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Die Kritiker: «Bones – Die Knochenjägerin»

Story:
Dr. Temperance Brennan ist forensische Anthropologin und hat eine ungewöhnliche Fähigkeit: Sie kann Hinweise auf den Täter auf den Knochen der Toten finden. Deshalb wird sie immer dann engagiert, wenn die Behörden nicht mehr weiter wissen. Doch Brennan arbeitet nicht allein – sie ist Teil eines fünfköpfigen Teams.

Die Frau im Teich
Brennan wird an einen Tatort gerufen: In einem Teich hat die Polizei menschliche Knochen gefunden. Die forensische Anthropologin muss nicht lange hinsehen: Sie weiß sofort, dass die Frau ermordet wurde. Zusammen mit ihrem Team – und mit Hilfe von modernster Computertechnik – rekonstruieren sie das Aussehen der jungen Frau.

Der Mann im Jeep
Vor einem viel besuchten Cafè in Washington explodiert ein Jeep. Brennan und ihr Team sollen den toten Fahrer nun identifizieren. Sie stellen fest, dass der Tote die Bombe nicht selbst zündete – vielmehr war diese an den Kilometerzähler des Wagens angeschlossen. Zu allem Überfluß war der Tote dann auch noch ein Berater des US-Präsidenten, was dem Team einen unliebsamen Beobachter beschert. Zunächst geht das Team aber von einem terroristischen Anschlag aus… Doch dann gerät auch der Geliebte der Frau des Toten ins Fadenkreuz - auch er arbeitete für die Regierung.

Darsteller:
Emily Deschanel («Spiel auf Sieg») ist Dr. Temperance Brennan
David Boreanaz («Buffy – Im Bann der Dämonen») ist Special Agent Seeley Booth
Eric Milligan («On Line») ist Zack Addy
Michaela Conlin («Open Window») ist Angela Montenegro
Jonathan Adams («American Dreams») ist Dr. Daniel Goodman

Kritik:
Die Figur der Dr. Temperance Brennan dürfte so manchem bereits bekannt sein. Die US-Erfolgsautorin Kathy Reichs hat die Figur der Anthropologin zum Leben erweckt. Reichs arbeitet seit vergangenem Jahr auch an der Serie des Networks FOX mit – als Producerin. Eines muss allerdings vorneweg gesagt werden: Wer bereits einige Bücher rund um Dr. Tempe Brennan gelesen hat, wird von der Serie etwas enttäuscht sein.

Wie so viele Romanverfilmungen schafft es auch diese Serie nicht, an die Spannung und Qualität der Bücher heranzukommen. Sogar die Hauptperson, Brennan selbst, kommt ihren Anhängern in den Romanen näher, was wahrscheinlich am Ich-Erzähler liegt. So können Leser die Gedanken der Anthropologin besser verstehen und greifen als das in der Serien-Version der Fall ist. Die Serie an sich überzeugt durch die gewohnt hohe US-Qualität – samt Special Effects. So hat das Team um Dr. Brennan ein Programm entwickelt, in dem man das Aussehen der Leiche vor dem Tod rekonstruieren kann – eine wirklich beeindruckende 3D-Technik.

«Bones» überzeugt durch spektakuläre Kamerafahrten, durch schnelle Schnitte und Bildfolgen und ist in diesem Bereich überhaupt mehr als nur „up to date“. Atemberaubend ist auch das Labor von Brennan – welches in einem wohl selbst für US-Verhältnisse großem Studiokomplex angelegt ist. In einer riesigen Halle legt das Team die Knochenteile zusammen. Im weiteren Sinne erinnert die Einrichtung an das „CTU“-Gebäude aus der Serie «24» - auch dort wurde viel aus Metall gefertigt, auch dort handelt es sich um sehr große Hallen, die fast schon an Lagerhallen erinnern.

Trotz der vielen guten Voraussetzungen enttäuscht die Pilotfolge. Sicherlich ist es ein Hingucker, wenn zum ersten Mal das Aussehen der Leiche dargestellt wird – schließlich kannte man die Tote auch als Zuschauer nicht. Die Ermittlungsarbeit geht allerdings etwas zu langsam voran – zudem nerven diverse Boykottversuche seitens der Polizei, die das anthropologische Team stets als „Blinzler“ bezeichnen und auszubremsen versuchen. Die Auflösung des Falles am Schluss überrascht ebenfalls wenig, genauso wie die Methoden, die zur Lösung führten. Irgendwie war das alles schon einmal in den «CSI»-Serien da gewesen.

Der Zuschauer tut sich außerdem schwer, eine persönliche Bindung zu den Charakteren herzustellen. Sie wirken alle unheimlich weit weg – und bleiben die gesamte Folge über blass und unnahbar, wenngleich sich die Macher durchaus bemüht haben, sie mit ihren Eigenheiten einzuführen. Möglicherweise fühlt sich der Zuseher aber auch von diesen ganzen Details samt medizinischen Fachbegriffen etwas überrumpelt.

Dennoch wäre es falsch die Serie schon nach der Pilotfolge aufzugeben und ihr eine Bewertung von deutlich unter 50 %, die sie nach Episode 1 verdient hätte, zu verpassen. Denn bereits die zweite Folge kann inhaltlich deutlich zulegen. Der Fall ist spannend und auch von den Ereignissen her unheimlich dicht erzählt. Der Krimi besitzt alles, was ein guter Teil dieses Genres besitzen soll, samt falscher Fährten. Abgerundet wird der überaus gute Eindruck durch wirklich interessante Einblicke in das Privatleben von Tempe Brennan, die sich wohl etwas in den Special Agent Booth verguckt hat, aber feststellen muss, dass er mit einer überaus attraktiven Anwältin zusammen ist.

Und genau diese Nebengeschichte ist eine der Interessantesten, die bislang eine reine US-Krimiserie zu bieten hatte. Mit Charme und Humor versucht Tempe sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen - auch wenn sie, so hat es zumindest den Anschein - ziemlich eifersüchtig auf die süße Anwältin ist.

Alles in allem ähnelt «Bones – Die Knochenjägerin» den «CSI»-Serien durchaus ein wenig, was bei der vorliegenden Thematik auch gar nicht anders machbar ist. Dennoch bietet die Serie interessante Einblicke in die Arbeit der Anthropologen und unterscheidet sich in diesem Punkt doch deutlich von den Bruckheimer-Produktionen. Ob das Konzept, dass Verbrechen nur anhand der Spuren auf den Knochen aufgeklärt werden, nicht nach zehn bis fünfzehn Folgen langweilig wird, bleibt abzuwarten. Während Folge eins also nicht zwingend empfehlenswert ist, lohnt sich das Einschalten der zweiten Episode (ab 22.10 Uhr) in jedem Fall. Da der Gesamteindruck eben durch den schwachen Eindruck des Piloten etwas hinuntergezogen wird, kommt die neue US-Serie aber nur auf 65 Prozent, wobei Folge zwei sicherlich zehn bis fünfzehn Prozentpunkte mehr verdient hätte.

RTL strahlt die US-Serie «Bones» donnerstags aus. Am 19. Oktober und am 26. Oktober laufen Doppelfolgen ab 21.15 Uhr. Ab November ist die Serie dann ab 22.15 Uhr im Programm zu sehen.
18.10.2006 13:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/17058
Manuel Weis

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Tags

Bones

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