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Wenn der Ex-Agent Flügel bekommt

Die erste Staffel von «Verfolgt» ist gesendet. Wir ziehen ein Fazit: Wie gut waren die drei Folgen und welche Sprache sprechen eigentlich die Quoten?

Man könnte ihn „Der-Arme-Kleine-Mann-Mittwoch“ nennen. In den vergangenen Wochen versuchte der Kölner Fernsehsender RTL mit Formaten um Christopher Posch und Leo Martin zu punkten. Während Posch als Anwalt des einfachen Bürgers gegen Versicherungen und „die Großkopferten“ kämpfte, machte sich Leo Martin im neuen «Verfolgt» Stalkern auf die Spur. Beide Formate kommen übrigens von der RTL-eigenen Produktionsfirma infoNetwork, die unter anderem auch Magazine wie «Extra» macht.

Leo Martin duellierte sich übrigens nicht nur mit Stalkern, sondern auch mit Sat.1, das im Frühjahr ankündigte mit «Stalkers» ein skandinavisches Format für Deutschland adaptieren zu wollen und die Berliner imago TV mit der Produktion einer ersten Staffel beauftragt zu haben. Die aus dem «Familiengericht» von RTL bekannte Barbara von Minckwitz ist in Sat.1 die Stalker-Jägerin – eine Pilotfolge verlegten die Berliner auf den Tag vor dem «Verfolgt»-Start. Inhaltlich unterschieden sich beide Formate durchaus – allein schon dadurch, dass die Helden der Produktionen jeweils vom anderen Geschlecht sind.

RTL verstand es in «Verfolgt» durchaus gut, den Protagonisten in Szene zu setzen. Wieder und wieder wird dem Zuschauer erklärt, dass es sich beim 37-jährigen Leo Martin um einen ehemaligen Agenten handelte. Martin arbeitete über Jahre für den Verfassungsschutz. Dessen sicheres Auftreten und seine Zielstrebigkeit sind in «Verfolgt» perfekt in Szene gesetzt. Zudem entfallen in dem Format Stilmittel, die inzwischen als „RTLisierung“ bekannt sind. Also keine häufigen Wiederholungen mit anderen Farbfiltern, selten kommt es zu allzu dramatischer Musik. Der Aufbau des Formats ist dennoch typisch für einen Privatsender.

In jeder der drei gezeigten Folgen werden zwei Fälle behandelt – in der dritten bediente man sich sogar einer Geschichte einer ehemaligen «Deutschland sucht den Superstar»-Kandidatin, die vor einigen Monaten auch durch verschiedene Boulevard-Medien ging. Wie üblich und nötig vergehen die ersten rund 20 Minuten mit der eigentlichen Vorstellung der Problematik. Erst dann beginnt Martin mit der Recherche. Gegen Ende kommt es meist zur direkten oder indirekten Konfrontation mit dem Stalker – teilweise mit zur Hilfenahme der Polizei. Bisher war in «Verfolgt» ein Happy-End stets garantiert; anders wäre eine solche Geschichte wohl auch kaum zu erzählen. «Verfolgt» war also sicherlich eines der besseren Reality-Formate, das RTL am Mittwochabend im Angebot hat und deshalb wäre eine Fortsetzung im kommenden Jahr auch durchaus wünschenswert.

Wie geht es weiter am RTL-Mittwoch?

  • 29. Mai: «Christopher Posch Spezial» zwischen 20.15 und 22.15 Uhr
  • Ab 5. Juni: «Einsatz in vier Wänden Spezial» zwischen 20.15 und 22.15 (vier Wiederholungen)
Und auch die Quoten sprechen eine klare Sprache. Nach einem etwas schwachen Start vor drei Wochen (14,7%), ging es für die Sendung kontinuierlich bergauf. Vergangene Woche standen schon 15,7 Prozent auf der Uhr, mit dem vorläufigen Finale der Mini-Staffel erreichte Leo Martin in dieser Woche dann 16,5 Prozent. Auch die reine Reichweite spricht Bände. Hier steigerte man sich von anfangs etwas mehr als 2,8 Millionen Zuschauer auf nun 3,54 Millionen. Wichtig ist auch: «Verfolgt» konnte auf kein gutes Fundament bauen. «Christopher Posch» hatte im Vorfeld in den vergangenen beiden Wochen jeweils nur 13,7 Prozent Marktanteil – und ein Format, dass einen solchen Wert um rund drei Prozentpunkte ausbaut, ist eigentlich Gold wert.

Alles andere als eine Verlängerung der Sendung – gleichermaßen aus quoten- wie aus inhaltlicher Sicht – wäre demnach eine faustdicke Überraschung. Stalkern geht es – zumindest bei RTL – wohl auch 2014 wieder an den Kragen.
23.05.2013 09:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/63947
Manuel Weis

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Tags

Christopher Posch Deutschland sucht den Superstar Extra Familiengericht Stalkers Verfolgt

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