Die glorreichen 6 – Filme über Journalismus (Teil I)
Aufgemerkt: Quotenmeter.de präsentiert sechs bemerkenswerte Filme über journalistische Arbeit. Zum Auftakt der Reihe: «Frost/Nixon».
Die Handlung
Filmfacts: «Frost/Nixon»
Regie: Ron Howard
Produktion: Brian Grazer, Ron Howard, Tim Bevan, Eric Fellner
Drehbuch: Peter Morgan; basierend auf seinem gleichnamigen Theaterstück
Darsteller: Frank Langella, Michael Sheen, Kevin Bacon, Rebecca Hall, Toby Jones, Matthew Macfadyen, Oliver Platt, Sam Rockwell
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Salvatore Totino
Schnitt: Daniel P. Hanley, Mike Hill
Veröffentlichungsjahr: 2008
Laufzeit: 122 Minuten
FSK: ab 6 Jahren
Rund 400 Millionen Menschen schauen sich im Jahr 1974 die Rücktrittsrede des US-Präsidenten Richard Nixon an – unter ihnen der britische Fernsehmoderator David Frost, der für leicht verdaulichen TV-Journalismus bekannt ist. Aufgrund des regen Interesses an Nixons Rücktritt beschließt Frost, ihn zu einem Fernsehinterview einzuladen, da dieses gewiss enorme Einschaltquoten generieren wird. Bei Nixons Agenten kommt diese Idee ebenfalls gut an, glaubt er doch, dass Nixon leichtes Spiel haben sollte, im Gespräch mit Frost sein öffentliches Image aufzupolieren.
1977 sagt der Ex-Präsident tatsächlich zu. Frost wiederum hat einen weiteren Kampf zu schlagen: Die US-Fernsehsender sind zu seiner Überraschung nur wenig daran interessiert, eine Sendung zu produzieren, in der Frost den zwar beim Volk unbeliebten, dennoch brillante Reden haltenden und so einen gewissen Grundrespekt wahrenden Nixon interviewt. Bei den Sendern herrscht Zweifel daran, dass Frost dem Politiker nennenswerte Statements entlocken kann. Dies weckt neuen Ehrgeiz bei Frost, der nunmehr nicht weiter allein hinter den Quoten her ist, sondern im Laufe von drei Interviews auch dringend ein Schuldeingeständnis aus Nixon kitzeln möchte …
Die 6 glorreichen Aspekte
Bevor Ron Howard mit «Rush» ein packendes Drama über das Duell zweier Rennfahrer inszenierte, nahm sich der «Apollo 13»-Regisseur mit «Frost/Nixon» einem ebenso rasanten und spannenden Duell an – nur, dass es sich hier um ein Duell der Worte statt der Pferdestärken und Fahrkünste handelt: Die auf wahren Begebenheiten basierende Theateradaption erzählt in geschliffenen Dialogen davon, wie ein Infotainment-Journalist zu Hochform aufläuft, um den gerissenen Politiker und Kriminellen Richard Nixon zur Rede zu stellen und Einsichten aus ihm herauszuquetschen, die deutlich erfahrenere, journalistische Schwergewichte zuvor nicht aus ihm herausbekommen haben.
Somit ist «Frost/Nixon» nicht bloß ein Drama über ein Stück US-Polithistorie und amerikanischer Mediengeschichte, sondern gewissermaßen die journalistische Antwort auf das populäre Genre der Underdog-Sportfilme, in denen ausgerechnet ein Niemand einen ebenso fähigen wie gewieften Kontrahenten in die Knie zwingt. Dadurch, dass dieser Wandel Frosts kontinuierlich skizziert wird und ohne rührselig-überdramatisierte Filmpassagen auskommt, ist «Frost/Nixon» ein unaufdringlich inspirierender Film, der die typische Sportfilmaussage, dass es jedem Menschen möglich ist, über sich hinauszuwachsen, auf seine ganz eigene, unverbrauchte Art angeht.
Trotz 122 Minuten Laufzeit und hoher Dialogdichte ist «Frost/Nixon» ein zügig erzähltes Drama, das durch sein knackiges Pacing unterhaltsam wird, ohne seine medienhistorische Anekdote zu simplifizieren. Hans Zimmers treibende, gleichwohl nuancierte Filmmusik unterstützt diese Wirkung enorm – aber vor allem sind es die beiden Hauptdarsteller, die «Frost/Nixon» ihren Stempel aufdrücken: Frank Langella ist der wohl facettenreichste Leinwand-Nixon der Kinogeschichte und verzichtet völlig auf die karikaturesken Züge, die Nixon meistens auf der Leinwand annimmt. Michael Sheen wiederum verleiht Frost spielerisch eine unbesorgte Grundmentalität, die nach und nach durch den Druck von außen sowie schleichend entstehenden Ehrgeiz Risse erhält, woraufhin Frost journalistische Härte entwickelt.
«Frost/Nixon» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie via Amazon, iTunes, Netflix, Sony und Chili abrufbar.
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