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Brandneues aus der Anstalt!

Internet-Star Rob Vegas lobt das ZDF und sucht das politische Gleichgewicht in den deutschen Medien.

In den letzten Monaten konnte man in Punkto ZDF immer wieder von politischer Einmischung lesen. Nikolaus Brender musste seinen Hut nehmen und das Image des Senders wurde nicht nur in Medienkreisen ordentlich ramponiert. Nun ist Kritik immer schnell zu schreiben, doch an diesem Sonntag soll einmal das Lob im Mittelpunkt meiner kleinen Ecke hier auf Quotenmeter.de stehen.



In der vergangenen Woche gab es wieder einmal «Neues aus der Anstalt» im ZDF zu sehen. Ich habe diese Sendung komplett gesehen und war völlig von den Socken. Mit jeder weiteren Sekunde dachte ich an ein Schwarzbild wie zu Zeiten von Schreinemakers. Urban Priol und Georg Schramm haben an diesem Abend wohl die beste Sendung in ihren beiden Karrieren abgeliefert. Es ging um den Krieg in Afghanistan und Politiker, welche sich am Grabe der toten Soldaten bestenfalls ihr Image aufpolieren wollten. Stattdessen sollten gerade diese Damen und Herren in solchen Momenten schweigen und sich Gedanken um die Zukunft machen.

Nun nennt man diese Art der politischen Unterhaltung gerne Satire oder Kabarett. Doch nehmen Sie sich einfach die Zeit und schauen sich die Sendung noch einmal online in der Mediathek an. Georg Schramm hat in seiner Rolle als Oberst etwas völlig Neues geschafft. Vollkommene Stille im Publikum bei seiner alternativen Grabrede und ein Jubel der Zustimmung am Ende. Die Leute haben nicht mehr gelacht, sondern ihre Zustimmung in einer Unterhaltungssendung zum Ausdruck gebracht. Das eine solche Sendung im deutschen Fernsehen ohne Einschränkungen ausgestrahlt wird spricht eindeutig für das ZDF. Von politischer Einflußnahme keine Spur.

Nun mag jeder seine eigene Meinung zu diesem Thema vertreten, doch sprach Gregor Gysi im Bundestag ebenfalls über den "sinnlosen" Einsatz und wurde dafür von bestimmten Medien kritisiert oder einfach ignoriert. Im Inhalt und den Forderungen war die Rede dabei fast identisch mit den Worten von Schramm, welchen ich an dieser Stelle keinesfalls zum Sympathisanten der Linken schreiben mag. Mich ebenfalls nicht. Für die Linke ist Afghanistan zudem auch ein Wahlkampfthema in NRW. Doch kann man in unserer Medienlandschaft anscheinend nur noch unter der Plakette Satire und Kabarett über solche Themen ehrlich sprechen, um nicht am Tag darauf als "fatalistische Opposition" vom Spiegel angeprangert zu werden.

Ich bin kein Sympathisant der Linkspartei und würde diese Kolumne niemals dazu nutzen Leser von einer Partei zu überzeugen. Das wäre falsch. Als Konsument werde ich aber von einer sehr bekannten, deutschen Tageszeitung täglich dazu aufgefordert mein Beileid den gefallenen Soldaten der Bundeswehr online zu bekunden. Nur finde ich nirgendwo auch nur einen Link zum Kondolenzbuch für die zivilen Opfer des Luftangriffs der Bundeswehr in Afghanistan. Die Berichterstattung ist völlig einseitig geworden.

Wir haben uns nach dem Irak-Krieg über die schlimme Propaganda der US-Medien aufgeregt. Zahlreiche deutsche Medien und Sendungen wie «ZAPP» im NDR haben ausführlich darüber berichtet. Stolz könnten wir auf unsere eigenen Medien sein. Doch wenn sich eine Frau Käßmann in einem freien Land kritisch über den Einsatz am Hindukusch äußert, dann wird ihr mangelender Respekt vor den Soldaten vorgeworfen und irgendwie erlangt eine große Tageszeitung Informationen zu einer Trunkenheitsfahrt? Dürfen denn nur noch Kabarettisten in diesem Land frei sprechen? Oder wird ein Georg Schramm nun nächste Woche für ein Verkehrsvergehen mit Schlagzeilen angeprangert? Das Gleichgewicht in der Berichterstattung über diesen Einsatz ist nicht mehr vorhanden. Warum ist das so? Sollten nicht gerade wir in Deutschland bedacht auf eine ausgewogene Berichterstattung sein?

In dieser Woche gibt es hier keine Rob Vegas Show, sondern eine Wahlhilfe für die Landtagswahl in NRW am 9. Mai . Aus den Medien kennt man die Affäre um Jürgen Rüttgers und den Namen Hannelore Kraft. Doch kennen sie zum Beispiel den Spitzenkandidaten der Grünen? Wer tritt eigentlich für eine junge Piratenpartei an und wer zum Teufel ist Bärbel Beuermann?

Ein wenig mehr politische Gleichberechtigung kann unseren Medien vielleicht nicht schaden. Bis dahin können wir nur froh über die Leistung der Kabarettisten sein. Der Unterschied zwischen Kabinett und Kabarett ist nicht groß.

Ihr

Rob Vegas


Mehr Informationen zu Rob Vegas finden Sie auf seiner Webseite.





25.04.2010 12:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/41564
Rob Vegas

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Tags

krieg afghanistan medien berichterstattung neues aus der anstalt zdf urban priol georg schramm politik quotenmeter rob vegas

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