Die Produzentin von Network Movie Hamburg produziert für das ZDF etliche Krimiformate, darunter «Nord Nord Mord», «Helen Dorn» und neu auch die «SOKO Hamburg». Mit uns unternimmt sie einen Ritt durch die Reihen und spricht über Bauchgefühl sowie Darstellerwechsel.
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Wir als Macher haben uns mit den Figuren sehr stark identifiziert; und befürchten, dass die Fans schon bei kleineren Änderungen abspringen. Oft ist das aber nicht der Fall.
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Jutta Lieck-Klenke, Produzentin von Network Movie Hamburg
Dass das ja durchaus gelingen kann, haben Sie ja nicht nur bei «Stralsund» gezeigt, sondern auch am Vorabend bei «Bettys Diagnose». Wie groß war hier der Respekt nach drei Staffeln eine neue Hauptfigur einzusetzen?
Es ist toll, dass die Zuschauer diesen Schritt mitgegangen sind. Ich glaube manchmal, so eine Serie zu erzählen, ist vergleichbar mit dem Vorlesen eines Buches bei Kindern. Kinder wollen die Geschichten auch immer wieder hören. Weil sie sich in dieser Welt wohlfühlen. Vielleicht ist der Zuschauer also gar nicht so empfindlich, was das Wechseln von Darstellern angeht. Wir als Macher haben uns mit den Figuren sehr stark identifiziert; und befürchten, dass die Fans schon bei kleineren Änderungen abspringen. Oft ist das aber nicht der Fall.
Aber es ist nicht selbstverständlich, dass eine Serie so etwas recht schadlos übersteht?
Nein, es ist nicht selbstverständlich. Ganz und gar nicht. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass der elfte Film einer Reihe gut läuft, nur weil es zehn vorher getan haben. Man muss die Zuschauer immer wieder beeindrucken. Man darf niemals austauschbar erzählen. Die Zuschauer bestrafen es, wenn Geschichten in sich nicht logisch sind oder so konstruiert oder auch kompliziert, dass sie nicht mitkommen.
Es gab auch neue Versuche des ZDF am Samstagabend: «In Wahrheit» kam von Ihrer Firma. Wie sieht Ihre Bilanz aus? Geht es weiter?
Der erste Film von «In Wahrheit» lief sehr gut, sowohl bei Arte als auch beim ZDF. Vor der Ausstrahlung des ersten Films im Herbst 2017 bekamen wir bereits den Auftrag, den zweiten Film zu drehen. Die von Christina Hecke verkörperte Saarländer Ermittlerin Judith Mohn in ihrer empathischen und lebensnahen Art wird den Samstagabend dauerhaft bereichern, da bin ich mir sicher. Der zweite Film wird im Frühsommer 2018 auf Arte laufen. Dementsprechend wird dieser Fall dann im kommenden Herbst im ZDF zu sehen sein. Und für diesen August steht auch schon der Dreh des dritten Films an.
Und weiterhin lehnt man sich an echte Fälle an?
Das ist die Prämisse der Reihe – und unsere Hauptdarstellerin Christina Hecke passt zu diesem Satz. Auch sie lässt sich kein X für ein U vormachen.
Aber nicht alles funktioniert immer – die «Mordkommission Königswinkel» etwa galt – trotz starker Quoten – inhaltlich als unrund. «Dresden Mord» wird nicht fortgesetzt. Es ist also kein Selbstläufer?
Nein, bei Weitem sind das keine Selbstläufer. Die Besetzung ist aus meiner Sicht enorm wichtig. Ich verlasse mich bei diesen Entscheidungen immer sehr stark auf mein Bauchgefühl. Und ich hatte da oft Glück. Nehmen wir mal die Reihe «Solo für Weiss» mit Anna Maria Mühe. Ich habe geahnt, dass sie auch das Toughe trotz ihrer Zartheit perfekt rüberbringen kann. Und natürlich kommt es auch darauf an, dass man die richtigen Fälle für die dazugehörigen Ermittler erzählt, damit die tollen Schauspieler, die wir dafür gewinnen konnten, nicht auf die reine Ermittlungsarbeit reduziert werden.
Welche Impulse für 90-Minüter im Krimigenre kommen eigentlich aus dem Ausland? In Amerika gibt es für die deutschen Krimireihen keine Vorbilder. Da muss man wirklich nach England gucken, nach Skandinavien?
Hauptimpulse kommen von den richtig tollen Charakteren, die man da oft beobachten kann. Aber wie Sie schon sagen: Es gibt vom Format her keine Vorbilder. Die 90-minütigen Krimireihen sind ein rein deutsches Phänomen.
Letzte Frage: Wie geht es «Morgen hör ich auf»?
Mit «Morgen hör ich auf» geht es nicht weiter.
Danke für das Gespräch.
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17.04.2018 13:05 Uhr 1