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Der Fernsehfriedhof: «Der große deutsche Prominenten-Buchstabiertest»

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 11: Die ABCs-Promis.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir der Show mit dem wahrscheinlich längsten Namen der deutschen Fernsehgeschichte.

«Der große deutsche Prominenten-Buchstabier-Test» wurde am 01. Mai 2004 in Sat.1 geboren und war eine dieser Sendungen, bei der bereits vor dem Start erhebliche Zweifel am Konzept und an der Ausführung aufkamen. Immerhin bestand ihre Grundidee schlicht darin, bekannte Persönlichkeiten schwierige Wörter buchstabieren zu lassen. Insofern versprach ihr ungelenker Titel genau das, was das Ergebnis letztendlich lieferte. Welchen Anspruch die Produktionsfirma Constantin Entertainment dabei anstrebte und welches Niveau sie ihren potentiellen Zuschauern zutraute, ließ sich am offiziellen Werbetext ablesen. Dort hieß es: „In dieser Spielshow zählen weder Muskeln noch Schönheit, weder Geschicklichkeit noch Trinkfestigkeit – hier ist Köpfchen gefragt! Genauer gesagt das Wissen um die Orthografie bzw. Orthographie… soll heißen: die Rechtschreibung!“ Gänzlich unpassend waren diese Formulierungen insofern nicht, als dass das zugrunde liegende Prinzip auf einem Wettbewerb basierte, der gewöhnlich in amerikanischen Grundschulen ausgetragen wurde.

Pro Ausgabe traten vier Teams aus je drei Kandidaten in mehreren Runden an. In ihnen galt es, Worte aus verschiedenen Themenbereichen zu buchstabieren, fehlende Begriffe aus Liedtexten zu ergänzen und dann zu buchstabieren oder sich einen kompletten Satz diktieren zu lassen. In einem weiteren Spiel war zudem für komplizierte Begriffe aus einer Auswahl von verschiedenen Schreibweisen die jeweils korrekte auszuwählen. Typische Herausforderungen waren in diesem Rahmen Worte wie „Rhinozeros“, „Chamäleon“, „Nasenhaarschneider“ oder „Borkenkäferbekämpfung“. Schritt für Schritt wurde so das Teilnehmerfeld auf ein Final-Paar reduziert. Der Sieger des letzten Spiels gewann 25.000 Euro, die er seiner ehemaligen Schule spenden konnte, und durfte seine Biographie offiziell um den Begriff „Buchstabier-Champion“ erweitern.

Die Zusammenstellung der Kontrahenten geriet äußerst bunt und reichte von bekannten Namen wie Guildo Horn, Til Schweiger, Barbara Schöneberger, Vera Int-Veen und Jörg Wontorra über Alexander Mazza, Michelle, Peter Schilling, Aleksandra Bechtel, Nova Meierhenrich, Enie van de Meiklokjes, Franklin Schmidt, Janine Reinhardt, Thomas Strunz, Götz Otto, Dieter Landuris, Janine Kunze, Michaela Schaffrath und Lisa Fitz bis hinzu Kader Loth und Tatjana Gsell. Darüber hinaus bildeten in einer Episode die Politiker Cornelia Pieper, Laurenz Meyer und Silvana Koch-Mehrin ein Team. Außerdem wirkten mit Alexander Hold, Angelika Kallwass, den Ermittlern von «K11 – Kommissare im Einsatz» sowie einigen Anwälten aus den nachmittäglichen Gerichtsreihen nahezu alle Gesichter des Sat.1-Daytime-Angebots mit. Natürlich durften aber auch Axel Schulz sowie eine Handvoll ehemaliger «Big Brother»-Bewohner nicht fehlen.

Die Spielleitung übernahm die frühere «Explosiv»-Moderatorin Barbara Eligmann, die ihr kaum vorhandenes Unterhaltungstalent bereits in der Produktion «clever! - Die Show, die Wissen schafft» demonstrieren konnte. Erneut versuchte sie ihre angeborene Steifheit und Anspannung mit ihrem auf höchster Stufe eingeschalteten „Gute-Laune“-Modus zu überdecken, der stets aufgesetzt und erzwungen wirkte. Zudem schien sie sich nie gänzlich mit dem dargebotenen Kindergeburtstag angefreundet zu haben.

Noch erstaunlicher als die Tatsache, dass ein Projekt wie dieses überhaupt eine Umsetzung erreicht hat, war der Sendeplatz, der ihm zugesprochen wurde. Sat.1 schickte die 60minütigen Ausgaben nämlich am Samstagabend zur Primetime über den Schirm, wo sie zusammen mit «Der Millionen Deal» - der ersten Version von «Deal Or No Deal» - eine kleine Show-Offensive bilden sollte. Gegen die damals noch zuschauerstarke Konkurrenz von «Wer wird Millionär?» kämpfte Eligmann nicht nur mit ihren Buchstaben-Feen, sondern wöchentlich auch um knapp zweistellige Zielgruppenmarktanteile. Weil ihr dies allen negativen Vorzeichen zum Trotz öfters gelang, kündigten die Verantwortlichen von Sat.1 auf der offiziellen Programmpräsentation eine Fortsetzung des Formats um eine weitere Staffel an. Allerdings wurde diese Drohung nie in die Tat umgesetzt.

«Der große deutsche Prominenten-Buchstabier-Test» wurde am 12. Juni 2004 beerdigt und erreichte ein Alter von sechs Folgen. Die Show hinterließ insgesamt 72 prominente Zeitgenossen, die durch die Absetzung eine Möglichkeit weniger hatten, um ihr Gesicht in eine Kamera halten zu können. Die Moderatorin Barbara Eligmann führte noch bis zum Jahr 2009 durch das Quiz «clever! - Die Show, die Wissen schafft», während sich ihre späteren Reality-Dokus «Hilfe! Zu Hause sind die Teufel los» und «Mieter in Not» zu großen Misserfolgen entwickelten.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs widmet sich dem ersten B-Promi.
20.11.2008 08:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/31074
Christian Richter

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