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«Quizduell» bringt ARD in Luxusprobleme, neue Kochformate in ernsthafte Sorgen

Sowohl um 16:10 Uhr als auch um 18 Uhr hat Das Erste kürzlich sein Programm geändert - und kämpft hüben wie drüben mit sinkenden Quoten. Dennoch divergieren die Problemlagen je nach Slot stark: Während Pilawas App-Quiz lediglich den herausragenden Zahlen von Kai Pflaume hinterherhinkt, droht zu früherer Stunde eine neue Todeszone.

Quotenentwicklung des «Quizduells»

  • S1: 1,27 Mio. (8,4% / 5,6%)
  • S2: 1,42 Mio. (8,3% / 5,0%)
  • S3: 1,81 Mio. (10,5% / 5,2%)
  • «Olymp» (18:50 Uhr): 2,03 Mio. (10,9% / 5,7%)
Durchschnittliche Werte der 14, 61, 50 bzw. 18 Folgen.
Viel wurde bereits geschrieben über das ARD-Quotenmärchen um 18 Uhr, das einst Jörg Pilawa mit seinem «Quizduell» zu erzählen begann und später von «Gefragt - Gejagt» und «Wer weiß denn sowas?» zu immer neuen Höhepunkten gelangte. Für den Vater des Erfolgs droht die Geschichte aber nun zu einer kleinen Tragödie zu werden: Erst gelang es ihm im Februar und März dieses Jahres nur bedingt, das Publikum für sein «Paarduell» in ähnlicher Form zu begeistern wie zuvor Alexander Bommes mit seinen Jägern und nun muss er sich mit seinem eigentlichen Baby auch noch der Herausforderung stellen, die rekordverdächtigen Marktanteilen von 16 bis 18 Prozent von Kai Pflaume, Bernhard Hoecker und Elton zu wiederholen. Zwei Monate hat Pilawa hierzu Zeit und nach den beiden Wochen sieht es nicht so aus, als könne er dieses hoch gesteckte Ziel erreichen. Weitaus bedenklicher ist die Performance des öffentlich-rechtlichen Senders aber an anderer Stelle - zumal hier anders als bei der Pilawa-Show derzeit noch kein Aufwärtstrend zu beobachten ist.


Der Quizonkel kommt zurück - und einige Zuschauer gehen


Bemerkenswert waren die Werte des einmal mehr konzeptionell überarbeiteten Format gleich am ersten Tag seiner Rückkehr, denn mit 2,08 Millionen fiel die Reichweite auf Anhieb um rund eine halbe Million geringer aus als in den Wochen zuvor, wo noch «Wer weiß denn sowas?» über die Geräte flimmerte. Heißt konkret: Etwa ein Fünftel des Pflaume-Publikums war von vornherein gar nicht bereit, sich auf das App-Quiz einzulassen und schaltete gar nicht erst ein. Folglich sank auch der Marktanteil deutlich auf noch immer befriedigende 11,9 Prozent - was allerdings einem saftigen Rückgang von etwa fünf Prozentpunkten gegenüber dem Vorgänger entsprach. Beim jungen Publikum gingen 0,29 Millionen mit sogar recht klar unterdurchschnittlichen 5,6 Prozent einher, zuletzt hatte man sich hier mit gewissen Schwankungen bei rund sieben Prozent festgebissen.

Die weiteren drei Ausstrahlungstage der ersten Sendewoche waren dann von weitgehender Konstanz geprägt, sodass im Durchschnitt 2,00 Millionen zu soliden 11,7 Prozent des Gesamtpublikums und eher schwachen 5,6 Prozent der Jüngeren führten. Auch der Einstieg in Sendewoche zwei sprach nicht gerade für sonderlich große Veränderungen: Bei 2,06 Millionen Fernsehenden standen 11,6 Prozent aller bzw. 4,9 Prozent der 14- bis 49-jährigen Konsumenten auf dem Papier. Erst am Mittwoch und Donnerstag lief es dann mit 12,7 und 12,1 Prozent bei bis zu 2,31 Millionen deutlich besser, bei Jüngeren wurden hier gute 6,9 und 7,3 Prozent bei bis zu 0,42 Millionen erzielt. Und die neunte Episode nach der Rückkehr steigerte sich dann am Donnerstag dann sogar mit 2,40 Millionen und 13,5 Prozent auf die höchsten Vorabend-Werte des in der Geschichte des Formats. Auch beim jüngeren Publikum lief es mit 7,9 Prozent bei 0,40 Millionen sehr zufriedenstellend. Einzig am Freitag musste man mit 11,6 bzw. 5,6 Prozent bei 2,06 Millionen wieder etwas kleinere Brötchen backen. Somit kletterten auch die Wochen-Durchschnittswerte: Die Zuschauerzahl stieg auf 2,23 Millionen, die damit verbundenen Marktanteile auf immerhin 12,3 und 6,5 Prozent.


