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Popcorn und Rollenwechsel: Eine Awardshow-Wunschliste

Was sollten die weiteren Awardshows dieses Jahr befolgen, was sollten sie meiden?

Kürzt bei den Oscars bloß nicht die Darbietungen der nominierten Songs
Die Song-Kategorie ist bei den Oscars in vergangener Zeit irgendwie zum ungeliebten Stiefkind verkommen: In der jüngsten Vergangenheit kam die Oscar-Nacht mal ganz ohne Performances der nominierten Lieder aus, ein anderes Mal wurden nur ausgewählte Nummern dargeboten – was eine ziemlich lachhafte Aktion ist. Drei von fünf nominierten Songs vorzustellen ist so, als würde man nur drei der nominierten Hauptdarstellerinnen dadurch würdigen, kurze Clips aus ihrem Film zu zeigen. Die Oscar-Nacht soll eine denkwürdige Show sein, ein Loblied auf die Magie Hollywoods – und da gehören Songs einfach hinzu!

Lasst nie, nie wieder Kinder die Trickfilmkategorien verlesen
Für mich als Trickfilmliebhaber ist es eine der größten Beleidigungen, die im Laufe von Awardshows vorkommen kann: Nachdem Stars und Sternchen, gefeierte Filmschaffende und geachtete Kunsthandwerker Kategorie für Kategorie vorgestellt haben, hält die Gala an, damit zwei Kinderdarsteller (oder noch schlimmer: Zwei primär aus der Klatschpresse bekannte VIP-Sprösslinge) über Trickfilme reden können. „Animationsfilme: Die Filme für Kinder!“, suggeriert dies. Abgesehen davon, wie nervig dieses Stigma ist, so nimmt es uns die Chance solcher Auftritte wie in dem Oscar-Jahr, in dem Jack Black erzählte, seine DreamWorks-Gagen zu nehmen, um auf Pixar-Siege zu wetten. Bei den diesjährigen Golden Globes spielten derweil Steve Carrell und Kristen Wiig gegen das Klischee „Nun wird’s süß!“ an:


Hey, Hollywood, lass dich nicht von diesem egomanischen Milliardär mit Twitter-Sucht unterkriegen!
Meryl Streep erhielt bei den Golden Globes einen Preis für ihr Lebenswerk – und bedankte sich bei einer Gruppe, die in den hiesigen Tagen von der höchsten Macht der USA niedergemacht wird: Bei der Hollywood Foreign Press Association, also quasi bei Hollywood, Einwanderern und der Presse. Die Schauspiellegende feierte, dass in der Filmkunst für Toleranz und Diversität eingestanden werden kann – und mahnte, dass Trump diese Werte bedroht. Kurz darauf wurde Streep vom künftigen US-Präsidenten via Twitter als überbewertet beschimpft. Tausende von Thinkpieces entstanden, wer denn nun in diesem Konflikt richtig liegen würde. Ja. Wir leben in einem Zeitalter, in dem sich Menschen, die für Verständnis zwischen unterschiedlichen Gruppen einstehen, für diese Sehnsucht zu verteidigen haben. Hollywood, erfüll deine Vorbildfunktion und stehe bei den kommenden Awardshows noch stärker für Toleranz ein!


In diesem Sinne: Die Verlesung der Kategorie für den "Besten fremdsprachigen Film" kann man gerne etwas sensibler anpacken als in früheren Jahren …
Klischee-Oscar-Verleihung: Regisseure vergeben den Goldjungen für die beste Regie, vergangene Hauptdarsteller-Gewinner den für die beste Hauptdarstellerin, vergangene Hauptdarstellerin-Gewinnerinnen den für den besten Hauptdarsteller. Actionfilm-Stars verlesen die Gewinner bei den besten Effekten, Kinder die bei den Animationsfilmen. Und ein Duo, bestehend aus einem mit leichtem Akzent Englisch sprechenden Mimen und einer mit heftigen Akzent sprechenden Schauspielerin präsentieren die Preis für den besten fremdsprachigen Film.

Ähm … Gut gemeint, aber … Es hat auch etwas von „Hier, bei der Kategorie dürfen die, die kein perfektes Englisch sprechen, ihr Kauderwelsch vorführen, es geht ja um ausländische Filme“. Wenn man ganz gemein sein will, hat es etwas von „So, die echten Kategorien, die Hollywood wirklich interessieren, die geben wir euch besser nicht …“ Mein Vorschlag: Lasst mal einen Martin Scorsese, dessen Arbeit Einflüsse aus Filmen aller möglichen Länder aufweist, dem Publikum erklären, wie wichtig das Ehren nicht-englischsprachiger Filme ist. Und lasst jemanden wie Diego Luna und Ana de Armas den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch vergeben – einer Kategorie, die dieses Jahr voraussichtlich ethnisch sehr divers wird. Das gibt ihnen die Gelegenheit, zu erklären wie wichtig solche Storys sind.
10.01.2017 11:55 Uhr Kurz-URL: qmde.de/90469
Sidney Schering

super
schade


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Popcorn

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