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«Kevin Can Wait»: Gelingt der Turnaround?

Mit großen Veränderungen wartet die zweite Staffel der CBS-Sitcom «Kevin Can Wait» auf: Leah Remini ist nun festes Castmitglied, Erinn Hayes wurde aus der Serie rausgeschrieben. Die inhaltliche Erklärung hierfür ist unspektakulär, die neue Prämisse bietet aber gleichzeitig neue Chancen. Mit Spoilern!

Kurzzusammenfassung von Staffel eins

Der ehemalige Polizist Kevin Gable (Kevin James) will eigentlich nur seinen Ruhestand genießen. Das bedeutet konkret: Mit seinen ebenfalls pensionierten Polizisten-Kollegen abhängen und so wenig wie möglich tun. Doch es kommt vieles anders: Häusliche Arbeiten und familiäre Verpflichtungen machen ihm häufig einen Strich durch die Rechnung. Zudem nimmt Kevin immer wieder kleinere Jobs an, um Geld in die Kasse der Familie zu spülen – aus dem ursprünglichen Plan, die Garage umzubauen und anschließend zu vermieten wurde nämlich nichts. Stattdessen wohnt dort nun der von Kevin kritisch beäugte Freund seiner 21-jährigen Tochter Kendra (Taylor Spreitler), Chale (Ryan Cartwright). Außerdem wollen Kendra und Chale heiraten.

Kevins Ehefrau Donna (Erinn Hayes) arbeitet als Schulkrankenschwester, kündigt zum Ende der ersten Staffel aber im Eifer des Gefechts, weil sie nicht befördert wurde. Im zweiteiligen Staffelfinale „Sting of Queens“ begibt sich Kevin auf einen Undercover-Einsatz mit seiner früheren Partnerin Vanessa Cellucci (Leah Remini). Da Kevin nicht gewillt ist, dauerhaft zum Polizei-Dienst zurückzukehren, sind sowohl er als auch Donna jetzt arbeitslos. Letzte Rettung Chale: Der hat kurz vorher einen vermeintlich lukrativen Job an Land gezogen, doch der entpuppt sich als heiße Luft …

Die CBS-Sitcom «Kevin Can Wait» ist mit der zweiten Staffel zurück, drei Folgen sind hierzulande bereits via Amazon Prime Video abrufbar. Und die kommen deutlich anders daher als gewohnt, schließlich gibt es eine große Veränderung im Cast: Erinn Hayes wurde gefeuert, Leah Remini als festes Besetzungsmitglied dazu geholt. Die Chemie am Set habe von Anfang an gestimmt – und aus einem Gastauftritt im ersten Staffelfinale wurde eine Hauptrolle. Kevin James und Remini sind also wieder vereint, circa zehn Jahre nach dem Ende von «King of Queens», wo sie ebenfalls Seite an Seite spielten.

Donna ist kein Thema mehr


Wie hat man den Zuschauern die plötzliche Abwesenheit von Kevins Ehefrau Donna nun erklärt? Da wurde die denkbar einfachste und naheliegendste Lösung gewählt: Donna ist den Serientod gestorben, die zweite Staffel setzt daher mit einem Zeitsprung von einem Jahr an. So kommen die Autoren um die intensive Trauerphase herum und bis auf einen Bart bei Kevin gewinnt man beinahe den Eindruck, als wäre nichts passiert – eine vertane Chance?

Mit Feingefühl hätten sich mit Sicherheit auch ernstere Episoden umsetzen lassen, die nicht ausschließlich darauf bedacht sind, einen Gag nach dem anderen rauszuhauen und ohne große Umschwenke so gut es geht auf Normal zu tun. Frühere Sitcoms haben vorgemacht, wie das gehen kann: «Frasier» zum Beispiel war bekannt dafür, gelegentlich ernstere Themen anzuschneiden und im gleichen Atemzug nicht deprimierend oder düster daherzukommen. «Kevin Can Wait» versucht erst gar nicht, den Spagat zwischen Lustig und Ernst einzugehen und verzichtet bewusst darauf, womit man den Fans zugleich die Möglichkeit raubt, gebührend Abschied von der Figur Donna zu nehmen – völlig unabhängig davon, dass die Darstellerin ja nicht mehr dabei ist.

