Die Comedy-Central-Eigenproduktion «CC:N» geht in eine zweite Staffel. Die kommt mit Biss und Hintersinn daher, hat aber ein grundlegendes Problem(chen) …
Comedy Central Deutschland kehrt (schleichend) zurück zu seinen Wurzeln: Einst mit der Ansage "Wir sind kein Abspielkanal" gestartet, bestand das Programm des Senders sehr wohl für lange Zeit ausschließlich aus US-Archivware. Im Mai 2017 wagte sich Comedy Central nach recht langer Pause mit seiner humorigen Newssendung «CC:N» zurück ins Segment der Eigenproduktionen,
kürzlich folgten zudem gleich zwei Formate unter dem Label «Comedy Central presents».
Und nun reicht der zur VIACOM-Familie gehörende Sender die zweite Staffel seiner Comedy-Nachrichten mit Anchorman Ingmar Stadelmann nach. Grundlegend hat sich an «CC:N» kaum etwas geändert: Wie schon in der ersten Season nimmt sich Stadelmann hinter einem Nachrichtenpult und zwischen Grafiken im Nachrichtenlook (wobei in «heute-show»- und «The Daily Show»-Stil auf Bild-Text-Scheren gesetzt wird) pro Episode einem Überthema an. Zudem tauscht sich Stadelmann pro Ausgabe mit einem Interviewpartner aus – zumindest in den ersten beiden Ausgaben der neuen Staffel, die Quotenmeter.de bereits zur Sichtung bereitgestellt wurden, sind dies aber Studiogäste. Die "Außenreporter", die bloß vor Greenscreen stehen, sind nicht wieder mit an Bord.
Stadelmann, der aktuell mit seinem Programm «Fressefreiheit» auf den deutschen Bühnen unterwegs ist und als «heute-show»-Gast auch abseits «CC:N» Comedynews-Luft schnuppern durfte, hat im Laufe der ersten Staffel in seine Rolle als Pseudo-Newsanchor hineingefunden, und das macht sich in Runde zwei bezahlt. Der schwierige Balanceakt, Hintergrundinfo genauso trocken wie Witze rüberzubringen, um der Nachrichtenaufmachung gerecht zu werden, und dabei dennoch Pointen zu unterstreichen, gelingt ihm sehr souverän.
Ein wenig bremst ihn nur die Tonabmischung des Formats aus – in den gedehnten Atempausen zwischen zwei Unterthemen, wie sie sowohl in echten Nachrichtenformaten als auch in Comedynews vorkommen – klingt «CC:N» gelegentlich "tot", ähnlich wie einst die erste Staffel der wundervollen Comedyshow «Ponyhof». Ein bisschen mehr Studioatmo im Klangbild würde nach Stadelmanns Pointen weniger "leere Luft" entstehen lassen. Als Vorbild könnte sich das «CC:N»-Team die funk-Videos von Walulis nehmen, die zwar keine Newsästhetik aufweisen, von der Aufmachung her aber nah an «CC:N» sind – nur ohne die akustisch "toten" Momente.
Dieses rudimentäre Problemchen führt uns zu einer größeren, konzeptuellen Frage: Wieso wird «CC:N» als Nachrichtensendung aufgezogen? Dadurch, dass die immer montags bis freitags an den Start gehende Sendung weit im Voraus aufgezeichnet wurde, hat sie keine Chance, tagesaktuelle Aspekte aufzugreifen – und das scheint das Autorenteam auch gar nicht im Sinn zu haben. Jede Folge nimmt sich umfassend einem Überthema an – mit Hintergrundwissen und Gedanken über die Auswirkungen des Themas auf unseren Alltag.
So erklärt der Staffelauftakt, wo der Begriff Political Correctness herrührt, dass er ursprünglich nur dazu da war, auszusagen, dass keine Personengruppe benachteiligt werden sollte, und er mittlerweile zum Kampfbegriff Rechter wurde, die in allem eine Zensur sehen, sowie übereifriger Liberaler, die durch Pauschalisierungen dem Diskurs schaden. Etwa, wenn sie fordern, rassistische Passagen aus «Die Abenteuer von Huckleberry Finn» zu kürzen, ohne zu bedenken, dass sie somit eine Möglichkeit beschneiden, zu lernen, wie es Schwarzen zu Mark Twains Zeiten ergangen ist.
Dies wird mit Pointen gewürzt, die mal in eine Kalauerrichtung gehen, mal satirisch-böse die Haltung der Redaktion unterstreichen – all dies in einem zügigen Tempo. Doch die inhaltliche Struktur des Formats widerspricht schlicht ihrer ästhetischen. Als Comedy-Wissensmagazin oder -Podiumspräsentation würden die «CC:N» schlicht noch eine Spur authentischer und ungezwungener rüberkommen. Denn welche Nachrichtensendung erklärt schon die Geschichte der Alkoholischen Gärung und von Alkoholverboten?
Diese Dissonanz mag leicht befremdlich sein, trotzdem hemmt sie nicht den Spaßfaktor des Formats – es hat Haltung, nimmt sich aber nicht zu ernst, und setzt weitaus seltener auf die naheliegendste Pointe als es die «heute-show» seit einigen Monaten tut. «CC:N» ist, trotz (oder etwa gerade wegen) seiner thematischen Generalumschläge sehr findig in seiner Suche nach einfallsreichen Schmunzlern. Und mit der knackigen Laufzeit von rund zwölf Minuten lassen sie sich wunderbar "mal eben weggucken" – oder bei Gelegenheit in einem Rutsch bingen.
«CC:N» ist ab dem 16. April immer montags bis freitags um 21 Uhr auf Comedy Central zu sehen.
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16.04.2018 01:04 Uhr 1