Meine Frau – und bei ihr ist es wirklich nicht oft der Fall, dass sie Sachen regelmäßig guckt – verfolgt «Big Brother» nahezu jeden Tag. Auch die sechste Staffel. Und es ist ja wirklich interessant, wie in dieser kleinen Welt Emotionen viel schneller hochkochen, als es draußen der Fall ist. Auch die Kommentare vom Sprecher sind witzig. In der Livesendung gibt’s Spiele mit dem Publikum – SMS-Quiz -, es gibt eine Art Spiel ohne Grenzen mit den Bewohnern, interaktives Fernsehen… Du kannst dich einfach total austoben – und das finde ich richtig cool. Harald Schmidt mag dazu „Unterschichtenfernsehen“ sagen – aber als Fernsehsender musst du das als „erfolgreich“ oder „nicht erfolgreich“ einstufen. Erfolgreiches Fernsehen wird fortgesetzt, nicht erfolgreiches Fernsehen abgesetzt. Der liebe Gott hat uns in der heutigen Zeit einen Fernseher mit über 39 Programmen gegeben und eine Fernbedienung. Solange des Leute gibt, die bei «Big Brother» schmunzeln können, sich mit den Personen identifizieren können, ist die Sendung total in Ordnung. Wir machen doch nichts Schlimmes!



Da gibt es Programme um Mordberichte oder «Die schlimmsten Autounfälle der Welt», wo Leute auch sterben. Wir zeigen das ganz normale Leben. Menschen, die sich aufregen, dass Bewohner bei «Big Brother» Sex haben, kann ich nicht verstehen. Natürlich, macht man doch draußen auch. Irgendwann ist es soweit. Dass es dann eine Zeit lange so viele Pärchen waren, hätte ich aber auch nicht gedacht.



Zu «Big Brother» gehören auch viele Internetforen. IOFF und Co. Liest du darin?

Während der Sendung habe ich mich immer gewundert, wie krass die da drauf sind. Sachen, die gerade in der Liveshow passiert sind, siehst du sekundenspäter mit Foto im Internet. Da wird alles auseinander genommen. Das heißt es dann zum Beispiel: „Der Typ von der Außenaufnahmeleitung war gerade im Sprechzimmer und hat die Batterien vom Mikro ausgewechselt.“ Sie wissen sogar richtige Internas, wer zum Beispiel welche Schicht hat von den «BB»-Mitarbeitern. Das Forum ist also absolut perfekt. Das letzte Mal habe ich während der fünften Staffel reingeschaut, soweit ich weiß, nach Heikos Auszug. Und am Tag des Halbfinales – aber nur ganz kurz.



Es gibt immer wieder Spekulationen um Manipulation. Auch bei der vergangenen Live-Show. Wie konnte Andrè rausfliegen, ging es da wirklich mit rechten Dingen zu?

Ich habe mich auch gefragt, wie Andrè rausfliegen konnte. Ich informiere mich während der gesamten Woche über die Zahlen. «Big Brother» finanziert sich ja zu einem großen Teil über die Calls, die eingehen. Gerade bei solchen Shows oder auch bei Sendern wie 9Live gibt es so viele Medienwächter und Notare, denen die Ausdrucke der Telefonlisten zur Verfügung gestellt werden. Diese werden dann nachgeprüft und wenn nur ein einziger Anruf unterschlagen wird ist das Betrug und würde zur Einstellung führen. Das kann sich «Big Brother» nicht leisten. Es wird wirklich jedes Mal überprüft.



Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass gerade bei einem Format wie «Big Brother» die Leute darauf lauern, etwas zu finden. Von daher kann ich alle Fans beruhigen. Wenn da wirklich nur Mist passieren würde, hätte ich auch gar keine Lust auf den Job. Man darf eines nicht vergessen: Unter der Woche rufen zwar viele Menschen an, aber gerade am letzten Tag und während der Live-Sendung ziehen die Calls noch mal kräftig an. Gerade Shire ist in den letzten Tageszusammenfassungen nicht wirklich gut rübergekommen, auch wegen der Sache mit Ali. Auch Andrè hat sich verändert seitdem er mit ihr zusammen ist. Er war nicht mehr so offen, nicht mehr so gut drauf. Bei ihm schwankte die Beliebtheit extrem. Eine Woche lang war der der Beliebteste, dann wieder der Unbeliebteste. Andrè war also sowohl schon mal Favorit, als auch schon der Unbeliebteste Bewohner.



Wie viele Calls durchschnittlich eingehen darfst Du nicht sagen, oder?

Das weiß ich auch gar nicht. Ich versuche eigentlich, mich in sämtlichen Voting-Fragen etwas rauszuhalten – auch während der Sendung, vor allem, wenn es um meine persönliche Meinung geht.



Ich möchte auf gar keinen Fall Partei ergreifen – niemand soll rausfliegen, weil Ruth, Jochen oder ich etwas gesagt haben. Deswegen schaue ich mir diese Call-Listen auch nicht sehr genau an, um dem Zuschauern nicht nach dem Mund zu reden.



Welche Staffel fandest Du besser? Die Fünfte oder die Sechste?

Das ist schwer zu sagen. Wenn man das Format an sich betrachtet, dann ist die sechste Staffel interessanter, weil es einfach viel mehr Möglichkeiten bietet. Deswegen ist «Big Brother - Das Dorf» die beste Staffel bisher, wenn man nur die Möglichkeiten nimmt, die die Location bietet. Ich hoffe, dass da auch noch einiges ausgebaut wird, weil man da wirklich viel machen kann. Bewohnermäßig habe ich mit dem Herzen mehr an der letzten Staffel gehangen. Aber ich denke, das ist einfach noch eine gewisse Umgewöhnungsphase.



Im zweiten Teil des Interviews verrät Oli.P, welche Ziele er hat und wie es mit «Big Brother» weitergeht.
05.06.2005 10:11 Uhr Kurz-URL: qmde.de/10086
Manuel Weis

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