„Ich verstehe die Leute, die denken: ‚Whoa, warum tut ihr das?‘. Aber es fühlte sich wirklich so an, als würde das gebraucht werden, um die Serie anzutreiben. […] Der Plot hatte nicht genug Triebkraft. Hätten wir es durch eine zweite Staffel geschafft, hätte ich mir keine dritte vorstellen können. Uns sind buchstäblich die Ideen ausgegangen“, sagte Kevin James zu den NY Daily News.


Ideenmangel also als Hauptgrund für den krassen Umbruch? Eine Entwicklung hin zum zweiten «King of Queens» wollen die Macher zwar unbedingt vermeiden, doch streng genommen hatte schon die erste Staffel Geschichten erzählt, die so oder so ähnlich auch bei «King of Queens» hätten laufen können. Zum Beispiel die, in der Kevin heimlich etwas mit seinen Kumpels unternimmt und Donna hinterher vorgaukelt, alle Hausarbeiten erledigt zu haben – obwohl die in Wahrheit von einem Jugendlichen gegen Geld gemacht worden sind. Oder die, in der Kevin und Donna nach neuen Freunden suchen, nachdem sie bei einem Wochenend-Treffen übergangen werden. Dass einem so manches bekannt vorkommt, dürfte hauptsächlich an dem Spiel von Kevin James liegen, der im Grunde genommen denselben Charakter wie damals verkörpert.

Neue Prämisse, neues Glück?


Die neue Ausgangslage bietet durchaus Chancen, wenn man sie denn nutzt: So muss sich Kevin zweifellos mit seinem neuen Dasein als Witwer engagieren und ist mit seinen Kindern auf sich alleine gestellt. Kinder ist ein gutes Stichwort: Bislang war es so, dass der Fokus auf seiner ältesten Tochter Kendra und ihren nerdigen Looser-Freund Chale lag. Seine zwei anderen Kinder, Sara und Jake, traten dagegen kaum in Erscheinung. Immerhin: In Folge drei der zweiten Staffel hat man sich etwas für die Beiden ausgedacht: Jack fliegt mit einer Lüge bei seinen Klassenkameraden auf, Sara verheimlicht ihren ersten Freund vor Kevin. Vanessa fungiert hier außerdem erstmals als eine Art Ersatzmutter.

Dass Vanessa und Kevin durchblicken lassen, sich nicht allzu gut zu verstehen, birgt ebenfalls Potenzial. Dass beide sich erneut zusammentun und eine gemeinsame Sicherheitsfirma leiten, dürfte zu noch mehr Neckereien untereinander führen. Klingt zunächst kalkuliert und vorhersehbar, bei den richtigen Ideen kann das jedoch die ein oder andere amüsante Szene hervorbringen. Zum Love-Interest für Kevin soll Vanessa vorerst übrigens nicht werden. Wobei die Betonung auf vorerst liegt. Bis dahin muss man hoffen, dass den Zuschauern eine schlecht gemachte «King of Quens»-Kopie wie versprochen erspart bleibt und die Autoren dank der neuen Gegebenheiten noch einige interessante Storys im Köcher haben.

Aus Sicht der Zuschauerzahlen hat die Neuausrichtung bisher nicht gefruchtet: In der ersten Season verlor CBS etliche Zuschauer, von anfänglich zweistelligen Reichweiten ging es runter auf Sehbeteiligungen im Bereich von fünf bis sechs Millionen. Auf diesem Niveau bewegten sich mit Ausnahme des zweiten Staffelauftakts (10,26 Millionen aufgrund des starken Einstands von «Young Sheldon») auch die bis dato ausgestrahlten Folgen der zweiten Staffel.
01.11.2017 16:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/96817
Daniel Sallhoff

super
schade

72 %
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Tags

Frasier Kevin Can Wait King of Queens King of Quens Young Sheldon

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