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«The Shannara Chronicles»: «Game of Thrones» light?

Die MTV-Serie ist eine grundsolide, wenn auch eindimensionale Fantasy-Serie, die v.a. von starken schauspielerischen Leistungen profitiert und das Beste aus dem geringen Budget herausholt.

Cast & Crew

  • Bücher: Shannara-Reihe (1977 - heute)
  • Buchautor: Terry Brooks
  • Drehbuchautoren: Alfred Gough, Miles Millar
  • Regisseure: Brad Turner, Jonathan Liebesman, James Marshall, Jesse Warn
  • Ausführende Produzenten: u.a. Dan Farah, Gene Stein
  • Cast: Austin Butler, Ivana Baquero, Poppy Drayton, Manu Bennett, Aaron Jakubenko
  • Heimatsender: MTV
  • Produktion: Sonar Entertainment, Farah Films
Was viele Apokalyptiker heute befürchten, ist in «The Shannara Chronicles» eingetreten. Vor tausenden Jahren zerstörten Massenvernichtungswaffen die Erde und machten sie unbewohnbar, der technologische Fortschritt wurde dabei pulverisiert. Gleichzeitig veränderten sich die Menschen auch körperlich, sodass neue Rassen wie Elfen, Zwerge, Gnome und Trolle entstanden. Und so kommt es, dass wir uns in der ersten Staffel der Serie in einer mehr oder minder mittelalterlichen Umgebung wiederfinden.

Doch dem elfischen Königreich droht Ungemach: der „Ellcrys“ stirbt – ein sagenumwobener Baum, der seit Jahrhunderten die dämonische Armee des Dagda Mor gefangen hält. Die einzige Hoffnung der Elfen: die Enkelin des Königs Amberle, Waise und Halb-Elf Wil sowie Landstreicherin Eritrea. Gemeinsam müssen sie die gefährlichen „Vier Lande“ – ehemals nordamerikanisches Territorium – durchqueren, um den Samen des „Ellcrys“ ins sogenannte „Blutfeuer“ zu bringen. Nur so kann der Baum gerettet und die dämonische Gefahr abgewendet werden.

Ein Fest für Plattitüden


Ab dem 10. Mai nimmt diese Geschichte zur besten Sendezeit bei RTL II ihren Lauf. Dass die MTV-Serie mit dieser Handlung das Rad definitiv nicht neu erfindet, ist mehr als nur offensichtlich. Schließlich erinnert die Struktur der Serie, die auf den „Shannara“-Büchern von Terry Brooks basiert, extrem an alle möglichen Fantasy-Abenteuer der Vergangenheit. Vor allem aber die Ähnlichkeit zu «Herr der Ringe» ist nicht zu leugnen: eine unwahrscheinliche Gruppe unterschiedlichster Figuren macht sich auf den Weg, um einen Gegenstand zu einem bestimmten Ort zu bringen, sodass die Welt gerettet wird. Doch so 08/15 diese Handlung auch sein mag, so kann man der Serie eine gewisse Spannung definitiv nicht absprechen. Mittels Visionen erhält der Zuschauer beispielsweise Einblick in eine zerstörte Zukunft, die es von den drei Helden zu verhindern gilt. Dass die Geschichte dabei auf weiten Strecken recht vorhersehbar bleibt, überrascht nicht, aber es tut der Serie interessanterweise keinen Abbruch. Man fiebert letztlich mit den Charakteren mit – ein positives Zeichen.

Leider kommen die beiden Drehbuchautoren Alfred Gough und Miles Millar – bzw. Buchautor Terry Brooks – nicht um die Verwendung zahlreicher Plattitüden herum. In regelmäßigen Abständen verdreht man als Zuschauer aufgrund von Aussagen wie „Uns stehen dunkle Zeiten ins Haus“, „Das Ende ist nah“ oder „Ein Sturm zieht auf“ die Augen. Hinzu kommt, dass «The Shannara Chronicles» fast schon MTV-typisch etwas klischeehafte Teenie-Dramen einbaut, die in Sätze wie „Ohne dich ist alles verloren“ oder „Meine Gefühle für dich geben mir die nötige Kraft“ münden. Überhaupt ist die Dichte von gutaussehenden Sixpack-Jugendlichen in dieser Fantasy-Serie ziemlich hoch.