Das neue Sorgenkind: Kulinarische Dokusoaps fallen sogar noch zurück


Quoten-Vergleich um 16:10 Uhr

  • «Panda...»: 0,84 Mio. (8,3% / 3,9%)
  • «Landfrauenküche»: 0,80 Mio. (7,6% / 3,3%)
  • «Lecker aufs Land»: 0,81 Mio. (6,8% / 3,5%)
Durchschnittliche Zahlen seit Mitte September.
Während sich die sich andeutende rückläufige Entwicklung um 18 Uhr nicht allzu dramatisch darstellt, wenn man die Zahlen in einem längerfristigen Gesamt-Kontext betrachtet und das moderate Plus in dieser Woche berücksichtigt, sollten bei den Programmverantwortlichen längst die Alarmglocken schrillen, wenn sie auf die Performance ihres Aufgebots um 16:10 Uhr blicken: Dort versucht man es inzwischen seit drei Wochen mit zwei Koch-Dokusoaps, die stark regional angehaucht sind und hinsichtlich ihrer Dramaturgie ein wenig ans «Perfekte Dinner» erinnern: Die vom Bayerischen Rundfunk stammende «Landfrauenküche» durfte sich acht Mal im Hauptprogramm versuchen, zuletzt lief dann sechs mal die SWR-Produktion «Lecker aufs Land - eine kulinarische Reise». Doch es schaut derzeit nicht so aus, als lasse sich damit der jahrelange Abwärtstrend stoppen (siehe auch Infobox).

So hatte die «Landfrauenküche» ihren stärksten Einsatz bereits am ersten Ausstrahlungstag, als sich am 26. September zumindest noch 0,91 Millionen an den bayerischen Spezialitäten interessiert zeigten und dem Sender 8,6 Prozent Marktanteil bescherten. Die restlichen Folgen hatten sich anschließend mit gerade einmal 0,67 bis 0,86 Millionen Fernsehenden zu begnügen, nur ein einziges Mal sollte die Marke von acht Prozent noch überboten werden. Bei den Jüngeren liefen vor allem die letzten vier Folgen mit gerade einmal noch 2,1 bis 3,1 Prozent verheerend, während an den ersten Tagen immerhin noch einigermaßen akzeptable Werte von im Schnitt knapp vier Prozent verbucht wurden.

«Lecker aufs Land» begann anschließend mit 0,69 Millionen und sogar nur noch 5,9 Prozent Gesamt-Marktanteil noch desolater, steigerte sich am Montag aber immerhin deutlich auf 7,5 Prozent bei 0,88 Millionen. Am Dienstag und Mittwoch folgten deutliche Einbrüche auf wiederum nur 0,71 bzw. 0,81 Millionen sowie jeweils gut sechs Prozent Marktanteil, bevor die erste Donnerstagsausgabe mit 0,98 Millionen erstmals nur knapp an der Millionenmarke scheiterte und beinahe schon akzeptable 8,2 Prozent verbuchte. Ähnlich wechselhaft waren die Zahlen beim jüngeren Publikum: So waren am Dienstag gerade einmal 1,6 Prozent bei 0,05 Millionen möglich, bevor sich die Sendung am Mittwoch wiederum drastisch auf 5,0 Prozent bei 0,20 Millionen verbesserte. Doch selbst damit war man dem Senderschnitt noch immer ein gutes Stück weit entfernt.

Sollte Das Erste auch um 16:10 Uhr auf Quizshows setzen?
Ja, das wäre sinnvoll und die Formate müssten nicht immer so lange pausieren.
24,0%
Nein, man sollte den Quiz-Hype nicht überstrapazieren.
65,5%
Da bin ich unentschlossen, sehe Vorteile wie Nachteile.
10,5%


Der Niedergang um 16:10 Uhr - Liegt die Lösung im Quiz?


Blickt man auf die langfristige Quoten-Entwicklung des Problemslots, dann zeigt sich, dass die langsame, aber stetige Erosion seit mittlerweile rund drei Jahren zu beobachten ist und spätestens seit 2015 die einstelligen Marktanteile hier klar dominieren. Die Zoo-Dokus haben sich offensichtlich abgenutzt, die neuen Koch-Formate scheinen nicht zu fruchten und selbst das vergleichsweise gut performende «Verrückt nach Meer» erreichte im ersten Quartal dieses Jahres nur an besonders starken Tagen zumindest einmal zehn bis elf Prozent. Gleichzeitig präsentiert sich das restliche ARD-Daytime-Aufgebot von «Rote Rosen» über «Sturm der Liebe» bis hin zu «Brisant» und besagtem Quiz-Sendeplatz um 18 Uhr als äußerst vital. Mit anderen Worten: Guter Rat scheint teuer, doch die Rahmenbedingungen um 16:10 Uhr könnten auch weitaus schlechter sein.

Ein möglicher Lösungsansatz liegt dabei gar nicht so fern. Schließlich haben Pilawa, Pflaume und Bommes mit ihren jeweiligen Formaten bereits gezeigt, dass ihre Quizshows auch über Monate hinweg funktionieren, ja meist sogar im Laufe ihrer Staffeln steigende Zahlen vorzuweisen haben - was sich ja auch in dieser Woche wieder zumindest andeutet. Mit Guido Cantz und Matthias Opdenhövel treten künftig weitere Akteure hinzu, die ebenfalls mit Ratespaß am Vorabend auftrumpfen möchten und neben «Wwds?» hat Kai Pflaume auch noch «Kaum zu glauben» im Repertoire, das im NDR derart konstant begeistert, dass sich viele Fans schon seit längerem fragen, warum die Beförderung ins Hauptprogramm weiterhin ausbleibt. Es wird also zunehmend eng um 18 Uhr und auf dem zusätzlichen wöchentlichen Slot um 18:50 Uhr - und wenn man montags bis donnerstags an seinen Serien festhalten möchte, die ja auch zunehmend zumindest schüchterne Erfolge feiern, könnte man ja auch zu früherer Stunde Platz für mehr Ratespaß schaffen. Beim Sender gibt man sich da bisher weniger offen und will es ab Ende Oktober erstmal wieder mit «Verrückt nach Fluss» und einer weiteren Zoo-Doku versuchen.
15.10.2016 15:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/88735
Manuel Nunez Sanchez

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