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Die Kritiker: «München Mord – Wo bist du, Feigling?»

Die Münchener ZDF-Ermittler melden sich mit ihrem vierten Fall zurück.

Cast & Crew

  • Regie: Anno Saul
  • Produktionsfirma: TV60Film
  • Darsteller: Bernadette Heerwagen, Marcus Mittermeier, Alexander Held, Christoph Süß, Karoline Teska, Simon Schwarz, Johannes Allmayer, Thomas Darchinger, Teresa Weißbach, Stephan Zinner, Jenny Marie Muck, Dorothee Hartinger
  • Drehbuch: Friedrich Ani, Ina Jung
  • Kamera: Nathalie Wiedemann
  • Schnitt: Dirk Grau
  • Musik: Ali N. Askin
Dieses Mal befindet sich der schräge Kommissar Schaller (Alexander Held) auf der Suche nach einem vermummten Jogger. Dieser spuckt eines Abends im Park eine Frau an und verletzt daraufhin deren Verlobten durch einen gezielten Kehlschlag tödlich. Kommissarin Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) ist Augenzeugin dieses sonderbaren Geschehens und versucht vergeblich, den Jogger zu verfolgen. Entsprechend verbissen macht sie sich mit Schaller und ihrem Kollegen Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) auf die Jagd nach dem Unbekannten. Da die Indizienlage dünn ist und es keinerlei nennenswerten Motive gibt, die Frau und ihren Verlobten zu attackieren, glaubt das Trio, dass es sich bei diesem Fall nur um eine Zufallstat handelt. Um dennoch den Täter zu finden, lässt Schaller seinen schrägen Ermittlungsideen freien Lauf …

Zu diesen Ideen zählt etwa, sämtliche Menschen, die am Abend der Attacke in der Nähe des Tatorts ihr Handy verwendet haben, zu einer Spuckprobe zu bitten. Während dieser Ansatz noch Hand und Fuß hat, dreht Schaller – wie schon in den bisherigen «München Mord»-Folgen – parallel dazu über. So taucht er unter, um München von der Straße aus zu erleben. Dort nimmt er München als Paradies für machohafte, tendenziell aggressive Spucker war.

Aus der Spuckparade im Park, auf der Straße und in den Kneipen Münchens sowie Schallers eloquent-verdatterte Reaktion darauf gewinnt Regisseur Anno Saul («Wo ist Fred?») einen zunächst verspielten Witz – nach und nach nimmt er aber das Quirlige aus der Inszenierung und macht klar: Männer, die auf Frauen spucken, mögen für einen Fernsehkrimi eine Lappalie sein, ein demütigendes Verbrechen ist es dennoch.

Insbesondere da es, wie Saul durch die zunehmende Dramatisierung der Spuckattacken aufzeigt, sie ein vermeintlich harmloses Symbol einer ganz anderen Tat ist: Männer, die wildfremde Frauen urplötzlich mit ihrer Körperflüssigkeit angreifen … Klingelt da was? Zur Vergewaltigungsparabel reicht der von Friedrich Ani und Ina Jung verfasste Fall letztlich wohlgemerkt nur partiell, dafür wird der Vergleich nicht mit ausreichend bitterer Konsequenz durchgezogen und Schallers verschrobene Spurensuche gen Schluss wieder zu routiniert in den Mittelpunkt gerückt. Da dieser neue «München Mord»-Fall zwischen dramatisch und schräg schwankt, ist er allerdings für einen ZDF-Primetimekrimi wenigstens erfrischend unvorhersehbar.

Fazit: Optisch und akustisch solide, mit schrägem, aber nicht überbordendem Humor und dramatischen Zwischenklängen: «München Mord» spuckt sich durch einen ungewöhnlichen Fall, den sonst nur wenige deutsche TV-Krimis anpacken würden.

«München Mord – Wo bist du, Feigling?» ist am 3. September 2016 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
01.09.2016 13:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/87815
Sidney Schering

super
schade

52 %
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München Mord München Mord – Wo bist du Feigling? Wo bist du Feigling? Wo ist Fred?

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