Vor allem der starke Cast überzeugt


Doch nicht nur die Handlung erinnert stark an die Peter Jackson-Filme über Mittelerde. So wurde «The Shannara Chronicles» ebenfalls in Neuseeland gedreht, deren Landschaften in schönen Helikopter-Shots festgehalten werden. Indes kümmerte sich unter anderem Jacksons Unternehmen „Weta“ um die Spezialeffekte der Serie, sodass auch große Teile der Filmcrew aus «Herr der Ringe»-Alumni bestanden.

Darüber hinaus findet man im Cast zwei ehemalige Schauspieler aus dem Mittelerde-Universum. Gimli-Darsteller John Rhys-Davies spielt den König der Elfen Eventine Elessedil, Manu Bennett kennt man aus seiner Rolle als Azog in «Der Hobbit»; der «Spartacus»-Hauptdarsteller verkörpert den Druiden Allanon. So zeigt sich bereits an dieser Stelle, dass die Verantwortlichen von «The Shannara Chronicles» bei der Besetzung der Rollen einiges richtiggemacht haben, schließlich macht vor allem Manu Bennett einen guten Job. Doch auch die drei Teenager, die sich durch die Vier Lande kämpfen müssen, sind hervorragend besetzt. Neben Poppy Drayton und Ivana Baquero überzeugt vor allem Austin Butler mit einem Mix aus Ernsthaftigkeit und charmantem Witz. So mag das Drehbuch letztlich zwar etwas eindimensional sein, doch die Schauspieler holen das Beste aus den Zeilen heraus.

Bitte keine Vergleiche zu «Game of Thrones»


Die Mischung aus alter Menschheitsgeschichte und Fantasy funktioniert in dieser Serie derweil nur bedingt. Leider werden zu oft nötige Erklärungen ausgelassen: wo kommt beispielsweise auf einmal die Magie her? Warum gibt es Dämonen? Die Begründung für übernatürliche Dinge darf gerne bei den Haaren herbeigezogen sein – solange es überhaupt eine gibt. Schließlich gibt es in der Serie auch eine Erklärung für die neuen Rassen der Erde, warum dann nicht auch für Magie und Dämonen? Realwelt- und Fantasy-Crossover können durchaus funktionieren, wenn einige Prämissen klar definiert werden. So wird beispielsweise in der prinzipiell ähnlichen «Shadowhunters»-Reihe begründet, warum die Menschen bisher nichts von der magischen Parallelwelt mitbekommen haben.

«The Shannara Chronicles» spricht dabei ein recht ähnliches Publikum an wie die eben erwähnte Freeform-Serie. Ein jüngeres Publikum, das dem Fantasy-Genre etwas abgewinnen kann und dem die Vermischung von Teenie-Drama und heraushängenden Gedärmen, die gnadenlos gezeigt werden, nichts ausmacht. Massentauglich ist die Fantasy-Reihe wohl nicht, während der Cineast aufgrund hohler Phrasen und eindimensionaler Storys auch nicht begeistert sein dürfte.

Obwohl viele es machen, sollte man eines tunlichst vermeiden: die Vergleiche mit großen Serien wie «Game of Thrones». Schließlich ist das Budget von «The Shannara Chronicles» nicht allzu hoch, was den Machern als auch den Schauspielern natürlich bewusst ist: Hauptdarsteller Austin Butler war sich lange nicht sicher, ob die finanziellen Mittel eine gute Serie mit ordentlichen Effekten zulassen. Das Potenzial der Serie schimmert in der ersten Staffel immer wieder durch, auch wenn sie dieses nicht voll ausschöpft. Für die bereits angekündigte zweite Season besteht noch viel Luft nach oben. Oder um es in einer der 08/15-Phrasen aus der Serie auszudrücken: „In dir steckt doch viel mehr.“

«The Shannara Chronicles» läuft ab dem 10. Mai um 20.15 Uhr bei RTL II und ist vollständig bei Amazon Prime abrufbar.
09.05.2016 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/85438
Robert Meyer

super
schade

89 %
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Tags

Der Hobbit Game of Thrones Herr der Ringe Shadowhunters Spartacus The Shannara Chronicles

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