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Die 10 spannendsten TV-Entwicklungen 2017

Sitcom-Revival? Gottschalks Rehabilitation? Serien-Revolution mit «Star Trek», «Twin Peaks» oder «Babylon Berlin»? Wir blicken auf zehn Trends des Medienjahres 2017, die ihre Schatten vorauswerfen.

Revival der RTL-Sitcoms?


Ab den 90ern gehörten sie wie kaum ein anderes TV-Programm zum Wochenendanfang: die RTL-Sitcoms. Fast jedes Mitglied der Comedyshow «7 Tage, 7 Köpfe» bekam seine eigene Serie, und teilweise saßen sieben Millionen Zuschauern vor den Fernsehern, um Gaby Köster als Supermarktkassiererin zu sehen oder Jochen Busse als Bauleiter in einer miefigen Behörde. Nach einigen Jahren waren deutsche Comedys out, der Überraschungserfolg «Der Lehrer» lässt RTL nun aber mutiger werden: Gleich vier Formate sind für 2017 in Planung. Im Januar schickt man «Magda macht das schon» (Foto) mit Verena Altenberger auf Sendung, im Februar folgt «Triple Ex» mit Diana Staehly, «Nichttotzukriegen» mit Jochen Busse und «Beste Schwestern» mit Mirja Boes folgen später. Im Erfolgsfall könnte das Genre der deutschen Sitcom eine neue Blütezeit erleben.

«Babylon Berlin»


Mitte 2014. So lange ist es her, dass in den Medien erstmals öffentlich über das gemeinsam von ARD und Sky geplante Serienprojekt berichtet wurde. Damals wusste man nicht, dass es noch rund drei Jahre dauern würde bis zum fertigen Produkt. 2017 soll es dann aber soweit sein: «Babylon Berlin» soll das große Aushängeschild der Neuen Deutschen Serie sein, die logische Fortführung erster erfolgreicher Versuche wie «Deutschland 83». Dafür liegt das Budget bei 2,5 Millionen Euro pro Folge, mehr als das Doppelte des «Tatorts» und insgesamt die teuerste deutsche Fernsehproduktion aller Zeiten (40 Millionen Euro). Für die Regie zeichnet Tom Tykwer verantwortlich. Die Geschichte spielt im exaltierten Berlin der Goldenen Zwanziger, in dem ein Kommissar Ermittlungen in verschiedensten Kreisen von Politik, Kunst und Drogenmilieu aufnimmt.

Star Trek zurück im TV


Nach mehr als zehn Jahren kehrt das einstweilen eingeschlafene SciFi-Franchise auf den kleinen Bildschirm zurück. Mit den drei Kinofilmen seit 2009 hat man das Interesse an der Reihe neu entfacht, 2017 folgt nun der Neustart im Fernsehen. Er ist aus zweierlei Gründen spannend: Denn erstens könnte eine erfolgreiche neue «Star Trek»-Serie die Aufmerksamkeit für das vernachlässigte SciFi-Genre steigern, sodass sich wieder größere Player den Projekten annehmen als beispielsweise der kleine Sender Syfy. Damit zusammenhängend könnten zweitens die Planungen an der «Star Wars»-Realserie wieder Fahrt aufnehmen, die laut Aussagen von Disney derzeit noch in weiter Ferne scheint. Ein «Star Trek»-Erfolg im TV könnte diese Entwicklungen beschleunigen.

Kindliche Freuden bei Gottschalk


Die Kinderwetten bei «Wetten, dass..?» sorgten immer für viel Spaß und viele Lacher. Ob ein ähnliches Konzept abendfüllend trägt, will Thomas Gottschalk mit «Little Big Shots» beweisen. Die neue Primetime-Show markiert gleichzeitig seine Rückkehr zu Sat.1, wo er in den 90ern unter anderem mit «Gottschalks Hausparty» Erfolge feierte. In den USA ist «Little Big Shots», wo Kinder abseits aller Castingregeln einfach ihre Talente präsentieren, ein großer Überraschungshit. Für Thomas Gottschalk selbst ist es das größte TV-Projekt seit dem Ende von «Gottschalk Live».

Deutsche Streamer-Serien


2017 wird das Jahr der deutschen Eigenproduktionen bei den Streaming-Giganten. Den Anfang macht maxdome, das schon im Januar die Comedy «Jerks» mit Christian Ulmen auf Sendung schickt. Ulmen hat Erfahrungen als Onlinevideo-Pionier, machte exklusive Webserien eher experimenteller Natur wie «Ulmen.TV» und «Die Snobs». Im März startet Amazon dann den Thriller «You Are Wanted» mit Matthias Schweighöfer, noch keinen Termin gibt es für das Netflix-Drama «Dark». Interessant wird nicht nur, wie gut die Serien beim deutschen Publikum ankommen, sondern mit welchem internationalen appeal sie produziert wurden – schließlich sollen alle Streamer-Serien weltweites Potenzial besitzen – und ob sie auch im Ausland Relevanz erlangen. Dass dies durchaus funktionieren kann, zeigte die vielbeachtete brasilianische Netflix-Produktion «3%» in diesem Jahr.

Neue Genre-Vielfalt bei Netflix und Co.


