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Der Fernsehfriedhof: Das steife Dutzend

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 106: Das Lieblingsquiz von Stefan Raab.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines Beispiels wie uncool Privatfernsehen sein kann.

«Jeder gegen Jeden» wurde am 09. September 1996 in Sat.1 geboren und war eine direkte Kampfansage an die Quizshow «Jeopardy!» auf RTL, die seit 1994 für gute Quoten sorgte. Auf der Suche nach einem geeigneten Konzept, das der Konkurrenz Einhalt gebieten konnte, wurden die Verantwortlichen von Sat.1 in der britischen Sendung «15 to 1» fündig, in der pro Ausgabe 15 Kandidaten gegeneinander antraten. In der deutschen Adaption gab es zwar nur noch 12 Bewerber, aber sonst blieb das Spielprinzip weitestgehend erhalten. Nach einer Vorrunde zum warm werden konnte jeder Spieler nach der korrekten Beantwortung einer Frage einen Mitspieler auswählen, der die nächste Frage gestellt bekam. Das war deswegen kritisch, weil jeder, der in der Show drei Fragen falsch beantwortete, rausflog. Am Ende blieben drei Kandidaten übrig, die in einem Finale um den Tagessieg und 5.000 DM kämpften. Der Gewinner durfte in der nächsten Ausgabe seinen Titel verteidigen.

Als Gegenspieler zur Showgröße Frank Elstner bei RTL wählten die Macher von «Jeden gegen Jeden» ausgerechnet den Nachrichtenmoderator Hans-Hermann Gockel, der zwar etwas Seriosität in die Show brachte, ihr aber auch jede Dynamik nahm. Er begann jede Sendung mit einem großen Stapel Karteikarten, die er emotionslos abarbeitete wie ein Verwaltungsbeamter. Ab dem Jahr 2000 wurde er dann durch den ehemaligen MTV-Moderator Holger Speckhahn ersetzt und die Anzahl der Wettstreiter auf zehn reduziert. Gleichzeitig nahm auch das Niveau der Fragen deutlich ab, weswegen die dümmsten Antworten der Kandidaten mehrmals in Stefan Raabs «TV Total» aufgegriffen wurden.

Am Ende überlebte die halbstündige Show auf dem werktäglichen Sendeplatz um 17.00 Uhr drei Monate länger als der Konkurrent «Jeopardy!», wurde dann jedoch durch die Weiterentwicklung «Quizfire» ersetzt. In dieser traten B-Promis (vor allem ehemalige «Big Brother»-Kandidaten) an, die bei drei falschen Antworten mithilfe eines „Schleudersitzes“ in den Studiokeller abgesenkt wurden.

«Jeder gegen Jeden» wurde am 30. März 2001 beerdigt und erreichte ein Alter von rund viereinhalb Jahren. Die Show hinterließ den Moderator Hans-Herrmann Gockel, der nach seinem Ausstieg nur noch als Nachrichtensprecher tätig war. Holger Speckhahn präsentierte außerdem «Top Of The Pops», das «Inselduell» in Sat.1 und die belanglose ProSieben-Show «Mars oder Venus – Männer, Frauen, Vorurteile»

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann einer weiteren Quizshow voller «Superbrains».
30.09.2010 09:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44878
Christian Richter

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Tags

15 to 1 Big Brother Fernsehfriedhof Inselduell Jeden gegen Jeden Jeder gegen Jeden Jeopardy! Mars oder Venus Männer Frauen Vorurteile Quizfire Superbrains TV Total Top Of The Pops

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