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«The Mayor»: Courntey Rose statt Donald Trump

Ein Rapper als neuer Bürgermeister seiner Stadt? Was passiert, wenn Fachfremde politische Posten übernehmen, sehen wir an Donald Trump. Die Comedy «The Mayor» kommentiert diese Entwicklung auf großartige Weise. Mit einem tausendmal besseren Donald Trump.

Cast & Crew «The Mayor»

  • Idee: Jeremy Bronson
  • Darsteller: Brandon Micheal Hall, Lea Michele, Bernard David Jones, Marcel Spears, Yvette Nicole Brown
  • Regie (Pilot): James Griffiths
  • Ausf. Produzenten: Jeremy Bronson, Daveed Diggs, Dylan Clark, James Griffiths u.a.
  • Produktion: Jeremy Bronson Prods., ABC Studios für ABC
Oft können die besten Story-Konzepte in ganz wenigen Sätzen zusammengefasst werden. „High Concept“ nennen Drehbuchschreiber solche originellen Ideen, die schon auf den ersten Blick viel Potenzial haben.

Eine solche High-Concept-Serie ist die neue Comedy «The Mayor»: Ein junger aufstrebender Rapper überlegt sich den ultimativen Marketing-Gag: Um sich selbst bekannt zu machen, kandidiert er in seiner Heimatstadt für den Bürgermeister-Posten. Überraschend gewinnt er die Wahl gegen etablierte Konkurrenten aus der Politik – und hat plötzlich eine ganz andere Karriere vor sich als die als Musiker.

«The Mayor» spart damit nicht an intelligenten Kommentaren auf die aktuelle US-Politik unter Donald Trump. Dies beginnt schon bei der Prämisse der Serie: Hier gewinnt jemand die Wahl, obwohl er politikfremd ist, nicht zum Establishment gehört. Der vermeintlich die Sprache des Bürgers spricht. Und der den Wahlkampf eigentlich nur zur Selbstinszenierung einsetzt, aber dann plötzlich in die Verantwortung gerät. Hier aber enden die Gemeinsamkeiten zwischen Donald Trump und der Serien-Hauptfigur Courtney Rose.

Denn als Charakter ist Courtney das Gegenteil des selbstverliebten Unternehmers. Im Gegensatz zu Trump ist er ein empathischer Mensch, der die Sorgen und Bedenken seiner Leute ernst nimmt – denn er wächst selbst im Ghetto auf. Courtney bringt Gemeinschaftsgefühl in die Politik, ganz anders als Trump, der sein Land spaltet und das Gegenteil behauptet. Der rappende Bürgermeister aber kennt die realen Probleme seiner Nachbarn – und findet unkonventionelle Lösungen für praktische Probleme. In Folge eins geht es um die Frage, wie das jahrelange Müllproblem in den ärmeren Stadtteilen gelöst werden kann.

Dass aber auch Courtney mit seinen innovativen Problemlösungen an administrative Grenzen stellt, muss er schnell am eigenen Leib erfahren. Nur so viel: Bald ist er dafür verantwortlich, dass Mitbürger wegen seiner Ideen im Gefängnis sitzen. «The Mayor» zeigt damit auf clevere Weise auf, wie kreative gesellschaftliche Visionen auf festgefahrene politisch-bürokratische Strukturen treffen – und Veränderungen oft im Kopf einfach durchzudenken sind, aber nur praktisch schwer umzusetzen. Auch hier erinnert man sich an reale US-Poltik, an Barack Obama, der die USA vor seinem Amtsantritt in einen gefühlt kollektiven Rausch politisch-gesellschaftlichen Umbruchs versetzte. Später musste auch er sich dem verkrusteten System anpassen. Aus „Yes we can“ wurde „Maybe we could have...“

«The Mayor»: Der intelligente Kommentar auf Trump


Es macht Spaß, Courtney Rose und seinen Leuten beim unkonventionellen Regieren zuzusehen. Besondere Gag-Lieferanten sind seine beiden Freunde Jermanie und T.J., die als Berater fungieren. Ihre Pointen funktionieren über großartiges Timing. Zum Team gehört außerdem die opportunistische Valentina, eine ehemalige Klassenkameradin von Courtney. Sie ist die einzige, die als Wahlkampfmanagerin mit den politischen Strukturen vertraut ist – und sich nach anfänglicher Skepsis immer mehr mit der Spaß-Politik der Kameraden anfreunden kann.

Es macht Freude, diesem jungen Team beim Regieren zuzusehen. Dass dabei der Plot hintenansteht und wenige Überraschungen bereithält, ist drittrangig. Dieses Format funktioniert über die liebenswürdig-spaßigen Charaktere, ihre wunderbare Chemie untereinander und über die starken Dialoge. Das politische Setting macht «The Mayor» gleichzeitig sehr relevant im Fernsehjahr 2017, welches mit intelligenten Kommentaren zur realen US-Politik bislang wenig in Erscheinung trat. Dass die Serie auch noch gleichzeitig eine zum Lachen und Genießen ist, macht sie zum echten Juwel.
05.10.2017 08:05 Uhr Kurz-URL: qmde.de/96256
Jan Schlüter

super
schade


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The Mayor

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