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Weißt du noch? Als «K11» zwischenzeitlich abgesetzt war

Kaum ein Format hat im Fernsehen eine solche Berg- und Talfahrt erlebt wie «K11»: Die Crime-Reality hatte in Sat.1 zwischenzeitlich sogar fünf Millionen Zuschauer, war einmal abgesetzt, wurde wiederbelebt und durfte sich in der Primetime versuchen.

2003 war das Jahr, in dem Sat.1 unangefochtener Quotenkönig in der Daytime war: Die Courtshows wie «Richterin Barbara Salesch» und «Richter Alexander Hold» befanden sich auf dem Höhenflug, «Zwei bei Kallwass» hatte sich seit einigen Monaten ebenfalls zu einer höchst erfolgreichen Institution am Mittag entwickelt. Als Spin-Off der Richtershow von Alexander Hold startete Sat.1 im März 2003 die Crime-Reality «Lenßen & Partner», in der die Ermittlungsarbeit von Privatdetektiven nachgespielt wurde. Die Serie entwickelte sich zum Hit, Sat.1 startete kurze Zeit später «Niedrig und Kuhnt – Kommissare ermitteln» sowie am 01. September 2003 «K11 – Kommissare im Einsatz». Letzeres Format hat nach mittlerweile sieben Jahren Sendezeit eine bewegte Geschichte hinter sich: Es war zwischenzeitlich sowohl das erfolgreichste Vorabendformat in Sat.1, aber später auch das Synonym für den Quotenverfall der Sat.1-Daytime.

Im Zuge der erfolgreichen Etablierung des ersten privaten Telenovela-Formats «Verliebt in Berlin» im Jahr 2005 konnte auch «K11» die besten Reichweiten seiner Geschichte einfahren: Nach den Geschichten um Lisa Plenske begeisterten die Kommissare Michael Naseband und Alexandra Rietz oftmals mehr als fünf Millionen Zuschauer – beispielsweise am 07. März 2006, als bis zu 6,15 Millionen und durchschnittlich 5,53 Millionen Zuschauer die Crime-Doku verfolgten. Knapp 20 Prozent Marktanteil konnte das Format hier in der Zielgruppe holen und kam in diesen Wochen und Monaten oftmals an die Marktanteile des Klassikers «GZSZ» bei RTL heran; in den Gesamtreichweiten war man der Daily Soap meist sogar uneinholbar enteilt.

Zwar konnte «K11» die hervorragenden Zuschauerzahlen nicht dauerhaft bestätigen, war aber in den kommenden Jahren ein verlässlicher Garant für überdurchschnittliche Quoten und wurde daher zeitweise in Doppelfolgen am Vorabend ausgestrahlt. Kurz vor dem Jubiläum der 1000. Ausgabe testete Sat.1 das Format daher sogar in der Primetime: Ab August 2008 gab es vier einstündige Folgen jeweils mittwochs um 22.15 Uhr. Die Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen lagen zwischen zehn und 13 Prozent, womit nur ein durchschnittlicher Erfolg bescheinigt werden konnte. Weitere Spätabend-Ausflüge wurden daher vermieden.

Die bisherige Erfolgsstory von «K11» fand am 09. Oktober 2008 ihr abruptes Ende: Durch die komplette Umgestaltung des Sat.1-Vorabends verlegte Sat.1 das Format auf den Sendeplatz um 19.30 Uhr. Unüberlegt war der Schritt des Senders keineswegs, funktionierte das Format jahrelang auch um 19.15 und 19.45 Uhr, bevor es ab März 2008 um 18.30 Uhr startete. Doch die erneute Umstellung des Vorabends machten die Zuschauer nicht mehr mit; die Quoten der meisten Sat.1-Sendungen nahmen Schaden. «K11» rutschte von einem Tag auf den anderen in den roten Bereich, erzielte nur noch einstellige Marktanteile deutlich unter dem Senderschnitt.

Nachdem sich die Zuschauerzahlen nicht erholten, kündigte Sat.1 im August 2009 sowohl das Ende für das einstige Ur-Format «Lenßen & Partner» als auch «K11» an. Beide Serien sollten im November ihre jeweils letzten Episoden zeigen. Sat.1 entschied sich doch kurz darauf anders: Der einstige Vorabend-Hit «K11» sollte auch 2010 mit neuen Folgen zurückkehren; die Produktion wurde spontan wieder aufgenommen – «Lenßen & Partner» blieb jedoch abgesetzt. Einen Anteil an der Wiederbelebung des tot geglaubten Formats dürfte auch die nicht allzu kleine Fangemeinde der Kommissare von «K11» haben, die unter anderen in Internet-Foren gegen die Einstellung mobil machte und Sat.1 wissen ließ, wie viele treue Fans die Ermittler Naseband und Co. haben.

Doch auch trotz neuer Folgen und der verhinderten Absetzung kann die Serie bis heute nicht an alte Quotenerfolge anknüpfen: Auf dem Sendeplatz um 19.30 Uhr, nach der gefloppten Fake-Doku «Schicksale», konnte «K11» zuletzt meist nur einstellige Marktanteile in der Zielgruppe erreichen. Insgesamt sehen aktuell weniger als 2,50 Millionen Zuschauer zu. Dem Vorabend-Klassiker kommt allerdings mittlerweile zugute, dass Sat.1 keine erfolgreichen Alternativen aufbieten kann: Und da «Schicksale» noch schlechtere Zuschauerzahlen als die Kommissare einstecken musste, ist «K11» seit dem 15. November 2010 sogar wieder in Doppelfolgen ab 19.00 Uhr zu sehen. Dies dürfte die letzte Chance für das zwischenzeitlich erfolgreichste, abgesetzte, wiederbelebte und mit einem Primetime-Ausflug versehene Format sein, das es auf mittlerweile über 1300 Episoden gebracht hat. Sollte diese Chance nicht genutzt werden, ist die erneute Absetzung nah – diesmal die endgültige.
15.11.2010 09:33 Uhr Kurz-URL: qmde.de/45817
Jan Schlüter

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K11

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