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Die Kritiker: «Der Kriminalist: Dolly 2.0» (11x01)

Am Freitag startet beim ZDF eine neue Staffel von «Der Kriminalist».

Inhalt
Folge 1 – Dolly 2.0

Eine junge Frau sucht ihren Platz im Leben. Die gut gemeinten Lügen ihrer Familie verletzen Bea Weigand tief in ihren Gefühlen und führen letztlich zu ihrem Tod. Ein Spaziergänger findet den leblosen Körper der jungen Frau auf einem verlassenen Rummelplatz. Rettungssanitäter Maik Peters erkennt Bea sofort wieder. Erst vor sechs Monaten hatte er die 19-Jährige eiligst ins Krankenhaus einliefern müssen, als sie an einer Alkoholvergiftung zu sterben drohte. Doch nun ist ihr Tod keineswegs ein Unfall.

Schumann beginnt, sich mit Beas Lebensumständen auseinanderzusetzen und stößt schnell auf die unzähligen Zeichnungen und Comics, die Bea angefertigt hatte. Die Bilder verraten das große Talent der jungen Frau, deren Comicgeschichten in einem Fachladen zu den meistverlangten Titeln gehören. Das kleine Geschäft gehört Freundin Phyllis, die mit Bea und deren Schwester Anita eine Dreier-WG bewohnt. Beide Frauen berichten Schumann übereinstimmend, dass es Bea nach ihrem Krankenhausaufenthalt gut ging. Sie hatte sogar einen Vertrag mit einem großen Comic-Verlag abgeschlossen. Ihre neuesten Werke sind auch nicht länger in düsterem Schwarz-Weiß gezeichnet, sondern strahlen in kräftigen Farben. Besonders Anita nimmt der Tod ihrer kleinen Schwester sehr mit. Die Bindung zwischen beiden war immer sehr eng - Bea hatte ihr einst, als Anita als Baby an Leukämie erkrankte, mit einer Knochenmarkspende das Leben gerettet. Auch in den Comics spielten die Schwestern seit jeher die Hauptrollen, bis Bea sich in ihren Geschichten plötzlich allein darzustellen begann. Schumann vermutet, in diesen Comics die Lösung des Falles finden zu können, doch bis er endlich die Zeichnungen der jungen Frau zu entschlüsseln weiß, scheint es schon fast zu spät: Eine weitere Tragödie bahnt sich an.

Folge 2 – Nacht am See
"Derselbe Friseur!" Das sind die Worte, mit denen sich die neue Kriminalkommissarin Esther Rubens einführt. Denn ihre erste Begegnung mit Bruno Schumann findet bei und angesichts einer Leiche statt, die ihrem neuen Chef nicht nur aufgrund des rasierten Schädels verblüffend ähnlich sieht. Damit weiß Schumann sehr schnell, mit wem er es zu tun hat: Esther Rubens ist eine forsche, wache, aufmerksame Person, die ihr Herz auf der Zunge trägt, nicht leicht einzuschüchtern ist und mit eigenwilligen gedanklichen Zusammenhängen durchaus bereichert.
An einem kleinen See fernab vom Trubel der Großstadt begegnet Bruno Schumann zufällig dem Versicherungsvertreter Klaus Tensfeld. Der begibt sich just zu jener einsamen Bank am Ufer, auf der Schumann selbst nach einem langen, bewegten Tag saß.

Am folgenden Morgen wird Tensfeld tot aus dem See geborgen, er wurde erschossen. Ein Mordmotiv suchen die Kommissare allerdings vergeblich. Nur allzu gut kennt Bruno Schumann den kleinen See außerhalb von Berlin, an dem nun ein Mann tot aus dem Wasser geborgen wurde. Oft genug sitzt der Hauptkommissar selbst dort, wo nun blutige Flecken den Tatort markieren. Auf Klaus Tensfeld wurde offenbar aus weiter Entfernung geschossen, etwa vom gegenüberliegenden Ufer. Dort befindet sich das Haus des Politikers und Bauunternehmers Percewicz. Doch weder er noch seine Familie scheinen die tödlichen Schüsse am vergangenen Abend wahrgenommen zu haben. Tensfeld war ein unbescholtener Versicherungskaufmann, der sich aufopferungsvoll um seine im Rollstuhl sitzende Frau kümmerte und lediglich einmal in der Woche abends ein paar freie Stunden für sich in Anspruch nahm. Einzig auffällig ist eine gewisse Ähnlichkeit des Toten mit Bruno Schumann. Esther Rubens hält trotz Schumanns abwehrender Haltung vehement daran fest, dass der Schütze es womöglich auf Schumann abgesehen hatte.

