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«In Treatment»: Die Macht der Worte

Am Montag startet eine besondere Serie im Fernsehen: Ein Therapeut und ein Patient unterhalten sich eine halbe Stunde lang.

Keine Action, keine aufregenden Kamerafahrten, nur zwei Darsteller und lediglich eine Kulisse. Die HBO-Produktion «In Treatment» wirkt auf den ersten Blick wie eine Billigproduktion, doch hinter dem äußeren Anschein steckt ein wahres Juwel. Denn die halbstündige Serie bildet Therapiesitzungen ab, die in der Praxis von Paul stattfinden.

Die 43 Folgen der ersten Staffel strahlte HBO zwischen dem 28. Januar und 28. März 2008 aus, pro Woche wurden bis zu fünf Folgen gezeigt. Das Besondere: Die Therapiesitzungen gingen kontinuierlich weiter, jede Woche wird die Sitzung mit einem Patienten fortgeführt, zwischenzeitlich erzählt der Patient von seiner Woche. Ohne Rückblicke, versteht sich. Gerade bei «In Treatment» wird deutlich, wie wichtig gute Dialoge sind. Das Format basiert auf der israelischen Fernsehserie «Be Tipul», die im Sommer 2005 ihre Premiere feierte. Da HBO von der US-Version so begeistert ist, werde man auch in Osteuropa eine eigene Version drehen.

Aber zurück zum Thema: In der ersten Folge verkörpert Melissa George die verstörte Frau Laura, die sich eine Beziehung zu ihrem Therapeuten wünscht. Sie ist zwar liiert, doch nach einem heftigen Streit mit ihrem Freund ist sie in einen Nachtclub gegangen. Dort hat sie einen fremden Mann kennen gelernt und mit ihm Geschlechtsverkehr gehabt, wie Laura sagt. Sie fügt hinzu, dass sie dabei stets an ihren Therapeuten gedacht habe. Der Zuschauer kann nur gespannt den Worten von Laura lauschen, denn während diese Geschichte erzählt wird, bekommt dieser nur das erschöpfte Gesicht der Darstellerin zu sehen. In einer Zeit, in der selbst die Nachrichtensendungen auf bunte Bilder statt Reporter-Gesichter bei Interviews setzen, macht HBO einen Schritt zurück und hat riskiert, dass man vor Langweile ausschalten könnte.

Doch seltsamerweise kommt diese bei «In Treatment» nicht auf. Keine Frage, jede Folge hat auch einmal einen Tiefpunkt, dennoch befriedigt das Format die Gelüste der Zuschauer: Interessante und private Gespräche lauschen und das eine oder andere Geheimnis erfahren. Die Patientin ist nur eine von vielen, die den Therapeuten Paul aufsucht. Ganz anders ist die Story von Alex. Der Navy-Pilot war eine lange Zeit im Irak stationiert und hatte die Mission, ein feindliches Ziel zu zerstören. Er führte den Auftrag aus und legte sich beruhigt schlafen, allerdings zerstörte er kein terroristisches Ziel, sondern eine Unterkunft für die Bevölkerung. Die irakischen Zeitungen haben ein altes Bild von Alex gefunden und machen im Internet Hetze auf den Piloten. Dieser möchte nun zurück in den Irak und sich den Schaden seiner Zerstörung anschauen.

Mit Sophie scheint etwas nicht zu stimmen, meint eine Sozialarbeiterin. Aus diesem Grund ist sie bei Paul und muss einige Sitzungen ableisten. Sophie hatte einen Fahrradunfall, denn ein Autofahrer hat sie gerammt, zum Glück ist sie mit kleineren Verletzungen davon gekommen. Während Sophie erzählt, ihr gehe es gut, glaubt Paul nicht wirklich daran. Während sie nur schleunigst weg von dem Therapeuten will, beharrt Paul auf weitere Gespräche. Es bleibt spannend, denn hinter der normalen Fassade scheint ein gebrochenes Mädchen zu stecken.

Das Schweizer Fernsehen strahlt ab Montag, dem 6. Juli 2009, die halbstündige Drama-Serie «In Treatment» aus. Alle Folgen der ersten Staffel sind gegen 22.35 Uhr bei SF zwei zu sehen.
04.07.2009 08:02 Uhr Kurz-URL: qmde.de/35927
Fabian Riedner

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In Treatment

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