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Die Kritiker: «Polizeiruf 110 - Der Preis der Freiheit»

Die zweite Folge nach dem Reboot: Olga Lenski und Adam Raczek ermitteln sich wieder einen an der deutsch-polnischen Grenze. Ein bisschen antiquiert und ein bisschen sehr durchschnittlich.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Maria Simon als Kriminalkommissarin Olga Lenski
Lucas Gregorowicz als Kriminalkommissar Adam Raczek
Robert Gonera als Inspektor Karol Pawlak
Klaudiusz Kaufmann als Wiktor Krol
Fritz Roth als Polizeihauptmeister Wolfgang Neumann
Katharina Belleta als Edyta Wisniewski
Thomas Loibl als Lutz Piatkowski

Hinter der Kamera:
Produktion: Real Film Berlin GmbH
Drehbuch: Michael Vershinin
Regie: Stephan Rick
Kamera: Stefan Unterberger
Nachdem Horst Krause – wir erinnern uns – den Ruhestand angetreten hat, hat Kriminalkommissarin Olga Lenski einen neuen Job in einem deutsch-polnischen Kommissariat an der Grenze. Ihr neuer polnischer Kollege heißt Adam Raczek, trägt einen Drei-Tage-Bart, fährt Motorrad und das ist leider auch in der zweiten Folge noch alles, was Sie zu ihm wissen müssen.

Im Grenzgebiet grassieren – das ist so Klischee wie Realität – Wohnungseinbrüche und die Autoschieberei. Als die Hospitantin der deutsch-polnischen Einheit Katarzyna Ludwinek nachts ein verdächtiges Fahrzeug verfolgt, bremst dessen Fahrer abrupt und die Hospitantin fährt ihm mit solcher Wucht in den Wagen, dass sie noch am Unfallort ihren Verletzungen erliegt.

Ihr Streifenführer saß nicht mit im Polizeiauto. Er sei beim Pinkeln gewesen, als Kararzyna die Verfolgungsjagd startete, und traf erst später am Unfallort ein. Vor ihm war schon Lutz Piatkowski da, der die örtliche Bürgerwehr leitet. Die ist zwar offizieller Sicherheitspartner der örtlichen Polizei, hat aber auch eine Reputation für Gewaltexzesse und Fremdenfeindlichkeit.

Es geht also, das konnte man schon in der letzten Folge erkennen, alles ein bisschen weniger betulich zu als zu Horst Krauses Zeiten. Durch die Verlagerung des Handlungsorts noch ein Stück weiter nach Osten hat man versucht, vielleicht ein wenig politischer zu erzählen, und damit auch relevanter.

Doch zumindest beim Erzählduktus bleibt man sich auch in „Der Preis der Freiheit“ den alten Zeiten treu: Denn der ist in gewohnter Weise eher behäbig denn dynamisch, eher langsam, der Inhalt eher stereotyp als eine vielschichtige narrative Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Grenzkriminalität und übertriebenen Gegenreaktionen, bei denen Wohnungseinbrüche und Autoschieberei eher der Vorwand sind, damit Biedermänner ihre Fremdenfeindlichkeit ausleben können.

Doch die gelungenen Randnotizen – etwa der anerzählte Handlungsstrang um eine alte Frau, die den ukrainischen Autoschieber bei sich versteckt, und sich noch genau an den Überfall der SS auf ihren Hof erinnert – bleiben Stückwerk. Auch psychologisch bleibt man oberflächlicher, als es der Stoff hergegeben hätte: Die tote Polizistin ist die Tochter des Dienststellenleiters, der das geheim hält, damit ihm der Fall nicht entzogen wird. Es ist angenehm, dass das wesentlich unplakativer gezeigt wird als anderswo, und doch vermag man, in dieser erzählerischen Konstellation mehr zu erkennen, als in „Der Preis der Freiheit“ genutzt wurde.

Sieht man diesen «Polizeiruf 110» in der deutsch-polnischen Grenzregion, sieht man leider in erster Linie allerhand verschenktes Potential. Gesellschaftliche Friktionen werden nur oberflächlich und intellektuell verwässert erzählt – dabei würden gerade sie die hier erzählte Geschichte über die eher schale Eingängigkeit des Regelfernsehens heben.

Das Erste zeigt «Polizeiruf 110 – Der Preis der Freiheit» am Sonntag, den 17. April um 20.15 Uhr.
16.04.2016 13:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/84996
Julian Miller

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Der Preis der Freiheit Polizeiruf 110 Polizeiruf 110 – Der Preis der Freiheit

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