Plötzlich wird Schumann das unbehagliche Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Zeitgleich erfahren die Kommissare, dass Maren Tensfeld, die Ehefrau des Versicherungsvertreters, ihren Mann ermuntert hatte, sich mit Frauen zu treffen. Allerdings hatte dieser das Angebot nie wahrgenommen, sondern seinem Arbeitskollegen Ralf Posegga den Vortritt gelassen. Gerade als Schumann hofft, in diesen Verwicklungen vielleicht doch noch ein Tatmotiv gegen Tensfeld aufzuspüren, entdeckt er eine Abhörwanze im Ärmelaufschlag seines Mantels und wird erneut mit Esthers Vermutung konfrontiert.

Darsteller
Christian Berkel («Das Experiment») als Bruno Schumann
Maya Bothe («Die Familienanwältin») als Alex Keller
Janek Rieke («Die weiße Massai») als Kommissar Winter
Anna Blomeier («Goethe!») als Esther Rubens
Barbara Prakopenka («Lena – Liebe meines Lebens») als Bea Weigand
Jasna Fritzi Bauer («Barbara») als Anita Weigand
Judith Engel («Unsere Mütter, unsere Väter») als Katharin Weigand

Kritik
Nicht nur durch den hervorragenden Hauptdarsteller Christian Berkel schafft es «Der Kriminalist», sich ein wenig von der Masse der übrigen Krimiproduktionen des ZDF abzuheben. Denn hier ist durchaus der Versuch erkennbar, sich tiefer in die Psychologie der in den Mordfall involvierten Figuren zu begeben, als das in diesem Genre bei diesem Sender üblich ist. In der Auftaktfolge der insgesamt vier neuen Ausgabe entsteht etwa das durchaus vielschichtige Psychogramm einer avantgardistischen Künstlerin in der beruflichen und privaten Krise.

Doch leider zeigt man, dass man sich doch an die abgehalfterten melodram- und klamauklastigen Sehgewohnheiten anpassen will, was besonders in „Dolly 2.0“ sehr deutlich zu erkennen ist. Immer wieder wird der an sich recht dramatische und nahbar geschriebene Haupthandlungsstrang von allerhand Lapalien-Geschichten um Bruno Schumanns Kollegen unterbrochen, die sich über den Kaffee streiten und auch im Allgemeinen zu bemüht auf Comic Relief gebürstet sind. Das schadet der Atmosphäre immens, da sich diese klamaukigen Motive mit dem Versuch eines vielschichtigen Künstlerportraits doch sehr beißen.

Mit dem Ausscheiden von Maya Bothe aus der Serie und der Einführung einer neuen Kollegin bringt schließlich die dritte Folge ein wenig frischen Wind in die festgefahrenen dramaturgischen Strukturen. Letztlich bleiben aber auch dann manche Dialoge zu banal und weichgespült, was die inhaltlich guten Ansätze immer wieder torpediert. Wünschenswert wäre es, wenn sich «Der Kriminalist» noch mehr auf den dramaturgisch interessanteren Ansatz der vielschichtigen Charakterstudien konzentrieren würde, anstatt melodramlastig im Privatleben der Ermittler nach Identifikationspotential zu suchen. Nur dadurch würde man signifikant aus dem ZDF-Krimieinerlei herausstechen können.

Die neue Staffel von «Der Kriminalist» ist ab Freitag, 3. Mai 2013, um 20.15 Uhr zu sehen.
02.05.2013 11:34 Uhr Kurz-URL: qmde.de/63551
Julian Miller

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