Schon in diesem Jahr beobachtete man bei den Streaming-Giganten eine deutliche Verbreiterung des Angebots, und das eben nicht nur im Serienbereich. Netflix ist auch hier der Vorreiter. 2016 veröffentlichte man sehr viele eigenproduzierte Filme (einer in 2015, zwölf in 2016), dazu deutlich mehr Dokumentationen und Stand-Up-Comedys. Dazu produzierte man einige Reality-Shows sowie die erste Late-Night-Talkshow im Streaming-Fernsehen («Chelsea»). Diese Entwicklung wird 2017 weitergehen: Im Februar kommt «Ultimate Beastmaster», eine Action-Spielshow nach «Ninja Warrior»-Vorbild. Für den Valentinstag ist ein Variety-Show-Special geplant, weiterhin zahlreiche neue Doku-Serien und Comedyprojekte. Amazon Video wird mitziehen: Auch hier war 2016 geprägt von neuer Vielfalt, beispielsweise dem «Top Gear»-Nachfolger «The Grand Tour» oder experimenteller Formate wie «The New Yorker Presents».

Kann funk bestehen?


Die Zwischenbilanz liest sich positiv: Rund 25 Millionen Views habe das junge Angebot von ARD und ZDF in seinen ersten Monaten erreicht, die Abonnentenzahl aller Kanäle bei YouTube und Facebook liegt zusammengerechnet bei mehr als 1,27 Millionen. Dabei gilt allerdings zu beachten, dass einzelne Personen viele Kanäle abonnieren können – dies zeigen auch die Downloadzahlen der eigenen funk-App, die zuletzt bei rund 100.000 lagen. Der eigentliche Erfolg liest sich im Netz aber nicht unbedingt an solchen Zahlen, sondern daran, wie erfolgreich einzelne Videos sind. Deshalb werden die Formate auch nicht zentral unter einem „funk“-Slogan gebündelt, sondern für sich produziert. Relevanz stellt sich über das Teilen und Liken her, da müssen einzelne Videos punkten, wie beispielsweise das viral gegangene Kritikvideo an einem Edeka-Werbespot. 2017 sollte weiter nachhaltig zeigen, dass funk nicht zu einer Resterampe für semierfolgreiche YouTuber wird, sondern kreativ und original bleibt. Der Anfang ist gemacht.

Medien-Wahlkampf


2017 wird auch im Zeichen des Bundestagswahlkampfs stehen. Und wenn uns in diesem abgelaufenen Jahr eines gelehrt hat, dann die Tatsache, dass wir uns auf Prognosen nicht mehr zwingend verlassen können, dass sich Stimmungen schnell wandeln, dass viele Menschen empfänglich sind für Populismus auf Kosten von Fakten. Dass das Postfaktische Einzug halten wird im deutschen Wahlkampf, ist sicher. Unsicher ist nur, wie die Medien damit umgehen – Stichwort Verantwortung – und wie viel Erfolg eine solche Wahlkampfstrategie haben wird. Es sind spannende Zeiten für Politikbeobachter.

«Twin Peaks»: 25 Years Later


Es ist die wohl meisterwartete Serien-Rückkehr aller Zeiten: Nach rund 25 Jahren kommt mit «Twin Peaks» ein Format zurück, ohne welches sich der Serienboom der letzten Jahre nicht denken lässt. «Twin Peaks» war Anfang der 90er Pionier der horizontalen Erzählweise, der Charakterisierung tiefgründiger Figuren und der kreativen Vermischung narrativer Genres. Fast alle großen Serienmacher heutiger Zeit haben den großen Einfluss von «Twin Peaks» auf ihr Werk betont. Umso mehr wird die 2017 startende dritte Staffel herbeigesehnt, die alte Bekannte vor und hinter der Kamera zurückkehren lässt. Das Beste? Die originalen Serienmacher David Lynch und Mark Frost sind erneut für das Format verantwortlich – und mit ihnen ist garantiert, dass nichts vorhersehbar wird, nichts konventionell, nichts planbar. Aber dass alles passieren kann.

Kann HBO wieder durchstarten?


Wenn man HBO sagt, muss man «Game of Thrones» sagen. Ähnlich wie zur Endphase der «Sopranos» ist der riesige Serienerfolg gleichzeitig ein Fluch, denn nach «Game of Thrones» kommt lange – nichts. Nach den «Sopranos» hat HBO mehrere Jahre gebraucht, um im Serienbereich wieder die gewohnte Relevanz zu gewinnen; mit dem absehbaren Ende der Fantasyserie von George R.R. Martin gilt es diesen Fehler nicht zu wiederholen. Denn anders als in den späten 2000ern gibt es viele starke neue Player auf dem Serienmarkt, die HBO nachhaltig schaden können. Der Pay-TV-Gigant erkennt dies und bereitet sich vor: Mit dem extrem teuren Projekt «Vinyl» (Foto) hatte man 2016 allerdings einen Flop im Programm, vielversprechender lief es für «Westworld» Ende des Jahres. Ob die Serie ein potenzieller «Game of Thrones»-Nachfolger sein kann, wird sich 2017 mit der zweiten Staffel zeigen. Weitere Projekte im nächsten Jahr: «The Young Pope», das bereits erfolgreich in Europa angelaufen ist, und das Porno-Drama «Deuce» von Serien-Mastermind David Simon («The Wire», «Treme», «Show Me A Hero»).
29.12.2016 12:10 Uhr Kurz-URL: qmde.de/90256
Jan Schlüter

super
schade

66 %
34 %

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Tags

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Gnutzhasi
30.12.2016 09:16 Uhr 1
Resterampe Gottschalk ! Warum kann er nicht aufhören ? Das Gestelze wird langsam zur Qual.
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